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Porträt Ex-Militärchef Gantz will als Mann der Mitte überzeugen

Er gilt als einziger ernsthafter Konkurrent von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Ex-Militärchef Gantz setzte im Wahlkampf auf eine Einigung des Volkes statt auf Spaltung.

Von Stefanie Järkel, dpa 17.09.2019, 06:30

Tel Aviv (dpa) - Benny Gantz hat den größten Teil seines Lebens in der israelischen Armee gedient. Er war gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen im Einsatz und während der zweiten Intifada (Palästinenseraufstand) im besetzten Westjordanland.

Bis 2015 war der großgewachsene Mann mit den kurzen grauen Haaren und den hellen Augen Chef der israelischen Streitkräfte. Erst im vergangenen Dezember wechselte er auf die politische Bühne.

Während des Wahlkampfes präsentierte sich der verheiratete Vater von vier Kindern als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft, der als Macher von außen in die Politik kommt - sauber, ohne Korruption. Das Motto: Einigung statt Spaltung.

Der 60 Jahre alte Vorsitzende des Mitte-Bündnisses Blau-Weiß hat sich für eine Friedensregelung mit den Palästinensern ausgesprochen. Gleichzeitig ist er dafür, dass die großen Siedlungsblöcke im Westjordanland bei Israel bleiben. Von der israelischen Besatzung hat er sich distanziert.

Gantz wurde 1959 in der Gemeinschaftssiedlung (Moschav) Kfar Achim geboren, rund 50 Kilometer südlich von Tel Aviv. Seine Mutter kam aus Ungarn, überlebte den Holocaust und wurde 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Sein aus Rumänien stammender Vater war führendes Mitglied der Hilfsorganisation Jewish Agency, die für Einwanderung nach Israel zuständig ist. Gantz studierte unter anderem Politikwissenschaften.

1977 wurde er eingezogen und diente bei den Fallschirmjägern. Im Libanonkrieg 1982 war er als Kompaniechef an Kämpfen in Beirut beteiligt. 1989 wurde Gantz Kommandeur von "Schaldag" (Eisvogel), der Eliteeinheit der israelischen Luftwaffe. 2005 bis 2009 war Gantz Israels Militärattaché in den USA, von 2011 bis 2015 dann Chef der israelischen Streitkräfte. Sein schneller Aufstieg innerhalb der Armee brachte Gantz den Spitznamen "der Prinz" ein.