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Kanu Mit SCM-Trainer Zabel zur Olympia-Chance

Mark Zabel soll die Kajak-Damen vom SC Magdeburg auf eine Olympia-Chance vorbereiten.

Von Daniel Hübner 13.01.2020, 13:38

Magdeburg l In Gedanken versunken sitzt Mark Zabel im Bürokomplex an der Zollelbe, er blickt immer wieder zum Fenster und auf das SCM-Areal hinaus. Hier, wo der Kanute einst selbst groß geworden ist. Hier, wo er die Grundlagen für einmal Olympiagold und zweimal Olympiasilber gelegt hat.

Hier also hat er nach der vergangenen Saison einen wichtigen Auftrag übernommen. Zabel ist der neue Coach der Magdeburger Kajak-Leistungsgruppe. Zum ersten Mal steht er in dieser Verantwortung. „Es gab eben die Überlegung, etwas anders zu machen als in der Vergangenheit“, sagt Zabel.

Und es war eine Entscheidung unter drei Männern, welcher Zabels Vorgänger Eckard Leue, seit 2000 Trainer am Stützpunkt und nun für den Kajak-Nachwuchs verantwortlich, seinen Segen und Bundesstützpunktleiter Björn Bach das grüne Licht gegeben hat. „Es ehrt mich sehr, dass ,Ecki‘ mir das Vertrauen geschenkt hat“, betont Zabel.

Die neue Aufgabe ist aber nicht nur Ehre genug, mit ihr einher geht auch „eine kleine Last, die nun auf meinen Schultern liegt“ und die der 46-Jährige spürt. Zabels Mission ist ein Platz bei den Sommerspielen in Tokio im Kajak-Zweier über 500 Meter, der im Mai in Racice (Tschechien) ausgefahren wird. Den hatte sein Schützling Jasmin Fritz mit Steffi Kriegerstein als Zehnte der vergangenen Weltmeisterschaft in Szeged nämlich verpasst. „Das war schon ärgerlich“, blickt Zabel zurück.

Ärgerlich deshalb, weil den Deutschen Kanuverband (DKV) nun ein heißer Kampf in Racice erwartet. Nicht gegen die große Kanu-Nation Ungarn, wenngleich Danuta Kozak, die fünfmalige Olympiasiegerin, und Anna Karasz, die viermalige Weltmeisterin, bei der WM vor heimischem Publikum aufgrund eines zu leichten Bootes bereits nach dem Vorlauf disqualifiziert worden waren. Ungarn hat trotzdem alle sechs Quotenplätze bereits gesichert.

Dennoch wird der Weg nach Tokio kein leichter sein. Zabel sagt deshalb: „Ich möchte Ruhe reinbringen, ich möchte eine große Nervosität erst gar nicht aufkommen lassen.“ Mit kontinuierlichem Training, mit der Arbeit an den Stärken und Schwächen.

Die liegen vor allem bei Jasmin Fritz (23) und Nina Krankemann (24) noch am Start. Dritte im Bunde der Kandidatinnen ist Julia Hergert (21), die ihren Ausbildungsabschnitt bei der Bundespolizei in Kienbaum kurz vor Weihnachten beendet hat und sich nun ganz dem Training unter Zabel widmen kann.

Der 1,90-Meter-Mann kennt die Damen natürlich sehr genau. „Julia und Jasmin sind über mich am Sportgymnasium eingeschult worden, mit ihren Eltern hatte ich damals auch die Gespräche geführt“, berichtet der sechsmalige Weltmeister, der nach dem Karriereende 2005 direkt als Landestrainer eingestiegen war. Das Vertrauen ist gegeben. „Ein gutes Trainer-Athleten-Verhältnis ist im Leistungssport wichtig“, betont Coach Zabel.

Er kann und wird nun nicht die Uhr komplett zurückdrehen und einen Neustart wagen. Dafür hat Zabel gar keine Zeit. Und auch gar nicht die Möglichkeiten, wie sie auch der 61-jährige Leue nicht hatte. „Wir müssen uns auf die Feinheiten konzentrieren“, sagt Zabel.

Damit hat er im September bereits begonnen, im Trainingslager in Sabaudia (Italien) ist er in die Intensitäten gegangen. „In einer kleineren Gruppe hat man doch die Möglichkeit, mehr im Startbereich zu trainieren“, erklärt Zabel. In Sabaudia ging es natürlich auch um Grundlagen, um Ausdauer. Darum, auf Strecken zwischen 750 und 1500 Meter ans Leistungsvermögen heranzufahren.

Zabel muss sich über die Trainingsinhalte für Fritz zudem mit Bundestrainer Lars Kober austauschen. Denn Kober lädt seine DKV-Damen in diesem Januar wieder zum Lehrgang nach Florida (USA) ein. „Da habe ich natürlich wenig Einfluss“, meint Zabel. Außerdem weilen seine Damen zu weiteren Verbandslehrgängen, weshalb ihm die Zeit für individuelle Einheiten fehlt. Das ist alles eine schwierige Situation, in der viel vom neuen Coach verlangt wird: „Für den DKV wird es in erster Linie wichtig sein, dass bei den Mädels eine Leistungssteigerung klar erkennbar ist.“

Diese soll zumindest eine oder gar zwei Magdeburger Mädels nach Racice zum Olympia-Ausscheid führen. Im kommenden März werden erneut in Sabaudia Bootsbesetzungen ausprobiert. Und im April wird bei der zweiten nationalen Rangliste in Duisburg der Zweier für den Kampf in Tschechien ausgefahren. Sollte der SCM einen Platz darin verpassen, gibt es eine letzte Möglichkeit, sich über den Einer für Tokio zu qualifizieren.

Zabel kennt diese Situation aus seiner aktiven Karriere, in der der gebürtige Calbenser alle Medaillen im Vierer eingefahren hat, nicht. „Wir haben immer den Quotenplatz geholt“, erinnert er sich. Und danach immer Edelmetall bei den Sommerspielen gewonnen. Was er deshalb seinen Schützlingen in jedem Fall injizieren kann: die große Lust auf Erfolg.