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Aktuelle Debatte Reitsport gleich Tierquälerei? Das sagen Tierschützer und Reiter aus Sachsen-Anhalt

Bei den olympischen Spielen gab es Diskussionen um den Umgang mit Pferden im Reitsport. Beim Vielseitigkeitsreiten musste ein Pferd nach einem Bänderriss eingeschläfert werden. Beim modernen Fünfkampf schlug eine Reiterin mehrfach auf ihr Pferd ein. Was sagen Tierschützer und Vertreter des Reitsports aus Sachsen-Anhalt zu der Debatte?

Von Tom Szyja 09.08.2021
Fünfkämpferin Annika Schleu kam mit dem ihr zugewiesenen Pferd "Saint Boy" nicht zurecht. Zweimal lief es in Hindernisse hinein. Daraufhin kam es zum Skandal, dass Schleu, angestachelt von ihrer Trainerin, ihr Pferd mehmals schlug. Foto: Marijan Murat/dpa
Fünfkämpferin Annika Schleu kam mit dem ihr zugewiesenen Pferd "Saint Boy" nicht zurecht. Zweimal lief es in Hindernisse hinein. Daraufhin kam es zum Skandal, dass Schleu, angestachelt von ihrer Trainerin, ihr Pferd mehmals schlug. Foto: Marijan Murat/dpa dpa

Magdeburg - Beim modernen Fünfkampf kam es zum Eklat: Die deutsche Athletin Annika Schleu kam mit dem ihr zugewiesenen Pferd nicht zurecht und wurde daraufhin von ihrer Trainerin ermutigt, es mit Schlägen auf Linie zu bringen. Daraufhin gab es in den sozialen Medien und von Tierschützern heftige Vorwürfe. Einige bezeichneten den Reitsport als Tierquälerei.

Angesichts der Ereignisse in Tokio stellt die Tierrechtsorganisation Peta den Reitsport als Ganzes infrage. "Wir fordern das Internationale Olympische Komitee auf, sämtliche Pferdesport-Disziplinen aus der Liste der Sportarten zu streichen", wird Fachreferent Peter Höffken in einer Peta-Meldung zitiert.

Verband: "Reitsport führt eben nicht zu Leid an den Tieren"

Eine andere Meinung zu dem Thema vertritt der Reit- und Fahrverband Sachsen-Anhalt. "Pferdesport, wie wir ihn leben und ausüben, basiert auf Vertrauen und Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd", sagt Jürgen Mund, Präsident des Verbandes. Allerdings räumt der Vorsitzende ein, dass die Regularien beim modernen Fünfkampf einer Änderung bedürfen. Ziel müsse sein, dass es ein Miteinander zwischen Pferd und Reiter gebe.

"Sport mit Pferden ist in Ordnung, da er eben nicht zu Leid führt, wenn er regelkonform und auf Basis unserer klassischen Reitlehre ausgeübt wird. Pferde, zur Erinnerung, häufig 600 kg schwer und mit einem eigenen Willen ausgestattet, zwingen wir nicht dazu, besondere sportliche Leistungen zu erbringen. Die Pferde sind unsere Partner und es geht nur mit ihnen gemeinsam und nicht mit Zwang, Druck oder gar Quälerei", betont Mund die Berechtigung des Reitsports.

In Sachsen-Anhalt, wie in ganz Deutschland, würden speziell ausgebildete Richter bei Wettkämpfen die artgerechte Haltung und Behandlung der Pferde überprüfen. In den Ställen bei den Vereinen seien die Veterinärämter für die Kontrollen zuständig. Verstöße würden geahndet werden.

Tierschutzverbund Sachsen-Anhalt will Reitsport nicht generell verurteilen

Ähnlich wie der Reitverband beurteilt auch der Tierschutzbund Sachsen-Anhalt die Situation. "Wenn es vernünftig gemacht wird, die Tiere nicht geschlagen werden, haben wir grundsätzlich erstmal nichts gegen Reitsport einzuwenden", sagt Otfried Müller, Vorstandsmitglied beim Tierschutzbund Sachsen-Anhalt. "Für die Tiere ist es auch etwas Schönes, wenn sie bewegt werden. Es muss nur richtig gemacht werden."

Bei Olympia und generell beim professionellen Reitsport kritisiert Müller etwas anderes: "Oftmals geht es schon bei den Züchtungen der Pferde nur darum, welches Tier am meisten Profit erzielt. Das ist falsch. Das Wohl der Tiere sollte im Vordergrund stehen, nicht die finanziellen Interessen der Menschen", so Müller.