Corona-Krise WM weiterhin ausgesetzt: Unsicherheit in der Dota 2-Szene
Das Jahr 2020 ist ein schwieriges für Dota 2 als E-Sport. Entwickler Valve hält daran fest, den Dota Pro Circuit erst 2021 weiterzuführen zu wollen. In der Szene macht sich Unsicherheit breit, denn für viele am System beteiligte ist die Zukunft unklar.
Seattle (dpa) - Die Corona-Krise hat nahezu jeden E-Sport beeinträchtigt - doch nicht jede Disziplin in gleichem Maße.
Während Riot Games seine regionalen League-of-Legends-Ligen weiterführte und die WM "Worlds 2020" mit anwesenden Spielern in Shanghai abhalten will, strich Dota-2-Entwickler Valve den Dota Pro Circuit und rechnet nach eigenen Angaben erst im August 2021 mit dem Nachholen der abgesagten Dota-2-WM.
Auch im Vergleich mit hauseigenen Titeln zieht Dota 2 im Moment den Kürzeren. Bei Counter Strike: Global Offensive, ebenfalls aus dem Hause Valve, sind es Turnierorganisatoren schon gewohnt, kaum vom Entwickler zu hören. Die Szene steht schon seit langem auf eigenen Füßen, und Formate wie die ESL Pro Tour geben dem Ökosystem unabhängig vom Entwickler Stabilität. Auch bei Dota 2 werden Turniere von Dritten organisiert, doch Valve sponsort im Regelfall die Hälfte der Major-Preisgelder und verleiht den Turnieren mit der Integration in den Dota Pro Circuit ein großes Maß an Legitimität.
In Abwesenheit des Entwicklers wird Dota 2 momentan die Abhängigkeit von Valve zum Verhängnis. Der Softwareentwickler aus Seattle gab zwar jüngst an, für den Rest des Jahres auch Turniere außerhalb des Dota Pro Circuit finanziell unterstützen zu wollen, aber dies reicht vielen Beteiligten nicht.
"Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber wenn Valve von der kommenden Wettbewerbssaison redet, meinen sie nicht den Dota Pro Circuit, sondern die lächerlichen online-Turniere, die wir momentan ohne den DPC ertragen müssen", beschwerte sich Clinton "Fear" Loomis auf Twitter. Der Weltmeister von 2015 gab kürzlich bekannt, bis zum Start des Dota Pro Circuit Anfang 2021 eine Pause einzulegen, da er die aktuelle Turnierlandschaft als unzureichend empfinde.
In strukturstarken Regionen wie Europa und China einigten sich Teams schnell auf gemeinsame Initiativen, um das Jahr zu überbrücken. Denn dort, wo die stärksten Teams angesiedelt sind, konnten online-Turniere wie die Omega League, die auf Initiative der führenden europäischen Teams entstanden ist, sehr solide Zuschauerzahlen einfahren.
Strukturschwächere Regionen wie Nordamerika sind dafür besonders hart betroffen. Evil Geniuses, das mit Abstand wichtigste Team Nordamerikas, spielte bei der Omega League in der europäischen Division, was sicherlich Bände für die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Region spricht.
Unter dem Turniermangel in diesen Regionen leiden besonders die Teams sowie Freischaffende. Das malaysische Team Geekfam, normalerweise eines der Top-Teams Südostasiens, suspendierte kürzlich mit Verweis auf die ungewisse Situation seinen gesamten Kader. Und die bekannte US-Kommentatorin Moxxi twitterte, dass sie in ihrem US-Bundesstaat wegen ihres knappen Budgets mittlerweile berechtigt wäre, Lebensmittelmarken zu erhalten.
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