Handball SCM-Rückraum-Shooter heute gegen Island vor seinem sechsten Länderspiel Rojewski mit "aufgeladenen Akkus"
Für die Handballer des SC Magdeburg rückt in diesen Tagen die Liga ein wenig in den Hintergrund, denn am kommenden Wochenende gilt es erst einmal, wieder im Europacup Meriten zu sammeln.
Von Janette Beck
Magdeburg l Seit Montag läuft die Vorbereitung auf das Viertelfinal-Hinspiel im EHF-Cup am Samstag (18 Uhr) bei HC Tatran Presov. Allerdings finden die Trainingseinheiten zunächst ohne Cheftrainer Frank Carstens sowie die beiden Nationalspieler Andreas Rojewski und Björgvin Gustavsson statt. Die Verantwortung fürs Team, das am Freitagmorgen, hoffentlich dann wieder komplett, die Reise in die Slowakei antreten wird, hat vorerst Co-Trainer Dirk Pauling.
Bis einschließlich heute ist derweil Carstens beim Kurzlehrgang der deutschen Nationalmannschaft in Hirschberg, in der Nähe von Mannheim, gefordert. Der gipfelt am Abend in das Testländerspiel des DHB-Team gegen Island (20.00 Uhr/live Euro). Die Partie in Mannheim gegen den Olympiazweiten von Peking bildet den Beginn der Vorbereitung auf die Qualifikationsspiele für die WM 2013. Um in Spanien dabei zu sein, muss sich die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger am 9./10. Juni und am 16./17. Juni gegen Bosnien-Herzegowina durchsetzen. Weitere Tests finden am 2. April gegen Polen sowie am 6. und 7. April gegen Dänemark statt.
Beim ersten ernstzunehmenden Test nach dem enttäuschenden siebten Platz bei der EM in Serbien und der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele bekommt das Gesicht des Teams ein kleines Lifting verpasst, denn sechs EM-Spieler sind nicht dabei. Der bisherige Kapitän Pascal Hens hatte seinen Rücktritt erklärt, die Kieler Dominik Klein und Christian Sprenger fehlen wegen des gleichzeitigen Champions-League-Spiels gegen Wisla Plock. Außerdem fehlen der verletzte Michael Haaß (Göppingen) und Kreisläufer Christoph Theuerkauf (Lemgo). Zudem hat der Bundestrainer einmal mehr den Hamburger Spielmacher Michael Kraus nicht berücksichtigt. Dafür sind mit Johannes Sellin (Füchse Berlin) und Hendrik Pekeler (Bergischer HC) zwei Neulinge im Team.
Kurzfristig abgesagt hat Holger Glandorf. Den Rückraumschützen der SG Flensburg-Handewitt plagen Achillessehnen-Probleme (Volksstimme berichtete). Auf eine Nachnominierung verzichtete Heuberger jedoch, "weil mir in Adrian Pfahl und Andreas Rojewski zwei weitere Linkshänder für diese Position zur Verfügung stehen".
Mit dem Ausfall von Glandorf steigen die Chancen für "Rückkehrer" Rojewski, in seinem sechsten Länderspieleinsatz morgen in der Mannheimer SAP-Arena die Bilanz von bisher acht Toren deutlich aufbessern zu können. "Ich denke mal, gespielt hätte auch so jeder ein paar Minuten, der nominiert wurde. Aber dadurch, dass Holger fehlt, wird sich die Einsatzzeit wohl doch etwas verlängern", vermutet der 26-Jährige, der am Montagmorgen "mit frisch aufgeladenen Akkus" sein Comeback im Nationalteam gestartet hat. "Ich bin direkt vom Spiel bei den Rhein-Neckar Löwen nach Hirschberg weitergereist, so konnte ich die einzigen zwei freien Tage im Monat März voll und ganz zur Erholung nutzen."
Ohne Lampenfieber, "aber mit großer Vorfreude" sieht "Roje", dessen Karriere im Nationalteam 2009 durch zwei Kreuzbandrisse in Folge ein zwischenzeitliches Ende gefunden hatte, dem Vergleich mit Island und seinem Teamkollegen Gustavsson im gegnerischen Tor entgegen. Hat er doch die große Chance, sich aufgrund der besonderen Konstellation längerfristig fürs Nationalteam in Stellung zu bringen. Die Gefahr, dass er "überpacen" könnte, statt die Gunst der Stunde zu nutzen, sieht der Linkshänder nicht: "Ich bin inzwischen 26 und damit kein 18-Jähriger mehr, der bei einer solchen Chance vielleicht übermotiviert ist oder verkrampft. Ich mache mir keinen Stress, sondern freue mich riesig, wieder dabei zu sein. Ich werde einfach versuchen, mein Bestes zu geben, mehr kann ich nicht tun. Ob es dafür reicht, weiter im Team zu sein, liegt in den Händen des Bundestrainers, er hat die letzte Entscheidung" , sagt Rojewski und deutet damit an, dass er seiner Meinung nach keinen Bonuspunkt erhält, "nur weil der Co-Trainer gleichzeitig mein Vereinstrainer ist. Ich glaube sogar, es ist das Gegenteil der Fall, und ich muss mich vielleicht noch mehr beweisen als andere."