Schweizer Morganella nach Twitter-Skandal am Pranger
London - Auf dem vorzeitigen Heimflug muss es Hitzkopf Michel Morganella doch noch gedämmert haben, dass er etwas falsch gemacht hat.
24 Stunden nach dem von ihm ausgelösten olympischen Twitter-Skandal, der die sportlich angeschlagenen Schweizer Fußballer ins politische Abseits rückte, entschuldigte sich der extravagante Profi mit der Irokesenfrisur für seine peinliche Hetztirade gegen Südkoreas Kicker. "Ich habe einen großen Fehler begangen. Es tut mir aufrichtig Leid. Selbstverständlich trage ich die Konsequenzen", teilte der von Olympia ausgeschlossene Italien-Legionär mit.
Nach der 1:2-Vorrundenniederlage gegen die Asiaten am vergangenen Sonntag hatte Morganella auf seinem mittlerweile abgeschalteten Twitter-Account eine wüste Frustbotschaft in einer Art französischer Geheimsprache verfasst. "Ich könnte alle Südkoreaner verprügeln. Geht euch abfackeln, Bande von geistig Behinderten", schrieb der Rechtsverteidiger von US Palermo sinngemäß.
Mit dieser Verunglimpfung löste Morganella im Netz einen Sturm der Entrüstung und für die Eidgenossen eine peinliche Affäre bei den Sommerspielen in London aus. Das Nationale Olympische Komitee und der Schweizer Fußballverband (SFV) entschuldigten sich umgehend bei Südkoreas Mannschaftsführung und entzogen dem 23-jährigen Nationalspieler am Montagabend die Akkreditierung.
"Das Verhalten des Spielers tolerieren wir in keiner Weise. Er hat gegen den Ethik-Code verstoßen und die olympischen Werte verletzt", verurteilte SFV-Direktor Peter Knäbel die Aktion scharf. Und Chef de Mission Gian Gilli erklärte: "Er hat als Mitglied des Schweizer Olympia-Teams das südkoreanische Volk beleidigt, diskriminiert und in seiner Würde verletzt. In diesem gravierenden Fall gab es keinen Kompromiss."
Die massive Kritik an seinen unflätigen Äußerungen, die viele User auf Morganellas Facebook-Seite übten, ließ den Profi zunächst kalt. "Danke für alle eure Nachrichten. Hahahah", konterte er höhnisch. Erst später ruderte er reumütig zurück und twitterte ein letztes Mal: "Es tut mir leid, was ich vorhin geschrieben habe, ich war emotional aufgewühlt. Ich entschuldige mich für mein Verhalten."
Bei Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld ist Morganella nach seinem Twitter-Foul unten durch. "Diese Aussage war für mich ein Schock und ist unentschuldbar", sagte Hitzfeld. Damit dürfte Morganellas Auswahl-Karriere nach nur zwei Einsätzen schon wieder beendet sein.
Der Schweizer Olympia-Auswahl fehlt er am Mittwoch im entscheidenden Gruppenspiel gegen Mexiko auf jeden Fall. Bei einer weiteren Niederlage müssten Morganellas Kollegen dem "größten Dummkopf der ersten Olympia-Woche", wie die Schweizer Agentur "Sportinformation" schrieb, schneller in die Heimat folgen als ihnen lieb ist. Den angerichteten Imageschaden können sie ohnehin nicht mehr reparieren.