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Das Porträt der Woche: Fußballer Paul Zimmermann aus Staßfurt wagt den Sprung zum 1. FC Magdeburg Traum von einer Karriere als Profi

Von Sandra Arm 13.08.2011, 04:27

An den neuen Schlachtruf muss sich Paul Zimmermann erst noch gewöhnen. Aus den Kehlen der jungen Fußballer erschallt ein kräftiges "F-C-M". Der zehnjährige Staßfurter sitzt nicht etwa in der hiesigen MDCC-Arena und feuert den Regionalligisten 1. FC Magdeburg an, sondern Paul ist seit zwei Wochen mittendrin und gehört als Spieler der E-Jugend nun zur großen FCM-Familie. Davor war es vier Jahre die seines Heimatvereins - des SV 09 Staßfurt.

Magdeburg/Staßfurt. Im Schatten der MDCC-Arena liegt das Nachwuchs-Leistungszentrum des 1. FC Magdeburg. Eine Tafel vor der weitläufigen Anlage weißt einem den Weg. Auf einem der zahlreichen Natur- und Kunstrasenplätze hat die E-Jugend um Trainer Christian Voigt am späten Montagnachmittag ihr Revier bezogen. Aufgebaut ist ein Stangenparcours, bunte Markierungshütchen liegen in loser Anordnung auf dem künstlichen Geläuf und acht Augenpaare sind erwartungsvoll auf Voigt sowie seinen Co-Trainer Robert Papendieck gerichtet. Eins ganz besonders - das von Paul nämlich, der nun die Magdeburger Fußballwelt erkundet und erobern möchte. Der Bodestädter klebt förmlich an den Lippen seiner neuen Übungsleiter und lässt anschließend in den einzelnen Aufgaben seine individuelle Klasse aufblitzen. Das bleibt selbst Voigt nicht verborgen. "Er bringt ein gutes Rüstzeug mit", zeigt sich der 28-Jährige über seinen neuen Schützling begeistert. Im gleichen Atemzug fügt er noch an: "Nur im Spiel miteinander muss er noch mehr aus sich herausgehen."

Voigt weiß, wovon er spricht, schnürt er doch selbst beim Stadtligisten FC Zukunft in Magdeburg die Töppen. Reichlich Erfahrung sammelte er bereits als Trainer mit der C- und D-Jugend des 1. FCM. Am Vormittag trifft man Voigt vornehmlich in einem der Hörsäle der Universität Magdeburg an. Er studiert Lehramt an Gymnasien in den Fächern Sport und Religion. Nach der Theorie folgt am späten Nachmittag die Praxis. "Es macht mir richtig Spaß mit den Jungs zu arbeiten", sagt er aus tiefstem Herzen.

Auch Paul hat sichtlich Spaß in seinem neuen Team. Dass er nun für die Magdeburger aufläuft, kommt nicht von Ungefähr. Schon früh, bereits mit fünf Jahren, wollte Paul aktiv in seinem Heimatverein spielen. Ein Spaziergang am Stadion des SV 09 Staßfurt vertiefte diesen Wunsch noch mehr. Es sollte noch ein Jahr dauern, bis seine Eltern den Aufnahmeantrag ausfüllten. Ab diesem Zeitpunkt wirbelte der beidfüßige Fußballer vorwiegend im linken Mittelfeld und im Angriff, zeigte sich torgefährlich und war erfolgreich. So trug er sich mit 107 Treffern (2. Platz) in der Saison 2009/10 und mit 66 Toren (1. Platz) in der abgelaufenen Serie in der E II-Jugend in die Torschützenliste ein. Das Talent hatte Detlef Drachenberg, der das wöchentliche DFB-Stützpunkttraining in Staßfurt leitet, schon früh entdeckt. Zusätzlich zu den beiden normalen Einheiten im Verein, wird im Stützpunkt noch gezielter im technischen und taktischen Bereich gearbeitet.

Die gute Arbeit trägt nun Früchte. Im Februar wurde der sympathische Blondschopf nämlich beim 3. Salzhofcup in Staßfurt zum besten Spieler geehrt und erhielt anschließend von den Trainern des 1. FCM eine Einladung zu einem Sichtungstraining. Ende Mai war es für ihn dann endlich soweit. Die Fahrt ging in die 50 Kilometer entfernte Landeshauptstadt mit dem Zielort - Nachwuchs-Leistungszentrum. Paul wurde in die bestehende F-Jugend-Mannschaft integriert und hinterließ bei den Konditionseinheiten einen guten Eindruck, so dass er zu einem zweiten Sichtungstraining, nur einige Tage später, eingeladen wurde. Der Fokus lag insbesondere bei dieser Einheit auf dem Kurzpassspiel sowie dem direkt gespielten Pass in den Lauf mit Torabschluss. "Es wurde geschaut, wie können die Kinder mit dem Ball umgehen", erklärt Vater Christian Sellmann, der seinen Sohn begleitete.

Anschließend wurde die Geduld des jungen Nachwuchskickers auf eine harte Probe gestellt, denn es war Warten angesagt. Die Benachrichtigung flatterte am 17. Juni ins Haus. Paul durfte den Umschlag öffnen und traute seinen Augen nicht - im Kuvert befand sich die Zusage. "Ich war total glücklich", sprudelt es aus ihm heraus. Während es sein Vater lieber gesehen hätte, dass er weiter für die 09er aufläuft, hatte Paul seinen Entschluss, dass er ein "Blau-Weißer" wird, schon längst gefällt.

Das passende Trikot hing bereits an der Schranktür in seinem mit zahlreichen Fußball- utensilien wie Bällen, Pokalen und Megapostern dekorierten Kinderzimmer. Nun trägt er das blau-weiße Trikot nicht mehr nur privat oder im Stadion, sondern auch im Training. Auf die Frage, was er später einmal werden möchte, muss er nicht lange überlegen - "Profifußballer, natürlich." In seinen Träumen sieht er sich schon beim spanischen Erstligisten Real Madrid, bei dem sein großes Vorbild Christiano Ronaldo "knipst". Auf den Postern in seinem Zimmer lächelt ihm aber nicht nur der portugiesische Stürmerstar entgegen, sondern auch die Top-Stars aus der Bundesliga wie Mario Götze von Borussia Dortmund oder Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger vom Rekordmeister FC Bayern München.

Während es Götze, Lahm und Schweinsteiger bereits geschafft haben, steht Paul noch ganz am Anfang seiner Karriere. Der erste Schritt ist mit dem Wechsel nach Magdeburg nun getan. Das Auftakttraining bei seinem neuen Verein hat ihm schon einmal "gut gefallen", auch wenn er nach den ersten kräftezehrenden 90 Minuten mächtig außer Atem, aber auch verdammt glücklich ist. An den neuen Schlachtruf wird sich Paul, wie auch an sein neues Umfeld in den nächsten Wochen und Monaten noch gewöhnen.