Rücken-Vizeweltmeister spricht über seine Familie, den Sport und die berufliche Zukunft SCM-Schwimmstar Meeuw: "Nach Olympia ist Schluss"
Helge Meeuw ist mit sich und der Welt im Reinen. Der zweifache Schwimm-Vizeweltmeister hat mit Ex-Schwimmstar Antje Buschschulte seit Dezember das Töchterchen Nike Carlotta, studiert an der Uni Magdeburg Medizin und hat sich nach einjähriger Wasser-Auszeit auf Anhieb für die WM in Schanghai qualifiziert. Doch nach Olympia 2012 will der 26-Jährige die Badekappe an den Nagel hängen.
Magdeburg. "Ich bin zufrieden in Magdeburg. Hier habe ich alles, was ich zum Glücklichsein brauche - Familie, Studium, Training, Verein und Sponsoren", lehnt sich Helge Meeuw in der kurzen Frühstückspause zwischen Wasser- und Kraftraining entspannt zurück. In der Elbestadt hat der 26-Jährige, der im vergangenen Jahr mit den WM-Silbermedaillen über 100 m Rücken und mit der 4x-100-m-Lagenstaffel seine größten sportlichen Erfolge feierte, sein inneres Gleichgewicht gefunden: "Jeder Tag ist von früh bis abends total durchgestylt. Ich versuche dabei, allen Ebenen gerecht zu werden."
Wie das geht? Meeuws Antwort: "Ich bin natürlich kein Übermensch." Aus diesem Grund hat der angehende Arzt Prioritäten gesetzt, sein Studium im vergangenen Jahr vornangestellt und nur eingeschränkt trainiert. Doch nach dem erfolgreich bestandenen Physikum an der Uni Magdeburg steht nun wieder das Schwimmen im Fokus. Mit Erfolg, denn bei den deutschen Meisterschaften vor einer Woche in Berlin gewann der Blondschopf sogleich die Titel über 50 m und 100 m Rücken. Noch bedeutsamer war allerdings, dass der Schützling von SCM-Trainer Bernd Henneberg die äußerst hoch angesetzte WM-Normzeit des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) unterbot.
"Nike Carlotta, mein Zusammenleben mit Antje und auch mein Studium führen mich immer wieder weg vom Schwimmen", erläutert Meeuw. "Das Lernen für eine Klausur oder Gespräche an der Uni über medizinische Themen, weit weg vom Sport, bedeuten für mich positiven Stress, sie geben mir im Gegenteil Kraft." Kraft, die er nun auf seinen WM-Start in Schanghai (16. bis 24. Juli) konzentriert. Ein Blick in die aktuelle Bestenliste verrät, der Magdeburger ist derzeit der Viertschnellste auf diesem Planeten auf seiner Lieblingsstrecke 100 m Rücken. Trotzdem hält sich Meeuw bedeckt: "Ich plane keine WM-Medaille ein. Das wäre angesichts der Leistungsdichte in der Weltspitze auch vermessen. Aber ich verliere so ungern wie andere auch. Und wenn jemand mal einen schlechten Tag hat, darf er nicht auf meine Gnade hoffen."
Sein Training beim SCM, so der Schützling von Bernd Henneberg, sei "gut aufgelegt". Überhaupt Henneberg, der ja bereits Antje Buschschulte in der Weltspitze etablierte. Meeuw gerät ins Schwärmen: "Ich hatte schon viele Trainer. Doch keiner schafft die Periodisierung des Trainings so perfekt wie er. In neun von zehn Fällen gelingt das auch. Er strahlt Ruhe aus und vermittelt Sicherheit, was sich sehr positiv auf mich auswirkt."
Positiv sicher auch auf die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Noch nie, weder 2004 in Athen noch 2008 in Peking, hat Helge Meeuw in einem Olympia-Endlauf gestanden, und er verrät: "Ich will endlich meinen Frieden mit Olympia schließen. Mein Ziel ist das olympische Finale. Ich will dabei sein, wenn in London die Medaillen vergeben werden."
Eines steht für das Rücken-Ass aber felsenfest: "Ich werde nach Olympia nicht weiter schwimmen! Ich weiß, wie ich meinen Tag auch ohne das Schwimmen gestalten kann. Klar, eine Medaille wäre ein schöner Abschluss meiner Sportlerkarriere." Nach London will Meeuw sich wieder zu 100 Prozent seinem Medizinstudium und seiner Familie widmen. "Für das Studium werde ich aber noch einige Zeit brauchen."
Wird die Familie Meeuw/Buschschulte dann Magdeburger? "Ich bin hier sehr zufrieden und habe eine sichere Lebensgrundlage. Wenn Antje und ich später hier Arbeit finden, könnte ich mir vorstellen, danach in Magdeburg zu leben. Die Stadt ist durchaus lebenswert."