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Olympia-Qualifikation "Killerin" Lippmann soll DVV-Frauen nach Tokio schmettern

Das Jobprofil von Louisa Lippmann klingt rabiat: Sie soll "killen". Im Volleyball bedeutet das: draufhauen und Punkte machen. Lippmann macht das besonders gut. Vielleicht sogar so gut, dass sich erstmals seit 2004 wieder deutsche Frauen für Olympia qualifizieren.

Von Martin Moravec, dpa 07.01.2020, 23:01

Apeldoorn (dpa) - Von Louisa Lippmann wird Gnadenlosigkeit erwartet. Deutschlands Parade-Volleyballerin kommt wie auch ihrem männlichen Pendant Georg Grozer in der Olympia-Qualifikation die wohl wichtigste Aufgabe in ihrer Mannschaft zu.

"Wir kriegen viele Bälle und sind dazu da, draufzuhauen und zu killen", beschrieb die eigentlich stets heitere Lippmann ihr rabiat klingendes Jobprofil. Die Diagonalangreiferin vom Spitzenverein Shanghai aus der Super League in China erfüllt die Erwartungen auch beim Achterturnier in Apeldoorn, wo die Deutschen schon vor ihrem letzten Gruppenspiel am Freitag gegen die sieglosen Kroatinnen den Einzug ins Halbfinale sicher haben.

Zum überraschenden Auftaktsieg gegen den EM-Zweiten Türkei steuerte die 25-Jährige 22 Punkte bei, beim darauf folgenden Vorrundenerfolg gegen Belgien waren es schon 30. Lippmann ist längst in Olympia-Form. "Louisa ist eine sehr wichtige Spielerin für uns", betonte Bundestrainer Felix Koslowski.

Die Dauerbeanspruchung in China hat Lippmann bestens weggesteckt. "Sie ist super fit, ihr geht es körperlich noch besser als bei der EM", sagte Koslowski über seine im vergangenen Herbst gewechselte Star-Angreiferin, die in entscheidenden Situationen kompromisslos für Punkte sorgt. Körperlich fühlt sie sich nach eigenen Angaben "fast so gut wie nie". In China werde nicht so viel trainiert, wie sie gedacht habe. "Sie achten auf die Belastungssteuerung", erzählte die Herforderin.

Warum eigentlich China? Das hat nicht zuletzt mit dem Geld zu tun. Die Asiaten bieten für Top-Volleyballer lukrative Verträge an, das Angebot kann man dann nur schwer ausschlagen. "Ich bin sehr glücklich in China, es ist eine sehr tolle Erfahrung", erzählte Lippmann, die mit Shanghai auch eine abseits der Halle pulsierende Metropole erwischt hat. Als "Big City Life vom Feinsten" beschrieb sie das Abenteuer einmal. "Es ist ein großer Schritt raus aus der Komfortzone." Zumindest hat sie ihr Partner Hannes begleitet.

Shanghai ist nach einem Jahr in Florenz Lippmanns zweite Station im Ausland. "Man wird viel selbstständiger", sagte die Angreiferin, auch wenn sie wegen der Sprachbarriere bei Behördengängen von Vereinsseite unterstützt wurde. Dass Lippmann in China spielt, fasst sie auch als Auszeichnung auf. Nur zwei Ausländerinnen dürfen dort pro Team spielen, den anderen Platz hat US-Star Jordan Larson. "Ich kann mir sehr viel menschlich und volleyballerisch abschauen", sagte Lippmann.

Das galt auch für Margareta Kozuch. Als Lippmann bei der WM 2014 in Italien ihr erstes großes Turnier absolvierte, war die derzeitige Beachvolleyballerin noch wichtigste deutsche Angreiferin. Die ehemalige Spielführerin wechselte anschließend nach Shanghai und war daher auch Ansprechpartnerin für Lippmann vor dem Wechsel. Ihre Mannschaft führte Kozuch allerdings nie zu Olympia.

Lippmann könnte das nun gelingen, nachdem deutsche Volleyballerinnen letztmals 2004 beim Mega-Event vertreten waren. Ein Vorteil von Koslowskis Mannschaft auf dem Weg nach Tokio könnte sein, dass sich neben Lippmann noch Außenangreiferin Hanna Orthmann als wichtige Option erwiesen hat. "Wir haben nicht diese absolute Killerin", sagte der Bundestrainer und meinte damit zum Beispiel Spielerinnen wie die schlagstarke Polin Magdalena Stysiak. "Hanna kann aber auch noch mal für viel Durchschlagskraft im Angriff sorgen." 48 Punkte gelangen ihr insgesamt in den ersten beiden Partien. Das sind eigentlich keine so schlechten Aussichten für Tokio.

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