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Boxen Hernandez' Comeback endet auf den Brettern

Yoan Pablo Hernandez aus dem SES-Stall landete auf dem harten Boden der Realität. Wie geht es für ihn weiter?

Von Anne Toss 24.08.2020, 01:01

Magdeburg l Der Amerikaner Kevin Johnson hätte ein Aufbaugegner für Yoan Pablo Hernandez sein sollen, doch er erwies sich viel mehr als unbezwingbarer Endgegner. „Ich werden den Jungen blamieren“, hatte Johnson schon vor dem SES-Boxabend am Sonnabend auf der Magdeburger Seebühne prophezeit – und mit seiner großspurigen Ansage recht behalten. All jene, die auf das „Comeback des Jahres“ von Hernandez gesetzt hatten, wurden dagegen bitter enttäuscht. „Das tut mir in der Seele weh“, sagte Kult-Trainer Ulli Wegner, der die Niederlage seines früheren Schützlings vor Ort verfolgte.

Zu langsam, zu kraftlos, zu wenig Kondition – schon in der vierten Runde wurde Hernandez das erste Mal angezählt. In Runde sieben war dann nach einer harten Linken endgültig Schluss: Ein Knock-out mit Ansage. Der Auftritt von Hernandez wirft die Frage auf, ob weitere Kämpfe überhaupt Sinn haben. Er selbst jedenfalls sieht das so: „Es lag an mir, ich war noch nicht bereit genug. Aber ich bin noch jung und kann es noch einmal versuchen.“

Sein Promoter Ulf Steinforth will den 35-Jährigen auch noch nicht abschreiben. „Ich muss jetzt erst einmal in Ruhe darüber nachdenken, wie es weitergeht. Hernandez jetzt sofort fallen zu lassen, wäre unfair“, betont er. Für Steinforth ist das „Projekt“ somit noch nicht gänzlich gescheitert, Hernandez besitzt zudem einen Zwei-Jahres-Vertrag bei SES.

War Johnson als Einstieg also einfach eine Nummer zu groß? Hernandez hat immerhin sechs Jahre nicht mehr geboxt, erlebte zudem seine Premiere im Schwergewicht. Mit 105,5 Kilogramm war er dem US-Amerikaner (116,5 Kilogramm) allein auf dem Papier unterlegen.

„Wir hätte es uns natürlich einfach machen können, wollten aber einen Gegner mit Qualität“, stellt Steinforth klar. „Vielleicht war Johnson ein zu großer Brocken für ihn. Etwas mehr hätte ich Pablo aber schon zugetraut. Gleich oben einzusteigen, hat jedenfalls nicht funktioniert“, bilanzierte er.

Dem Trainerteam um Christoph Schlender, Vorsitzender des 1. Box-Clubs Altmark Stendal, macht Steinforth in punkto Vorbereitung keinen Vorwurf. „Sie haben wirklich hart gearbeitet“, sagt er. Allerdings müsse man in Zukunft überdenken, ob es nicht doch sinnvoll sei, dass Hernandez mit den anderen Schwergewichtlern von SES trainiert. „Beispielsweise mit den Trainingsgruppen um Peter Kadiru oder Agit Kabayel. Schwergewicht ist eben doch noch einmal etwas ganz anderes und speziell. Darauf muss man sich einstellen“, sagt Steinforth.

Während Kevin Johnson nun einen lukrativen 100.000-Dollar-Kampf in Russland sowie eine von seinem Trainer gesponserte Reise in die Dominikanische Republik in Aussicht hat, steht Hernandez vor einer ungewissen Zukunft. Ein endgültiger Rückzug ist nicht ausgeschlossen.