Insolvente Klinikum Burgenlandkreis GmbH Gläubiger können aufatmen: Forderungen werden nach Jahren zu insgesamt 84 Prozent gezahlt
Die Klinikum Burgenlandkreis GmbH musste wegen erheblicher Zahlungsprobleme 2019 Insolvenz anmelden. Im Sanierungsverfahren wurde nun ein Meilenstein zurückgelegt. Für eine der beiden ebenso insolventen Tochterunternehmen steht dieses aber noch aus.

Naumburg/Jak - Kurz vor Weihnachten ist es einmal mehr eine gute Nachricht für die Gläubiger der Klinikum Burgenlandkreis GmbH, die Mitte September 2019 wegen erheblicher Zahlungsprobleme Insolvenz angemeldet hatte: Sie können sich nun auf Zahlungen freuen, die mit einer Insolvenzquote von insgesamt 84 Prozent weit über dem Durchschnitt liegen, wie der vormalige Sachwalter des Unternehmens, Lucas F. Flöther, mitteilt. Laut Statistischem Bundesamt liegt die durchschnittliche Insolvenzquote bei unter drei Prozent.
Die Betriebsräte der Klinik-Standorte Naumburg und Zeitz freuten sich über die sehr gute Gesamtquote. „Für die Beschäftigten war die Insolvenz eine sehr schwierige Zeit. Als Betriebsräte freut es uns, endlich einen Abschluss zu finden und positiv in die Zukunft zu blicken“, so Klinik-Betriebsrätin Beate Wenke.
Vergleich mit Gläubigern
Die Sanierung erfolgte über einen Insolvenzplan, wobei es sich um eine Art Vergleich mit den Gläubigern handele. Dieser Plan sah eine Quote von 30 Prozent für die unbesicherten Insolvenzgläubiger vor, die Flöther 2020 nach Ende des Insolvenzverfahrens auszahlte. „Bereits diese Quote lag weit über dem Durchschnitt“, heißt es in der Mitteilung. Dem Sachwalter war es als Treuhänder möglich, auch nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens weiterhin Zahlungen für die Insolvenzmasse einzuziehen. Flöther habe deshalb als Sachwalter und Treuhänder mittels der Anfechtung seine Bemühungen fortgesetzt, Zahlungen von Unternehmen zurückzufordern, die diese unberechtigterweise erhalten hatten.
So gelang es ihm, zusätzliche Mittel in beträchtlicher Höhe für die Gläubiger einzuziehen. Welche Unternehmen dies betraf, dazu sagte der Pressesprecher der Kanzlei, Christoph Möller, auf Anfrage von Tageblatt/MZ nichts, da es sich um ein nicht öffentliches Verfahren handele. „Im Ergebnis erhalten die Gläubiger in diesen Tagen eine zusätzliche Zahlung in Höhe von zirka 54 Prozent auf ihre unbesicherten Forderungen, so dass ihre Quote 84 Prozent betragen wird. Bei diesen Gläubigern handelt es sich vor allem um Mitarbeiter des Klinikums, außerdem um meist kleinere Handwerker und Dienstleister aus der Region“, so Flöther.
Zum Klinikum gehörten zwei weitere Unternehmen, die von der Insolvenz betroffen waren. Die „Ambulantes Zentrum (MVZ) am Klinikum Burgenlandkreis GmbH“ wurde über ein Eigenverwaltungsverfahren saniert. Die Gläubiger hatten 2022 eine vorzeitige Ausschüttung von insgesamt 100 Prozent erhalten. Das Insolvenzverfahren des anderen Unternehmens, der „Klinikum Burgenlandkreis Service GmbH“, dauert noch an. Auch deren Gläubiger könnten eine sehr hohe Quote erwarten.
Insolvenzverfahren und Übernahme
Die Sanierung der Klinikum Burgenlandkreis GmbH war im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung erfolgt. Bei einem Eigenverwaltungsverfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt, das zuständige Insolvenzgericht setzt aber einen sogenannten Sachwalter ein, der dafür Sorge trägt, dass die Interessen der Gläubiger gewahrt werden. Als Sachwalter bestellte das Gericht den bekannten Sanierungsexperten Lucas F. Flöther.
Im September 2019 hatte die Klinikum Burgenlandkreis GmbH Insolvenzantrag gestellt. Nach grundlegenden Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2020 wurde sie von der gemeinnützigen Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) übernommen. Seitdem firmiert das Krankenhaus unter SRH Klinikum Burgenlandkreis GmbH, zu der das SRH Klinikum Naumburg und das SRH Klinikum Zeitz gehören.
Die Krankenhäuser der Basisversorgung sind Akademische Lehrkrankenhäuser der Universitätsklinik Jena, Halle und Leipzig. Das Klinikum behandelt jährlich etwa 25.000 stationäre und zirka 40.000 ambulante Patienten. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber der Region.