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Ex-Weltmeister Rente und Rückkehr: Die Darts-Ikonen Taylor und "Barney"

Darts - das war lange Zeit hauptsächlich das Duo Phil Taylor und Raymond van Barneveld. Eigentlich hatten es sich beide schon im Pfeile-Ruhestand gemütlich gemacht. Jetzt drängt einer der beiden zurück auf die Bühne.

Von Marc Niedzolka und Patrick Reichardt, dpa 01.01.2021, 09:45
Jörg Carstensen
Jörg Carstensen dpa

London (dpa) - Über etliche Jahre dominierten Phil Taylor und Raymond van Barneveld gemeinsam die Darts-Welt. Sie waren die großen Zugpferde, als der Sport auch in Deutschland immer beliebter wurde.

Inzwischen sind sie längst raus aus dem Rampenlicht, und der 60 Jahre alte Taylor kann sich gemütlich von seinem Sofasessel angucken, wie das mit Spannung erwartete Comeback des langjährigen Widersachers van Barneveld (53) verläuft. Ganz salopp wünschte "The Power", für den eine solch aufreibende Rückkehr nicht in Frage kommt, "viel Erfolg".

Die Ankündigung, die der fünfmalige Weltmeister van Barneveld im September machte, kam aus dem Nichts. "Wir machen es wieder! Ich vermisse es enorm und werde mein Bestes geben, um meine Tour-Karte so schnell wie möglich zu bekommen, damit ich in Zukunft wieder auf den großen Bühnen auftreten kann", schrieb Barney bei Twitter.

Es ist ein harter Weg für den einstigen Star. Van Barneveld muss sich zunächst gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen, damit er die begehrte Tour-Karte bekommt. Erst wenn das gelingt, erhält er die Zulassung für die großen Turniere. Bei den Spielen wird er stets der große Name sein und immer mehr zu verlieren haben als seine Gegner. Experte Elmar Paulke hat Zweifel, ob das der richtige Weg ist. "Ich bin sehr skeptisch, dass er das hinbekommt. Er sagt ja, er sei noch nicht fertig. Das heißt ja, er will nochmal was Großes gewinnen. Ganz, ganz schwieriger Weg."

Kommt es sogar erneut zum großen Duell mit dem 16-maligen Weltmeister Taylor aus England? Davon ist nicht auszugehen. "Ich genieße es, zu Hause zu entspannen und nach 30 Jahren unterwegs nicht mehr reisen zu müssen. Ich bleibe zuhause und habe keine Pläne, dies zu ändern", sagte Taylor der Deutschen Presse-Agentur.

Sportlich betrachtet waren die Unterschiede auf den letzten Karrieremetern sehr groß. Taylor erreichte bei seiner letzten WM vor drei Jahren noch das Finale. Seine Dominanz ließ zwar deutlich nach, doch er gehörte bis zum letzten geworfenen Pfeil zur absoluten Weltspitze. Van Barneveld hingegen schied bei seiner letzten WM im vergangenen Jahr schon in der ersten Runde aus - und verließ den Alexandra Palace als geschlagener Held.

Deutschlands Hoffnungsträger Max Hopp erinnert sich mit Vergnügen an die großen Duelle der Ikonen. "Das waren große Charaktere, die den Darts-Sport über Jahre geprägt haben. Auch ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, wie ich sie geschaut und ihre Karriere verfolgt habe." Es werde dauern, "bis sich solche Charaktere nachbilden", fügte Hopp an.

Der frühere Postbote van Barneveld hat in den Niederlanden die Darts-Begeisterung erst so richtig entfacht, doch das ist lange her. In den letzten Karrierejahren erlitt "Barney" mehrere Schicksalsschläge, war gesundheitlich angeschlagen und in der Folge häufig überfordert, wenn er auf der großen Bühne spielen musste.

Sein größter Kritiker war der Niederländer meist selbst. Nach seinem WM-Aus 2020 urteilte er: "Wenn du zwei Jahre in Serie in der ersten Runde verlierst, dann bist du ein Amateur. Dann gehörst du nicht mehr in dieses Spiel. Das werde ich mir selbst bis zum Ende meines Lebens sagen." Nach gerade mal einem Jahr Ruhestand will es der selbst ernannte "Amateur" 2021 noch einmal wissen.

© dpa-infocom, dpa:201231-99-862199/4