Weihnachten in der Fremde Der Countdown läuft: Warum Studenten der Hochschule Anhalt und Elektro-Azubis eine Schule in Nepal bauen
Zukünftige Architekten der Hochschule Anhalt und Elektro-Azubis werden in dieser Woche nach Nepal fliegen, um in der Stadt Sharada ein modernes Schulzentrum zu errichten. Rund 70.000 Euro stehen dafür bereit. Was sich hinter dem Projekt verbirgt.

Dessau/MZ. - Weihnachten nicht zu Hause bei der Familie zu verbringen, das hat Boi Conrad schon ein paar Mal erlebt, meist weil eine Urlaubsreise anstand. Doch diesmal lässt sich der 24-jährige Architektur-Student der Hochschule Anhalt auf sein vielleicht bisher größtes Abenteuer rund um die Weihnachtszeit und die Wochen darüber hinaus ein.
Mit zwei anderen Kommilitonen wird er am 18. Dezember nach Nepal in die Stadt Sharada fliegen und dort helfen, die nötigen Vorbereitungen zur Renovierung und zur Erweiterung eines Schulzentrums für rund 300 Schülerinnen und Schüler zu treffen. Nach und nach folgen dann bis Anfang Januar weitere 13 Kommilitonen und sechs Auszubildende im Elektrohandwerk, die dann gemeinsam rund ein Vierteljahr lang vor Ort die Pläne in die Tat umsetzen werden. Die Hochschule Anhalt übernimmt bei diesem Projekt von den Entwürfen, der Projektierung bis zur schlüsselfertigen Übergabe, Materialbeschaffung und Finanzierung die komplette Verantwortung.

Schon seit 2007 wurden verschiedene solcher Architekturprojekte im Bildungs- und Gesundheitswesen in strukturschwachen Regionen in Südamerika, Afrika und Asien von der Hochschule eigenverantwortlich umgesetzt. „Es ist vor allem die tatsächliche Umsetzung der Theorie in die Praxis, was mich daran reizt und was an der Hochschule viel zu kurz kommt“, erläutert Conrad. Zudem solch ein Projekt nicht nur zu entwerfen, sondern auch noch selbst viel Hand anzulegen, hat für ihn seinen zusätzlichen Charme. Außerdem wird das Projekt auch kulturelle Herausforderungen mit sich bringen.
In einem kleinen Kreis von Kommilitonen und Lehrkräften Heiligabend zu feiern, in einem Land, das Weihnachten nicht kennt und wo das neue Jahr offiziell im April begrüßt wird, ist solch eine spezielle kulturelle Erfahrung. Selbst auf der fachlichen Ebene sind unterschiedliche Vorstellungen nicht selten, wie in der Planungsphase des Projekts deutlich wurde. „Beton ist für die Verantwortlichen in der Region mittlerweile das Mittel der Wahl für Gebäude, die lange halten sollen. Doch bei den klimatischen Bedingungen vor Ort sind andere traditionelle Baustoffe wie Lehm besser geeignet, was von den Einheimischen wiederum als rückständig angesehen wird“, verdeutlicht Michael Bieler, Leiter des Nepal-Projekts einen solchen Dissens.

Der Kompromiss ist ein erhöhter Skelettbau, der aus recycelten Lehmziegeln des Vorgängerhauses besteht. Das Dach, kombiniert mit Blech und Naturbaustoffen soll Hitzespitzen abfangen und in der Monsunzeit den darauf prasselnden Regen abhalten. Vor allem soll es erstmals auf dem Schulgelände naturwissenschaftliche Fachräume geben, die bisher fehlten. Vor zwei Jahren reifte die Idee für das Schulprojekt heran.
Seitdem wird regelmäßig beraten und alles Nötige auf den Weg gebracht. Rund 70.000 Euro Budget stehen auf dem Projektzettel. Davon müssen vor Ort Baumaterialien beschafft und innerhalb eines Vierteljahres, mit Unterstützung einheimischer Arbeiter verbaut werden. Rund die Hälfte davon steuern der in der Schweiz, Österreich und Deutschland tätige Baudienstleister BKW Engineering und das Leipziger Bauplanungsbüro Assmann bei.
„Zusammen mit den anderen Spenden ermöglichen wir damit auch die Finanzierung eines Teils der technischen Ausstattung der naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume“, freut sich Bieler, der sich bereits am 17. Dezember auf den Weg nach Nepal macht, um bis zum Frühjahr mit den Studenten eine moderne Schule zu bauen und seinen Schützlingen ein spannendes berufliches Projekt rund 6.500 Kilometer entfernt vom Dessauer Campus zu ermöglichen