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Aus Typenhäusern werden Häuser für Typen

16.05.2012, 13:17

Bad Honnef l Die Frage nach "Haustyp Erika" ruft bei den führenden deutschen Herstellern von Fertighäusern nur noch ein müdes Lächeln hervor. Die Zeiten, als wenige und weitgehend unveränderliche Hausentwürfe dem Traum vom Eigenheim enge Grenzen setzten, sind vorbei. Heute spricht die moderne Fertigbauweise auch die Individualisten unter den Bauherren an.

"Wer ein freistehendes Einfamilienhaus baut, will dieses Haus nach eigenen Vorstellungen planen und hat bei einem Fertighaus selbstverständlich die Möglichkeit dazu", sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertighaus (BDF), Dirk-Uwe Klaas. Die Baustatistik bestätigt: Mehr als zwei Drittel aller in Deutschland produzierten Fertighäuser werden inzwischen frei nach den Vorgaben der Bauherren geplant.

Die Haushersteller treffen damit den gesellschaftlichen Trend zur Individualisierung: Früher gerne als "Häuser von der Stange" bezeichnet, kommen moderne Fertighäuser heute sozusagen vom Maßschneider. Wer es ganz einzigartig mag, kann sein Traumhaus sogar nach einem völlig eigenen Architektenentwurf vom Fertigbaubetrieb seines Vertrauens bauen lassen.

Selbst Ausbauhäuser für besonders kostenbewusste Bauherren müssen nicht auf eine persönliche Note verzichten. Sie werden oft von Kunden nachgefragt, die über sehr gute handwerkliche Fähigkeiten verfügen und genau wissen, was sie wollen. In vielen Neubaugebieten sieht man daher Ausbauhäuser, die erkennbar die individuelle Handschrift ihrer Erbauer tragen. Die Nachbarn wundern sich dann, wie der Bauherr solch ein schönes Haus derart preiswert verwirklichen konnte: Hier spielt die Fertigbauweise ihren Vorteil einer ökonomischen Serienfertigung voll aus.

Grenzen für die Wünsche der Bauherren setzen meist die örtlichen Bebauungspläne. Sieht man also doch mal eine Anzahl sehr ähnlicher Häuser in einem Baugebiet, sind oft strenge behördliche Vorgaben, die nur eine bestimmte Dachform oder Fassadengestaltung erlauben, der Grund dafür.

Dass die Bauelemente für Fertighäuser in Fabriken produziert werden, schränkt die Gestaltungsmöglichkeiten dagegen nicht ein. Die Hausbauunternehmen können dank neuer Fertigungstechniken jeden Bauplan umsetzen. Ihr wichtigstes Baumaterial Holz lässt sich mit computergesteuerten Maschinen höchst präzise bearbeiten. So ist es kein Zufall, dass Möbel- oder Automobildesigner immer wieder Entwürfe für Fertighäuser zeichnen. Denn sie erschaffen ihre unverwechselbaren Formen für Gebrauchsgegenstände ebenfalls aus industriell vorgefertigten Teilen und wissen um deren Gestaltungsmöglichkeiten.

Im Ergebnis ist die Architektursprache von Fertighäusern so vielfältig wie nie zuvor. Sie profitiert von Einflüssen kreativer Köpfe der Gegenwart ebenso wie von ihren historischen Wurzeln. So gelten Fertighäuser in einer modernen Interpretation des klassischen Fachwerks als eine Bauform für Individualisten, die das Besondere suchen. Fasziniert von der Idee, Häuser in Fabriken zu produzieren, waren auch die Vordenker der klassischen Moderne wie Gropius und Le Corbusier. Sie haben mit ihren Plänen für Fertighäuser den Beweis angetreten, dass Bauen mit Anspruch nicht kompliziert sein muss. (BDF / cw)