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Fantasievolles Spektakel in Adventszeit Kleine Eisbären als Handwärmer - Hunderte Märchenfans für Umzug in Bad Bibra auf den Beinen

Durch Bad Bibra zieht wieder ein großer Tross aus Märchengestalten. 28 Bilder sind dieses Mal dabei – trotz kühlen Wetters.

Von Constanze Matthes Aktualisiert: 15.12.2024, 15:23
Ein Gewusel aus Weiß und Schwarz:  Die Johanniter-Kita „Zwergenland“ Bad Bibra  zeigt die Geschichte „101 Dalmatiner“.
Ein Gewusel aus Weiß und Schwarz: Die Johanniter-Kita „Zwergenland“ Bad Bibra zeigt die Geschichte „101 Dalmatiner“. (Foto: Torsten Biel)

Bad Bibra - Ein Wunsch an eine holde Fee oder das Reiben an einer von einem guten Geist bewohnten Flasche reichen nicht für einen Märchenumzug. Es braucht viele engagierte Helfer und Darsteller aus Vereinen, Schulen, Unternehmen und Familien. Auf dem Parkplatz des Netto-Marktes in Bad Bibra sammeln sich am frühen Samstagnachmittag Lehrer und Kinder der Saubacher Kneipp-Grundschule.

Einer trägt eine grimmige Wolfsmarke, eine andere einen roten Umhang nebst Kapuze. „Wir sind schon seit Anfang an mit dabei. Wir wissen gar nicht mehr, welches Märchen wir nehmen sollen“, erzählt Lehrerin Jacqueline Skripalle. Deshalb sagten sich die Saubacher, warum sich für eines entscheiden, wenn man mehrere haben kann. Ihr Bild mit der Nummer 5 trägt deshalb auch den Titel „Aus dem Märchenbuch gefallen“. Durch zwei Jahrzehnte Märchenumzug erprobt, wissen sie sich auch gegen die Kälte zu wappnen. Aus dem Körbchen schaut eine Thermoskanne heraus. Für die Kinder gibt es Taschenwärmer in Eisbärenform.

Kostümverleih aus Kranichfeld zeigt sieben Märchen

Mit einem Bus ist Martina Sichert samt Familie und Freunden in die Finnestadt gekommen. Seit zehn Jahren begleitet die Kranichfelderin mit ihrem Kostümverleih den Märchenumzug. Allein sieben farbenprächtige Bilder gestaltet sie, von „Dornröschen“ bis zum „Zauberer von Oz“. „Das letzte Kleid für eine Fee habe ich in der Nacht um halb 3 fertiggenäht. Viel Arbeit steckt dahinter, aber hier ist es immer wieder schön“, erzählt die Thüringerin, die ihre Kreationen für Hochzeiten, Geburtstage und Stadtfeste verleiht. Ihr Fundus umfasst 700 bis 800 Kleider aus der Zeit zwischen frühem Mittelalter und Jahrhundertwende. Nicht nur ihren eigenen 50-köpfigen Tross für den Umzug stattet sie aus, sondern auch die Weinmajestäten, die der Einladung von Bad Bibras Quellenkönigin gefolgt sind.

Das letzte Kleid für eine Fee habe ich in der Nacht um halb 3 fertiggenäht.

Martina Sichert, Kostümverleih aus Kranichfeld

Langsam füllt sich die Thalwinkeler Straße, in der das Spektakel seinen Anfang nimmt. Organisatorin Annett Stockmann verteilt die Schilder entlang der Strecke. Seit 2010 wirkt sie „hinter den Kulissen“. 2002 fand die Premiere statt – als Folge der Glockenweihe zwei Jahre zuvor. Hans-Joachim Haedrich, ein einstiger Bad Bibraer, Unternehmer in den USA und Ehrenbürger der Stadt, hatte großzügig die Reparatur des Geläuts in der Magdalenen-Kirche unterstützt. „Die Vorbereitungen beginnen im Sommer“, sagt die Steinbacherin. Mitunter sei es nicht mehr so einfach, Teilnehmer für den Umzug zu finden. „Es gibt ja überall mehr Veranstaltungen. Allerdings melden sich immer auch neue Initiativen“, so Annett Stockmann.

