1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Regionalsport
  6. >
  7. Schwimmer des SC Magdeburg knacken fünf Normen für Tokio

Schwimmen Schwimmer des SC Magdeburg knacken fünf Normen für Tokio

Mit Isabel Gose, Lukas Märtens und Florian Wellbrock haben am Wochenende in der Magdeburger Elbehalle gleich drei Schwimmer des SCM Normen für die Olympischen Spiele in Tokio erfüllt.

Von Daniel Hübner 11.04.2021, 21:09

Magdeburg. Die Sache mit der Wende musste Bernd Berkhahn doch noch einmal erklären. Und die Sache mit dem Start außerdem. Der Start von Lukas Märtens war also eher „eine Katastrophe“, sagte Berkhahn mäßig lächelnd. Und seine Wenden, „die waren im Training auch schon besser“, erklärte der Coach der Magdeburger Schwimmer. Nun gut, ein Zufall kann die Zeit des 19-Jährigen trotz dieser Defizite auch nicht gewesen sein. Denn Lukas Märtens vom SCM hat beim Gothaer & Friends-Pokal in der heimischen Elbehalle immerhin und sehr deutlich die Norm für die Olympischen Spiele geknackt – am Sonnabend über die 400 Meter und gestern über die 1500 Meter Freistil. Und jeweils in den persönlichen Bestzeiten von 3:45,29 und 14:49,25 Minuten.

„Es hat alles besser funktioniert, als ich gedacht habe“, sagte Märtens. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich 3:45 Minuten schwimmen könnte. Aber die Zeit ist natürlich fantastisch.“ Auch jene über die 1500 Meter. Als Zweiter hinter Florian Wellbrock (14:46,03) erreichte Märtens das Ziel, der Doppelweltmeister schloss seinen Clubgefährten danach herzlich in die Arme. „Schwimmerisch bin ich wirklich sehr zufrieden“, resümierte Märtens.

Wie er jubelten noch andere Grün-Rote über ihre Zeiten. Manche laut, manche leise. Oder mit einem staunenden Blick wie Florian Wellbrock. Der 23-Jährige kraulte ebenfalls über die 400 Meter Freistil zu einer neuen Bestzeit und ebenfalls zur Norm für die Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August). Mit 3:44,35 Minuten erreichte er sogar noch mehr: Er schwamm direkt an die Spitze der Weltjahresbestenliste. „Ich hatte zwar gehofft, dass ich eine Bestzeit schwimmen kann. Aber diese Zeit hat mich auch überrascht“, berichtete Wellbrock. Und ergänzte: „Das bringt mich in eine gute Ausgangsposition für die langen Strecken.“

Was Wellbrock damit meint: Das Grundtempo stimmt, das intensivere Athletiktraining in den vergangenen Monaten hat sich ausgezahlt. „Das zeigt, dass Bernd Berkhahn, Norbert Warnatzsch und ich einen guten Job gemacht haben“, betonte er. Die Trainer und der Athlet also. „Aber auch die Mannschaft hat etwas mit diesem Erfolg zu tun“, ergänzte Wellbrock. „Denn Rob (Muffels/d. Red.) und Lukas scheuchen mich jeden Tag im Training. Das funktioniert alles sehr gut, was wir in Magdeburg machen“, sagte er mehr als zufrieden über die Arbeit in der SCM-Gruppe.

Tokio-Start über 400 Meter?

Die Frage, die sich nun stellt: Wird er auch in Tokio über die 400 Meter starten? Mit seinem neuen persönlichen Rekord hätte Wellbrock zumindest bei den jüngsten Spielen in Rio einen sechsten Platz belegt. Coach Berkhahn mag sich noch nicht festlegen. Aber grundsätzlich erklärte er zu einem möglichen Start seines Schützlings auf dieser Strecke: „Eigentlich nicht.“

Das hat mehrere Gründe. Wellbrock, der für Tokio bereits qualifiziert ist, will auch in den Medaillenkampf über 800 und 1500 Meter und im Freiwasser über zehn Kilometer ziehen. Diesen drei Disziplinen gehen die 400 Meter voran. „Das wäre für ihn also der intensivste Wettbewerb“, sagte Berkhahn. Dafür müsste der Coach seinen Ausnahmeathleten früher aus der Belastung in der Vorbereitung nehmen. Und dann wäre die Gefahr wiederum da, dass Wellbrock zu den abschließenden zehn Kilometern nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte an den Start gehen würde.

Nicht zu vergessen: Wie realistisch ist tatsächlich ein Medaillengewinn über die kürzeste der vier Distanzen? Berkhahn will noch keine endgültige Entscheidung treffen. Wellbrock sagte: „Man muss schauen, ob man dieses Risiko eingehen möchte, ich würde meine Olympia-Teilnahme über 400 Meter nicht kategorisch ausschließen, aber ich würde auch nicht euphorisch in die Aussicht auf einen Start reingehen.“

Auch Gose präsentiert sich stark

Dieser Aussicht krault Isabel Gose seit diesem Wochenende natürlich sehr euphorisch entgegen. Denn mit der neuen Bestzeit von 4:06,11 Minuten – ebenfalls über 400 Meter Freistil – hat sie nicht nur die Norm für Tokio deutlich unterboten. Sie hat sich damit auf Rang vier der Weltjahresbestenliste geschwommen. Ganz nach ihrem eigenen Wunsch. Und sie hat sich außerdem über die doppelte Distanz ihr zweites Ticket gesichert: Die 18-Jährige schlug in neuer Bestzeit nach 8:26,37 Minuten an, blieb damit 3,63 Sekunden unter der Vorgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes und gewann mit 2,19 Sekunden vor der bereits für Olympia gesetzten Sarah Köhler. „Es ist alles aufgegangen“, freute sich Gose über die doppelte Norm: „Mit fällt ein Stein vom Herzen.“

Und der Kampf um Tokio ist noch nicht beendet. Nicht für Gose, nicht für Märtens. Beide wollen nun am kommenden Wochenende zum Qualifikationsfinale bei den German Open über die 200 Meter Freistil angreifen. Wie auch Aliena Schmidtke (100 Meter Schmetterling) und Marius Zobel (200 Meter Freistil) im Berliner Europa-Sportpark angreifen wollen. In Magdeburg haben beide die Norm noch verpasst.