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Auf dem Gelände des Kaliwerkes Zielitz schlüpfen in vier Horsten 19 Jungvögel Experte der Vogelwarte Hiddensee beringt Turmfalken

Von Burkhard Steffen 13.06.2012, 05:14

Zielitz l Ornithologen des Naturschutzbundes Deutschland, Peter Wölk von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde und Thomas Suckow, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelschutzwarte Hiddensee, beringten auf dem Gelände des Kaliwerkes Zielitz 18 junge Turmfalken.

"Eigentlich haben wir in den vier Horsten 19 Jungvögel vorgefunden", berichtete Thomas Suckow, "doch einer der jungen Turmfalken zeigte schon eine leichte Befiederung und war sehr lebhaft. Das Risiko, dass er aus dem Nistkasten springt, war zu groß. Deshalb haben wir ihn nicht beringt." Suckow ist hauptberuflich als Tierpflegemeister im Tierpark Bernburg tätig.

"Das Risiko, dass er aus dem Nistkasten springt, war zu groß."

Seit 1999 kommt er einmal jährlich nach Zielitz, um hier den jungen Turmfalken den Kennzeichnungsring anzulegen. Das geschieht für die Vögel völlig schmerzfrei mit einer simplen Elektrikerzange. "Auf den Ringen ist die Vogelwarte verzeichnet sowie eine individuelle Codenummer für jeden Vogel", erläuterte Thomas Suckow.

"Im Durchschnitt zählen wir seit Beginn der Aktion im Jahr 1999 jährlich 22 junge Turmfalken. Das sind seitdem mehr als 300 Vögel, die hier auf dem Werkgelände geschlüpft sind", informierte Rudi Schröter, Umweltingenieur im Kaliwerk Zielitz. Weshalb es in diesem Jahr nur 19 Jungfalken sind, darüber könne nur spekuliert werden, so Schröter. Beispielsweise ob der teilweise sehr strenge Winter darauf Einfluss hatte.

Warum das Werkgelände bei Turmfalken so beliebt ist, kann sich Herbert Bilang vom Naturschutzbund erklären. "Die Qualität des Brutbiotops dieses anpassungsfähigen Kleinfalken wird nicht nur durch die angebotenen Nistmöglichkeiten bestimmt. Wichtig ist auch das Nahrungsangebot. Und das ist mit der reich strukturierten Landschaft im Umfeld des Werkes offensichtlich günstig."

Sehr hilfreich bei der Beringungsaktion war die Technik der Werkfeuerwehr. Der moderne Hubretter brachte die Ornithologen und Naturfreunde sicher bis an die Nistplätze heran. "Jetzt haben wir exakt 21 Meter Höhe erreicht", sagte Sven Widdecke, der den Hubretter bediente, als er den Korb zentimetergenau an den Nistplatz im Schacht 1 heranmanövriert hatte. Hier kauerten sich fünf Jungvögel eng in der Ecke zusammen. Behutsam versah Thomas Suckow einen nach dem anderen mit dem Kennzeichnungsring.

Das Beringen der jungen Turmfalken dient dem Ziel, weitere Erkenntnisse für die Verhaltens- und Evolutionsforschung dieser Vögel zu gewinnen. Inter- essant war beispielsweise, dass ein in Zielitz beringter Jungvogel in Algerien aufgefunden wurde. "Er hatte innerhalb der 225 Tage, seit er den Ring angelegt bekam, mehr als 1500 Kilometer zurückgelegt", berichtete Rudi Schröter.

"Innerhalb von 225 Tagen mehr als 1500 Kilometer zurückgelegt."

Bei den alljährlichen Beringungsaktionen für die Turmfalken war auch entdeckt worden, dass sich am Produktionsschacht ein Wanderfalken-Paar häuslich eingerichtet hatte.

In diesem Jahr konnten Fachleute und Hobbyornithologen, aber auch jeder Internetnutzer hautnah erleben, wie das Brutpaar seine Jungen aufzog. Im Nistkasten hatten Experten eine Kamera installiert. Über die Internetseite der Gemeinde Zielitz konnten die in Deutschland sehr seltenen Wanderfalken rund um die Uhr beobachtet werden. Die Beringung der jungen Wanderfalken war bereits Mitte Mai erfolgt. Drei Volksstimme-Leser wurden Zeugen dieser Aktion.

Juni 2012