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Marathon-Doppelolympiasieger aus Halle begeht morgen Jubiläum "Waldemar ist da!": Cierpinski wird 60

02.08.2010, 06:08

Halle (dpa). Dieser mittlerweile legendäre Ausspruch hat Waldemar Cierpinski sein halbes Leben lang verfolgt. "Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!", jubelte DDR-Reporter Heinz-Florian Oertel, als Cierpinski am 1. August 1980 in Moskau mit seiner zweiten olympischen Goldmedaille im Marathonlauf Sportgeschichte schrieb. Darüber lachen konnte der Hallenser heute wie damals. Und auch morgen, wenn der Ausnahmeläufer seinen 60. Geburtstag feiert, wird diese eine von vielen Anekdoten seiner erfolgreichen Karriere sein. Großes Tamtam wird es aber trotz des doppelten Jubiläums nicht geben.

"Ich gehe ganz normal zur Arbeit, werde mir über Mittag ein bisschen Luft lassen, um Gratulanten und Freunde zu empfangen und nach Feierabend mit Geschäftsfreunden gemütlich zusammensitzen", erzählt der Geschäftsmann. Das Fest im Familienkreis steigt am Samstag: "Dann feiern meine Frau Maritta, die in diesem Jahr auch 60 geworden ist, und ich unseren 120. Geburtstag."

Trotz seiner 60 Lenze ist Cierpinski noch fit wie ein Turnschuh. Die Marathon-Legende betreibt seit fast zwei Jahrzehnten ein Sportgeschäft in Halle mit einer Filiale in Quedlinburg, betreut die Marathon-Nationalmannschaft, spielt dreimal in der Woche Fußball und nimmt sporadisch noch an Volksläufen teil. "60 Jahre ist doch noch keine Hausnummer. Vor 30 Jahren haben die Leute den Hut gezogen, wenn ein 60-Jähriger bei Volksläufen gestartet ist. Heute nehmen 80-jährige Sportler an solchen Veranstaltungen teil", sagt Cierpinski und verspürt noch keine Lust, etwas ruhiger zu treten. Die 10 000 Meter läuft er immer noch unter 40 Minuten. Bei drei Volksläufen in Quedlinburg, auf dem Kyffhäuser und in Regensburg war Cierpinski in seiner Altersklasse in diesem Jahr nicht zu schlagen.

Durch Fleiß und Ehrgeiz hat es der einstige Hindernisläufer zweimal auf den olympischen Thron geschafft. In Montréal schlug der damals noch völlig unbekannte DDR-Läufer den Top-Favoriten Frank Shorter und verhinderte damit das zweite Olympia-Gold des US-Amerikaners im Marathon. In Moskau wiederholte der Hallenser seinen Goldlauf und damit das Kunststück, das vor ihm nur dem Äthiopier Abebe Bikila 1960 in Rom und 1964 in Tokio gelungen war.

Insgesamt 35 000 Mark bekam Cierpinski für seine beiden Goldmedaillen. "Die 15 000 Mark bei meinem ersten Triumph gingen für einen Trabant Kombi de Luxe und die dazugehörige Garage drauf. Die Prämie von Moskau habe ich in eine komplett neue Wohnungseinrichtung investiert", erklärte der Doppel-Olympiasieger.

Viel Zeit investiert Cierpinski auch in die Betreuung der Marathon-Nationalmannschaft, der neben den beiden EM-Startern Martin Beckmann und Tobias Sauter auch sein Sohn Falk angehört. "2009 war ich mit den Jungs 16 Wochen, in diesem Jahr auch schon sechs Wochen in verschiedenen Trainingslagern unterwegs", sagt Cierpinksi, der natürlich zu seinem runden Geburtstag auch einige Wünsche hat. "Ich möchte so lange wie möglich noch sportlich aktiv sein und wünsche mir Gesundheit für unsere ganze Familie. Außerdem hoffe ich, dass Falk bei den Olympischen Spielen 2012 in London starten kann." Auf den Start bei der EM in Barcelona musste Cierpinski Junior wegen einer Sehnenentzündung im rechten Fuß allerdings verzichten.