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Schwimmen SCM-Schwimmerin Isabel Gose arbeitet hart für Olympia in Tokio

Isabel Gose hat eine Olympia-Norm bereits offiziell geknackt: Über die 400 Meter Freistil ist die 18-Jährige vom SC Magdeburg unter der Vorgabe des DOSB geblieben.

08.04.2021, 16:38

Magdeburg (dh). Isabel Gose malt sich ein Bild. Manchmal auf Leinwand, manchmal in Träumen. Am Magdeburger Sportgymnasium hat die Elftklässlerin das Fach Kunst gewählt. Nichts mit abzeichnen, immer frei und inspiriert aus den Foren des sozialen Lebens. In den Träumen wird derweil Tokio immer öfter eine Rolle spielen. Nicht mal die Stadt, vielmehr der Startblock im Tokyo Aquatics Center. Dort will sie stehen, bei den Olympischen Spielen (23. Juli bis 8. August).

Bleibt noch die Frage: In welchen Disziplinen? Dazu muss man gar nicht ihren Trainer Bernd Berkhahn konsultieren, es reicht ja schon ein Blick auf den vergangenen internen Testwettkampf der SCM-Athleten, bei dem Isabel Gose eine neue Strecke für sich entdeckt hat – die 800 Meter Freistil. „Ich bin gute Zeiten geschwommen. Und über die 800 Meter Freistil bin ich tatsächlich unter der Norm geblieben“, berichtet sie wenige Tage später am Telefon immer noch irgendwie erstaunt und irgendwie glücklich. Gleich um fünf Sekunden hat sie kurz nach dem Höhencamp in der Sierra Nevada die Vorgabe (8:30,00 min.) des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Tokio unterboten.

Trainingsergebnisse in Wettkämpfen bestätigen

Nun ist es ihre Aufgabe, dies in den offiziellen Qualifikationsrennen zu wiederholen. Zum einen beim Gothaer Pokal an diesem Wochenende in der Elbehalle, zum anderen vom 16. bis 18. April im Berliner Europa-Sportpark bei den German Open. Danach stehen die Starter in Japan fest. Und dann weiß auch Isabel Gose, zu welchen Einzelrennen sie in Tokio ins Becken springen darf. Keinesfalls lagen dabei die 800 Meter bislang in ihrem Fokus. Ihre Rekordjagd hat die Freistil-Spezialistin im November 2019 bei der deutschen Kurzbahn-Meisterschaft mit der nationalen Bestmarke über 400 Meter gestartet (3:58,91), sie hat im vergangenen Juli auf der langen Bahn ihre persönliche Bestzeit (4:06,38) nachgelegt und ist mit dieser bereits unter der Norm geblieben: um 1,12 Sekunden. Nur über die 200 Meter (Norm: 1:57,20) fehlen ihr von ihrer Bestzeit bis zur Tokio-Teilnahme noch 31 Hundertstelsekunden.

So herrscht bei ihr viel Vorfreude auf die ersten Rennen nach dem wettkampfarmen Corona-Jahr, so wächst natürlich auch langsam die Anspannung. „Es wäre ärgerlich, wenn ich zwei Normen schon geschafft habe, diese aber nicht bestätigen kann“, sagt sie. Sie muss ja zudem zweitbeste Athletin des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) auf ihren Strecken werden, um jeweils das Ticket zu sichern. Über 800 Meter ist ein Ticket an die bereits qualifizierte Sarah Köhler aus der SCM-Trainingsgruppe vergeben. Als Bonus kommt der Start in der langen Freistil-Staffel hinzu.

Viel Arbeit an der Technik

200, 400, 800 Meter plus Staffel: Das klingt selbst für eine 18-Jährige wie Isabel Gose nach harter Arbeit und nach viel Disziplin in der Vorbereitung. „Wir haben in der Sierra Nevada sehr viel an den Grundlagen gearbeitet“, berichtet sie. Und zum Ende sogar so viel, dass sie bereits direkt nach dem Abendbrot gegen 20 Uhr die Äuglein geschlossen hat. Woran sie mit Coach Berkhahn außerdem gearbeitet hat, war ihre Technik. Ebenfalls sehr ausführlich. „Als ich vor einem Jahr nach Magdeburg gekommen bin, hat mich Bernd noch ein bisschen in Ruhe gelassen, um genau zu analysieren, wo ich noch Potenzial habe“, berichtet sie lächelnd. Und das Potenzial schlummerte nicht zuletzt in den Armen, vielmehr: in der Bewegung dieser.

„Schleuderarm“ ist Geschichte

„Ich hatte immer einen Schleuderarm“, sagt Isabel Gose. Sie ist mehr durchs Wasser gepeitscht, was auf längeren Strecken äußerst viel Kraft fordert. „Es geht beim Schwimmen eher um die lockere und enge Armführung“, die für weniger Widerstand und einen besseren Schub sorgt. „Perfekt ist es noch nicht“, erklärt sie. Aber das kann sie auch nach einem halben Jahr nicht sein.

Zumindest haben die jüngsten Zeiten der Umstellung recht gegeben – und für die dauerhafte Müdigkeit an den Abenden in Spanien entschädigt. Und womöglich ist Tokio zuletzt häufiger in ihren Träumen aufgetaucht. In der Realität steht für Isabel Gose fest: „Ich möchte jede Chance nutzen, um bei den Spielen dabei zu sein.“ Hat sich dieser Traum erfüllt, kann sie sich ein echtes Bild von Tokio auf Leinwand und vor Ort malen.