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Rudern Syring verliert seinen härtesten Kampf

Ruderer Philipp Syring vom SCM ist wegen Verstoßes gegen die Anti-Doping-Bestimmungen für zwei Jahre gesperrt worden.

Von Daniel Hübner 17.02.2021, 00:10

Magdeburg l Oliver Zeidler ist mal wieder allen vorausgegefahren. Mit einer wahrlich starken Zeit dominierte der Einer-Weltmeister die Konkurrenz bei den nationalen Ergometer-Meisterschaften am vergangenen Wochenende, die im Online-Modus ausgetragen wurden. Der 24-Jährige ruderte die olympischen 2000 Meter in 5:37,5 Minuten, 37 Schläge setzte er pro Minute. Zeidler hat sich auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) bereits in Form gebracht.

Die Konkurrenz bei jenem Wettbewerb war weit, ganz weit von Zeidlers Zeit entfernt. Mehr als 20 Sekunden sogar. Das wäre Philipp Syring vom SCM mit Sicherheit nicht passiert, selbst nicht in der Corona-Zeit, stünde er im vollen Training – und dürfte er überhaupt rudern. Syrings Bestzeit steht bei 5:45,7 Minuten. Aber die wird er vorerst nicht mehr angreifen in einem offiziellen Wettbewerb. Wenn er sie überhaupt noch einmal angreifen wird. Denn Syring ist am 28. Januar vom Internationalen Sportgerichtshof (Cas) zu zwei Jahren Sperre wegen Verstoßes gegen die Anti-Doping-Destimmungen der Nationalen Doping-Agentur (Nada) verurteilt worden. Syring kann vor dem Schweizer Bundesgericht als letzte Instanz in Berufung gehen. Was er ziemlich sicher nicht mehr tun wird.

Denn der bisherige Prozess, den die Nada mit dem Gang vor dem Cas forciert hatte, hat bereits einen Betrag im fünfstelligen Bereich gekostet. Syring war am 14. April 2020 vom Deutschen Sportschiedsgericht zu einem Jahr Sperre verurteilt worden, nachdem der Magdeburger drei Dopingkontrollen in zwölf Monaten verpasst hatte. Dagegen hatte die Nada Rechtsmittel eingelegt – und der Cas hat das erste Urteil nun aufgehoben. Syring sagte bereits im vergangenen Juni der Volksstimme: „Die Nada hat nichts zu verlieren, ich habe schon fast alles verloren.“

Syring, inzwischen Bundespolizist, war gestern nicht zu erreichen. Auch sein Heimtrainer Roland Oesemann hat zuletzt keinen Kontakt zu seinem Schützling gefunden. Syring wird darüber grübeln, wie es für ihn weitergeht, ob er noch einmal den Schritt in den Leistungssport wagt, ob er sich den Traum von einem Olympia-Start verwirklichen kann. Die nächste Chance dazu hätte er 2024 in Paris.

Allein die Teilnahme wäre nach heutigem Gesichtspunkt ein Erfolg. Derweil wurden ihm mit dem aktuellen Urteil alle Erfolge zwischen dem 21. Juni 2018 und dem 8. April 2019 aberkannt. Dazu zählt auch der achte Platz bei der Weltmeisterschaft 2018 im Doppelvierer.

Syring hat bereits seit dem 1. Juli 2020 keinen Status mehr im Deutschen Ruderverband (DRV). Trotzdem gibt es zumindest einen, der nach wie vor von seinen Qualitäten überzeugt ist – sein Trainer Roland Oesemann.

Sollte Syring nach der Corona-Pandemie wieder „ins Training eines Leistungssportlers einsteigen wollen“, erklärt der 61-Jährige, der schon Syrings Vater André Wilms zu Olympia-Gold geführt hat, „bin ich auch bereit, ihn wieder aufzunehmen“. Oesemann weiß nicht, ob das passieren wird, aber zumindest weiß er: „Phi-lipp hat für seinen Sport immer gelebt und viel dafür investiert.“ Den vorerst letzten und härtesten Kampf hat er nun vor Gericht verloren.