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Formel 1 Verstappen unter Druck: Drohende Sperre und großer Rückstand

Der fünfte Formel-1-Titel nacheinander scheint für Max Verstappen in weiter Ferne. Erst zweimal konnte der Niederländer in diesem Jahr gewinnen, der Red Bull ist unterlegen. Was ist in Kanada möglich?

Von Thomas Wolfer, dpa 12.06.2025, 11:44
In Imola konnte Verstappen zuletzt vor den McLaren-Fahrern gewinnen.
In Imola konnte Verstappen zuletzt vor den McLaren-Fahrern gewinnen. David Davies/PA Wire/dpa

Der nächste Fehler könnte für Max Verstappen verheerende Folgen haben. Eine Rennsperre bei einem weiteren Regelverstoß und der immer größer werdende Rückstand in der WM-Wertung setzen den Formel-1-Weltmeister vor dem Großen Preis von Kanada unter Druck wie lange nicht. Nach seinem Rammstoß-Ausraster zuletzt in Spanien steht der niederländische Red-Bull-Star in Montreal unter besonderer Beobachtung - und will sich mit seinem vierten Sieg nacheinander auf dem Circuit Gilles-Villeneuve am Sonntag (20.00 Uhr/Sky und RTL) am liebsten im Titelrennen zurückmelden.

Aber ist das überhaupt realistisch? Schon 49 Punkte liegt der viermalige Champion hinter Spitzenreiter Oscar Piastri, dessen McLaren-Teamkollege Lando Norris lauert als Zweiter nur zehn Zähler dahinter.

Zwar sind erst neun von 24 Saisonläufen absolviert, doch die Tendenz ist klar. „Das ist ein sehr großer Rückstand“, schrieb Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko in seiner Kolumne für das Fachportal „speedweek.com“: „Und wenn wir nicht besser werden, dann werden die WM-Chancen irgendwann einmal dahin sein.“

Verstappen braucht im WM-Kampf „Magie“

Dass das schon zeitnah so sein könnte, glaubt auch der frühere Haas-Teamchef und RTL-Experte Günther Steiner. „Ich denke, es ist etwas Magie nötig, dass Max die McLaren-Jungs da vorne noch einholen kann“, sagte der Südtiroler im „The Red Flags Podcast“: „Es ist noch nicht vorbei. Aber wir nähern uns dem Punkt, an dem es gelaufen ist.“

Aussichtslos wäre die Situation wohl, wenn der Gesamt-Dritte Verstappen wirklich gesperrt wird. Nach einer absichtlichen Frust-Kollision mit Mercedes-Fahrer George Russell hatte er in Spanien nicht nur eine schmerzliche Strafe kassiert, die ihn in der Schlussphase von einem möglichen Podestplatz noch auf den zehnten Platz zurückwarf. Der 27-Jährige bekam auch drei Strafpunkte in der Sünderkartei. Insgesamt hat er davon bereits elf, ein weiterer in Montreal hätte eine Sperre für den kommenden Großen Preis von Österreich zur Folge.

Wer könnte den Weltmeister ersetzen?

„Man wird ihm natürlich sagen, dass er nichts Unüberlegtes machen darf. Es wäre eine Katastrophe, wenn er in Österreich nicht starten könnte“, schrieb Marko: „Aber davon gehen wir nicht aus, denn es ist ja wirklich nicht so, dass Max in jedem Rennen etwas anstellt.“ Erst nach dem Grand Prix in der Steiermark fallen die ersten Strafpunkte weg und die Situation entspannt sich.

Natürlich wird bereits spekuliert, wer Verstappens Cockpit in Spielberg oder anschließend in Silverstone übernehmen könnte, wenn er sich in den kommenden beiden Rennen tatsächlich noch eine Strafe einhandelt. Isack Hadjar vom Schwesterteam Racing Bulls könnte ein Kandidat sein, ebenso der gerade erst von Red Bull dorthin degradierte Liam Lawson oder Ersatzfahrer Ayumu Iwasa. Eine kurze Rückkehr der Ex-Piloten Sergio Pérez oder Daniel Ricciardo gilt hingegen als sehr unwahrscheinlich.

Schwacher Red Bull sorgt für Frust

Ohnehin dürfte Verstappen clever genug sein, es nicht so weit kommen zu lassen. Einsicht nach seinem Ausraster zeigte der Dominator der vergangenen Jahre aber nur bedingt. Auch das ist typisch Verstappen. „Das nächste Mal bringe ich Taschentücher mit“, hatte er in Richtung des klagenden Briten Russell gesagt. Sein Manöver war „nicht richtig“ und hätte „nicht passieren dürfen“, war das Maximum an Reue des Titelverteidigers.

Verstappen ist gefrustet, weil sein Auto seit etwa einem Jahr nicht mehr so funktioniert, wie er sich das wünscht. McLaren hat Red Bull überholt, Ferrari und Mercedes sind auch nicht weit weg, weil die technischen Updates zuletzt nicht wirklich gezündet haben. Die Konstrukteurs-WM hat der Rennstall bereits abgeschrieben, der Japaner Yuki Tsunoda kommt in seinem Auto neben Anführer Verstappen bisher ebenso wenig zurecht wie zuvor Lawson.

Marko: „Das reicht für die WM nicht aus“

„Um in der Fahrer-WM den Titel zu holen, brauchen wir ein Auto, das auf allen Strecken wettbewerbsfähig ist, und nicht nur auf ganz spezifischen Kursen. Das reicht für die WM nicht aus“, schrieb Marko. Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Kanada wird Schwäche kaum verziehen, deswegen sind die McLaren von Piastri und Norris erneut in der klaren Favoritenrolle. Verstappens drei Siege nacheinander von 2022 bis 2024 ändern daran nichts.

„Wir haben den perfekten Fahrer“, schrieb der 82 Jahre alte Österreicher Marko: „Aber es müssen alle Faktoren stimmen – die Boxenstopps, die Strategie, das Auto und der Reifenverschleiß.“ Red Bull hatte es zuletzt nicht geschafft, in allen Bereichen zu überzeugen. Verstappen setzt derweil auch auf sein Können. „Die Strecke ist einzigartig und bietet zahlreiche Überholmöglichkeiten“, sagte er und blickte auf seinen Triumph im Vorjahr zurück: „Ich hoffe, dass wir diese Woche wieder eine positive Leistung zeigen.“