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Deutsche Bahn bleibt sich treu: Neuer Bahnhof in Bitterfeld wird mit großer Verspätung eröffnet

Der Neustart noch im Jubiläumsjahr „800 Jahre Bitterfeld“ ist geplatzt. Welche Gründe die Bahn für die deutliche Verspätung anführt. Und wann der Bahnhof nun fertig werden soll.

Aktualisiert: 17.12.2024, 12:56
Der Wartebereich der Empfangshalle öffnet durch die gläsernen Wände den Blick auf den Vorplatz und die künftige ÖPNV-Schnittstelle.
Der Wartebereich der Empfangshalle öffnet durch die gläsernen Wände den Blick auf den Vorplatz und die künftige ÖPNV-Schnittstelle. Fotos: Frank Czerwonn

Bitterfeld/MZ. - Die Bahn bleibt sich treu. Was Skeptiker prophezeiten, ist nun bittere Gewissheit: Die Eröffnung des Bahnhofs in Bitterfeld verspätet sich – und das gleich um Monate. Frühestens im März 2025 können Reisende die moderne Empfangshalle nutzen. Das teilt Bahnhofsmanager Karsten Kammler mit. Für die Verzögerung gebe es mehrere Gründe.

Damit ist der Plan, den Bahnhof im Jubiläumsjahr „800 Jahre Bitterfeld“ zu eröffnen, endgültig geplatzt. Anfangs hatte man gar die Hoffnung, dies zu einem Höhepunkt der Festwoche machen zu können. Doch schnell rutschte der Termin ans Jahresende. Da war aber bereits klar, dass Bäcker, Reisezentrum und DB Service Store, in dem Zeitungen, Bücher, Getränke und Utensilien des Reisebedarfs angeboten werden, erst Wochen später folgen würden. Die erzwungene Verschiebung hat nun zumindest einen Vorteil: „Wenn der Bahnhof Ende des ersten Quartals eröffnet wird, ist er komplett nutzbar“, so Kammler. „Gut Ding will Weile haben. Wir gehen lieber einen Schritt langsamer, aber liefern dann qualitativ das ab, was wir uns vorgenommen hatten.“

Auftragsnehmer für die Natursteinböden im Bitterfelder Bahnhof hatte Probleme, die zu einem sechswöchigem Verzug führten

Doch das geht nur, wenn das Material pünktlich geliefert wird. „Auf den letzten Metern hatte der Auftragsnehmer für die Natursteinböden Probleme“, erklärt Projektleiter Alexander Panse. Das führte im Innenbereich zu sechs Wochen Verzug. Inzwischen ist dort die Verlegung der angerauten Feinsteinfliesen weitgehend abgeschlossen. Nur im Wartebereich, wo künftig Sitzelemente stehen werden, klafft eine Lücke. Hier wird bambusähnlicher Boden verlegt – eine Premiere für die Bahn.

Alexander Panse (l.) und Karsten Kammler inspizieren die bereits montierten Halterungen für die Fassade.
Alexander Panse (l.) und Karsten Kammler inspizieren die bereits montierten Halterungen für die Fassade.
Foto: Frank Czerwonn

Doch auch für die Außenfliesen war ein zweiten Anlauf nötig. „Das Material, das wir mit der Stadt bemustert hatten, wäre erst im Frühjahr gekommen“, so Panse. Darauf habe man sich auf die Suche nach fast identischen Steinen gemacht. Die ersten Lieferungen sind vor einer Woche angekommen. An der Rückseite des Empfangsgebäudes wurden bereits erste Flächen damit gepflastert. „Das geht jetzt je nach Witterung zügig weiter.“

Durch die gemeinsame Entscheidung für die Steine sehen die Passagiere künftig nicht, welcher Teil des Außenbereichs von der Bahn und welcher von der Stadt gestaltet wurde. Doch die Verzögerung in der Lieferung erforderte auch neue Abstimmungen mit den Baufirmen, die die Steine verlegen.

Blick in die künftige Bäckerei mit Café, das Reisezentrum und den DB Service Store (v.l.). Sie werden von den Betreibern noch individuell gestaltet.
Blick in die künftige Bäckerei mit Café, das Reisezentrum und den DB Service Store (v.l.). Sie werden von den Betreibern noch individuell gestaltet.
Foto: Frank Czerwonn

Weiterer Verzug ist durch die Elektrik entstanden. „Erst beim Rückbau des alten Bahnhofs haben wir im Detail festgestellt, dass der zunächst noch stehengelassene Teil neben dem Aufzug der Haupteinspeisepunkt für die Verkehrsstation samt Signalanlagen ist“, schildert Kammler. Da wurde klar, dass das Teil bis zur Fertigstellung des Bahnhofs erhalten werden muss. Also wurde in der Bauphase der Plan geändert. Auch der Architekt legte erneut Hand an. Waren vorher Empfangshalle und Unterführung getrennt und nur durch ein Dach verbunden, so entstand nun der Plan für das – inzwischen errichtete – Übergangsgebäude.

„All das hat uns aber in der Elektroplanung zurückgeworfen. Denn die Änderungen mussten wieder geprüft werden“, so Kammler. Das gelte ebenso für die zahlreichen Blitzableiter für die metallene Fassade. Zwar liegen all die Kabel bereits, aber die Arbeiten mussten zwischenzeitlich unterbrochen werden, weil die Prüfungen noch nicht durch waren.

Bernsteinfassade für den Bahnhof in Bitterfeld soll im Januar 2025 montiert werden

Erst im Januar werden die Elektrofirmen den Endzustand samt Beleuchtung herstellen können. Danach kann die Lamellendecke aus hellem Holz in der Halle montiert werden. Sie besteht aus hunderten Teilen, die bei der Firma bereitliegen. Parallel gestalten die Mieter ihre Bereiche aus. Deren Sanitärbereiche sind bereits gefliest. Richtung Vorplatz zieht der Bäcker ein, in der Mitte folgt das Reisezentrum, daneben der Service Store. Alle drei können durch schon montierte Glaslamellenwände vom öffentlichen Bereich abgetrennt werden. Die Sitzmöbel, die WC-Einrichtung, die großen Glastüren und das Servicepanel mit neuartigen Schließfächern, EC-Automat und zwei großen Anzeigetafeln am Rand des Sitzbereichs werden erst ganz zum Schluss installiert.

An der Rückseite, wo auch Rad-Abstellplätze entstehen, wird bereits gepflastert. Im Hintergrund sieht man das neue Übergangsbauwerk zur Unterführung.
An der Rückseite, wo auch Rad-Abstellplätze entstehen, wird bereits gepflastert. Im Hintergrund sieht man das neue Übergangsbauwerk zur Unterführung.
Foto: Frank Czerwonn

Außen wartet bereits die Unterkonstruktion auf die Fassade aus recyceltem Aluminium. Sie wird dunkelgrau und bernsteinfarben werden und wurde bei der Fassadenbaufirma schon vormontiert. Ursprünglich sollte sie im September angebracht werden. Der fehlende Blitzschutz hat das aber verzögert; nun hofft man auf Januar. Kammler ist sich sicher: „Das wird ein total schickes Gebäude.“

Doch auch nach der Eröffnung des Bahnhofs mit einem großen Bürgerfest geht die Modernisierung des Knotenpunkts weiter. „Ende 2025 erneuern wir die Fahrstühle sowie Fußboden und Wände des Personentunnels.“