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Schwimmen In anderen Gefühlswelten

Sarah Köhler und Florian Wellbrock aus der SCM-Trainingsgruppe blicken zwiegespalten auf die Olympia-Verlegung.

Von Daniel Hübner 26.03.2020, 00:01

Magdeburg l Die große Welle, auf der Sarah Köhler und Florian Wellbrock in den vergangenen Monaten geschwommen sind, ist nun unfreiwillig abgeebbt. Das Coronavirus hat dafür gesorgt, dass sie ihre herausragende Form nicht mehr in diesem Jahr nach Tokio bringen können, da die Olympischen Sommerspiele bekanntlich auf 2021 verschoben wurden. Und dass dies den beiden Vorzeige-Athleten aus der Trainingsgruppe des SC Magdeburg und des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) nicht sonderlich behagt, ist allzu verständlich. Trotzdem haben sie die Entscheidung in unterschiedlichen Gefühlswelten erlebt.

Köhler sagte also: „Ich bin in dieser Saison bereits einen Weltrekord geschwommen und auch zuletzt im Trainingslager lief es richtig gut – dass ich diese gute Form nicht in diesem Sommer nutzen kann, ist sehr schade.“ Auch Wellbrock erklärte: „Ich bin natürlich enttäuscht.“ Doch sein Blick richtete sich sogleich auf das nächste Jahr.

Köhler hat im vergangenen Jahr ebenso wie ihr Lebensgefährte auf der ganz großen Weltbühne den Sprung an die Spitze geschafft. Sie ist in Gwangju (Südkorea) Vizeweltmeisterin über die 1500 Meter Freistil geworden, über die sie zudem den deutschen Langbahn-Rekord hält. Sie hat auch in den Monaten danach, als es bereits in die direkte Olympia-Vorbereitung ging, nie an Stärke verloren. Den vorläufigen Höhepunkt setzte sie bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften im November in Berlin, als sie über die längste Beckendistanz in 15:18,01 Minuten einen Weltrekord aufstellte.

Nun muss sie ein Jahr auf das größte Sportevent der Welt warten und versuchen, ihre Form wenigstens zu kompensieren. „Es wird nun einige Tage brauchen, bis die Entscheidung über die Verschiebung dieser Spiele bei mir angekommen ist, auch wenn sie zuletzt immer absehbarer wurde“, erklärte die 25-Jährige.

Mit ein bisschen Abstand von der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird sie aber vielleicht so denken, wie Wellbrock denkt. „Die Corona-Pandemie hat zurzeit die ganz Welt in eine Ausnahmesituation versetzt“, sagte er, „so dass im Moment die Prioritäten aller natürlich auf ganz anderen Dingen liegen. Unsere Gesundheit ist das Allerwichtigste.“ Für Wellbrock ist die Verschiebung der Spiele ins Jahr 2021 daher „die einzige richtige Entscheidung“, betonte der 22-Jährige.

Wellbrocks Stern leuchtet schon seit einigen Jahren mit jeder Saison ein wenig heller, seit der WM 2019 strahlt er besonders grell am Schwimm-Himmel. Weltmeister über die olympischen zehn Kilometer im Freiwasser, Weltmeister über die 1500 Meter Freistil im Becken. Das große Selbstvertrauen, das er gewonnen hat, lässt ihn auch in der aktuellen Situation nicht verzagen. Zumal er die Normzeiten für Olympia über 800 Meter und 1500 Meter bereits abgeliefert hat und im Freiwasser sowieso qualifiziert war. Wellbrock: „Ich weiß, dass ich meine Chance einfach im nächsten Jahr nutzen werde.“

Derzeit laufen für Köhler, Wellbrock und den Olympiakader um Trainer Bernd Berk-hahn am Magdeburger Bundesstützpunkt die Einheiten „ganz normal weiter“, berichtete Wellbrock. Er will natürlich auch nichts von seiner Form verlieren, er will sie vielmehr in Richtung 2021 weiter ausbauen. Denn: „Für mich bedeutet die Verlegung auch, dass ich im nächsten Jahr sowohl bei den Spielen als auch bei den Weltmeisterschaften an den Start gehen will.“

Die WM wird in Fuoka (Japan) ausgetragen. Geplant ist bislang vom 16. Juli bis 1. August. Aber das kann sich mit der Terminsuche für die Sommerspiele natürlich ändern. Wellbrock ist sowieso nur eines wichtig: „Ich möchte bei beiden Wettkämpfen meine bestmögliche Leistung abrufen.“