Ein Hingucker: Emely Suchy als  Schneekönigin, die auch Kai und Gerda nach Bad Bibra mitgebracht hat.
Ein Hingucker: Emely Suchy als Schneekönigin, die auch Kai und Gerda nach Bad Bibra mitgebracht hat.
(Foto: Torsten Biel)
Warum nur ein Märchen darstellen? Mädchen und Jungen der Kneipp-Grundschule Saubach samt Lehrer zeigen mehrere Märchen. Die Schule nimmt seit vielen Jahren am Dezember-Spektakel in der Finnestadt teil.
Warum nur ein Märchen darstellen? Mädchen und Jungen der Kneipp-Grundschule Saubach samt Lehrer zeigen mehrere Märchen. Die Schule nimmt seit vielen Jahren am Dezember-Spektakel in der Finnestadt teil.
(Foto: Torsten Biel)
Mit dabei: Gebietsweinkönigin Emma Meinhardt.
Mit dabei: Gebietsweinkönigin Emma Meinhardt.
(Foto: Torsten Biel)

Dass Zuschauer indes Tiere wie etwa Pferde, die früher oft mitgelaufen waren, vermissen könnten, hat seinen Grund. „Nach Unfällen sind die Vorschriften strenger geworden. Es braucht nun einen Kutschenführerschein“, erklärt die Organisatorin. Dafür gibt es Fahrzeuge mit einigen Pferdestärken mehr. Der Heimatverein Burkersroda zeigt das Märchen „Die goldene Jurte“ und lässt einen historischen Traktor der Marke McCormick knattern. In einem froschgrünen Trabi-Caprio hat hingegen Altlandrat Harri Reiche Platz genommen – als Väterchen Frost mit weißem Haar. Zu seinen Füßen: etwa 100 Kilogramm Süßigkeiten, die über die Strecke verteilt mit Schmackes in das Publikum geworfen werden.

Pflegeheim aus Apolda mit Mitarbeitern und Bewohnern unter Zuschauern

Zu den „Stammzaungästen“ zählen auch Bewohner und Mitarbeiter des Apoldaer Pflegeheims „Haus an der Glockengießerei“. Mit einem Kleinbus und zwei Autos sind sie nach Bad Bibra gekommen. Gut versorgt mit Kaffee und Keksen. „Der Umzug ist immer schön. Für die Bewohner ist das schon ein Erlebnis, sie freuen sich auch darauf“, erzählt Doris Jentschura. Nur eines beklagt sie: fehlende Toiletten.

Mit Uhr: Der Kostümverleih Sichert ist mit sieben Märchen dabei –  darunter „Die Schöne und das Biest“.
Mit Uhr: Der Kostümverleih Sichert ist mit sieben Märchen dabei – darunter „Die Schöne und das Biest“.
(Foto: Torsten Biel)
Der Bad Bibraer Carnevals Club verlegte die Weihnachtswerkstatt kurzerhand in die Finnestadt.
Der Bad Bibraer Carnevals Club verlegte die Weihnachtswerkstatt kurzerhand in die Finnestadt.
(Foto: Torsten Biel)
Clemens Schmidt mit Familie   stellt das Märchen „Die goldene Gans“ dar – inklusive des edlen und klebrigen Geflügels.
Clemens Schmidt mit Familie stellt das Märchen „Die goldene Gans“ dar – inklusive des edlen und klebrigen Geflügels.
(Foto: Torsten Biel)

Mit etwas Verspätung setzen sich die insgesamt 28 Bilder in Bewegung – vorbei an blinkenden Lichterketten, strahlenden Schwibbögen, stummen Gartenzwergen sowie den teils staunenden Zuschauern entlang der Strecke. Darunter kleine Gruppen wie die Verwaltung der Verbandsgemeinde An der Finne mit VG-Bürgermeisterin Monika Ludwig als Hexe aus „Hänsel und Gretel“ , große Gruppen wie die Johanniter-Kita „Zwergenland“ als „101 Dalmatiner“. Ein schwarz-weißes Gewusel. Aus Bad Dürrenberg ist der Musicalverein Cantus angereist, aus Dornburg der Rosenfestverein. Aus dem thüringischen Darnstedt kommt ebenfalls ein Stammgast: die Firma Seggy Tours Laube, die auf ihren Segways herumkurvt.

Unverkleidet und in Arbeitskluft sichern Feuerwehr, Polizei und Johanniter den Märchenumzug ab. Mehr als 60 Einsatzkräfte sind vor Ort. Für Gemeindewehrleiter Thomas Schönfuß ist das Spektakel mittlerweile Routine. „Die meisten von uns haben auch ihre Freude daran, und wir unterstützen das Event natürlich gern“, sagt Schönfuß. Doch was passiert bei einem Alarm? Da habe man noch andere Feuerwehren in der Hinterhand und könnte auch Kräfte abziehen. Seite 8