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Boxen SES-Boxer Vogel will WM-Gürtel auch für seinen verstorbenen Papa holen

Julian Vogel kann sich am Samstag einen großen Traum erfüllen. Im neuen „SES Fight Club“ unter dem Dach von LuckyFitness kämpft er um die WBO-Junioren-Krone im Superweltergewicht. Und diesen Titel will er auch für seinen verstorbenen Papa holen.

Von René Miller 13.07.2023, 11:53
Julian Vogel mit Trainer Dirk Dzemski gestern Abend beim öffentlichen  Training im Bördepark.
Julian Vogel mit Trainer Dirk Dzemski gestern Abend beim öffentlichen Training im Bördepark. Foto: Peter Gercke

Magdeburg - Gestern Abend bearbeitete Julian Vogel beim öffentlichen Training im Börde-Park nur die Pratzen von Trainer Dirk Dzemski. Am Sonnabend will er bei der SES-Gala (ab 19 Uhr auch im MDR-Live-stream) im „SES Fight Club“ unter dem Dach von LuckyFitness mit seinen Schlägen entscheidende Treffer gegen Mykyta Alistratov landen und sich gegen den Ukrainer die WBO-Juniorenkrone im Superweltergewicht holen.

„Mein größter Kampf bisher als Profi. Und den Titel will ich auch für meinen Papa holen. Er wäre sehr stolz, wenn er sehen könnte, dass ich um einen WM-Gürtel kämpfen kann“, sagt der 20-Jährige mit einer Mischung aus Traurigkeit und Angriffslust in seinen Augen.

Tattoo am Hals in Gedenken an seinen Papa

Sein Vater Olaf war am 30. Juni 2020 verstorben, woran das Tattoo mit den römischen Zahlen am Hals von Julian erinnert. „Er ist immer bei mir. Sobald ich als Boxer eine Halle betrete, denke ich an ihn. Bei den Kämpfen habe ich auch immer ein Foto von Papa dabei. Bevor der erste Gong ertönt, gibt’s von mir immer noch einen Kuss drauf und dann steckt es mein Trainer Dirk Dzemski ein“, verrät Vogel.

Sein Papa hat einst im Amateurbereich für Chemie Halle und in Berlin geboxt, später als Trainer die Jungs beim VfB Aschersleben betreut. „So war er auch mein erster Trainer, von dem ich viel gelernt habe.“ Weil er als Amateur zu viele strittige Punkturteile erlebt hatte, entschied er sich für eine Profikarriere. Inzwischen hat Vogel schon elf Kämpfe gemacht, die er allesamt gewann, sieben davon vorzeitig. Der Ascherslebener hat somit schon viel Erfahrung im Ring gesammelt. Dzemski: „So jung schon um einen großen Titel zu kämpfen, ist schon sehr früh. Aber wir wollen mit Julian angreifen. Für sein Alter ist er auch schon sehr weit. Die traurige Geschichte um seinen Papa hat ihn schnell erwachsen werden lassen. Er ist sehr selbstständig und ich kann mich voll auf ihn verlassen. Wenn ich sage, er soll am nächsten Tag zehn Kilometer laufen, dann läuft er die auch, ohne dass ich kontrollieren muss.“

Junioren-Weltmeister als große SES-Tradition

Am Sonnabend kann Vogel in die großen Fußstapfen des SES-Boxstalls treten. Denn auch Robert Stieglitz startete einst mit der WM-Krone der Junioren seine große Karriere. Auch Dominic Bösel durfte sich in jungen Jahren als Junioren-Champ feiern lassen. „Jetzt schon so im Rampenlicht stehen zu können, ist eine tolle Sache. Erfahren habe ich davon erst vor einigen Wochen auf dem Weg zum Training. Da hat der Trainer angerufen und meinte, er hätte eine tolle Neuigkeit“, berichtet Vogel stolz. Seine großen Vorbilder im Profiboxen sind Tyson Fury und Gennadi Golowkin. Vogel: „Bei Fury imponiert mir die lockere, coole Art. Und Golowkin habe ich immer sehr gerne boxen sehen.“ Und wie schätzt er sich selbst ein? „Meine Stärken sind die Schnelligkeit und Explosivität. Und ich gebe niemals auf“, so Vogel, der auch von seiner Freundin Ella unterstützt wird. „Sie kommt zum Kampf extra aus dem Urlaub von der Ostsee gefahren. Nächsten Tag fahren wir dann zusammen wieder hoch.“ Und wenn zum Gepäck auch ein WM-Gürtel gehört, wäre das Glück perfekt.

Julian Vogel hat sich das Sterbedatum (30.6.2020) seines Papas in römischen Zahlen auf den Hals tätowieren lassen.
Julian Vogel hat sich das Sterbedatum (30.6.2020) seines Papas in römischen Zahlen auf den Hals tätowieren lassen.
Foto: Gercke