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Olvenstedter Viertklässler haben eine Klassenhündin Lea – Schulkameradin auf vier Pfoten

01.06.2011, 04:33

Für die 19 Mädchen und Jungen der Klasse 4a in der Grundschule Alt-Olvenstedt geht das letzte Grundschuljahr dem Ende entgegen. Schon jetzt wissen sie: Sie werden mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Sommer diese Schule verlassen. Dann heißt es: Auf zu neuen Herausforderungen, aber auch Abschied nehmen von vielen Klassenkameraden, lieb gewonnenen Freunden, von der Klassenlehrerin und von Lea – der Klassenhündin.

Alt-Olvenstedt (rri). Seit der Einschulung 2007 begleitet die Hündin Lea, ein Flat Coated Retriever, die Mädchen und Jungen der jetzigen 4a. Es ist die Hündin der Klassenlehrerin Sigrun Scholdra, die viel Zeit und Mühe in das Projekt "Klassenhund" investiert hat. Doch es hat sich gelohnt, da sind sich die Schüler und Eltern einig.

"Das Lernen und Miteinander mit einem Hund macht zum einen Spaß, und zum anderen lernen die Kinder in allen Bereichen selbstständig, verantwortungsbewusst und kollegial zu arbeiten. Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme stehen an erster Stelle", erklärt Sigrun Scholdra. Die Kinder seien sicherer im Umgang mit fremden Hunden geworden, und auch zurückhaltende Kinder würden aus der Reserve gelockt und könnten ihre Hemmungen abbauen.

Jeden Montag erhielten die Olvenstedter Schüler Besuch von ihrer Klassenhündin. "Als Erstes haben sie die Hundesprache erlernt und Regeln für das Zusammensein aufgestellt", so die Lehrerin. "Lea bringt den Kindern im Körbchen Aufgaben mit. Dann teilt sie das Arbeitsmaterial aus, damit alle rechnen und schreiben können. Lea würfelt mit einem großen Rechenwürfel und stellt so den Kindern bestimmte Aufgaben. Gern lesen die Kinder ihr vor, denn Lea ist ein sehr aufmerksamer Zuhörer."

Lea zaubere stets ein Lächeln in die Gesichter der Kinder und schaffe es, dass es ruhiger in der Klasse zugehe. "Alle nehmen mehr Rücksicht aufeinander. Der Klassenraum ist immer aufgeräumt, wenn doch mal etwas herunterfällt, ist Lea zur Stelle und hilft beim Wegräumen", so Sigrun Scholdra.

Schwere Arbeit für Lea

Auch in den anderen Klassen schaut sie gern mal rein und begeistert die Kinder. Besonders in die ersten Klassen macht sie des Öfteren einen Abstecher. Sie bringt immer eine Aufgabe oder eine kleine Überraschung vorbei. Wenn in den 2. Klassen im Sachunterricht das Thema Hund besprochen wird, prüft Lea, ob alle Kinder sich gut auskennen. Mittlerweile sind alle schon kleine Hundeprofis.

Neben der "Arbeit" kommen die Streicheleinheiten nicht zu kurz. "Es ist beruhigend, Leas Fell zu streicheln und dabei an etwas Schönes zu denken. Diese Momente sind für alle wichtig. Für Lea bedeuten lobende Worte Aufmunterung und Anerkennung", sagt Sigrun Scholdra. Aber die Kinder wissen auch, für Lea sind die vielen Liebkosungen schwere Arbeit. Die Hündin muss sich immer unter Kontrolle haben, darf nicht gierig nach "Leckerchen" schnappen, nicht beißen, auch nicht, wenn ihr aus Versehen auf den Schwanz getreten wird. "Alle haben gelernt, dass sie sich aufeinander verlassen können und finden: Schule mit Lea macht Spaß!", sagt auch Elternvertreter Hans-Jörg Beyerling.

Leas Schwester Charly ist auch Klassenhündin in einer 4. Klasse. Sie wohnt in Leverkusen und besucht dort regelmäßig ihre Klasse. Seit Jahren gibt es einen regen Briefwechsel, jeder Schüler hat einen Brieffreund. Sie tauschen Erlebnisse, Ideen und Wissenswertes über die Heimatstädte aus. Und es gab auch einen "Schüleraustausch" der besonderen Art. Lea reiste mit vielen Geschenken der Kinder nach Nordrhein-Westfalen und besuchte Charly in ihrer Klasse, ein Jahr darauf folgte der Gegenbesuch.

"Lea war immer da"

"In den vergangenen vier Jahren ist viel passiert. Die Schule, zu Beginn der Schulzeit noch alt, grau und kaputt, war kein schöner Ort. Nach einer aufwendigen Totalsanierung erstrahlt die Schule seit Anfang 2010 im neuen Glanz. Vieles hat sich verändert und die Mädchen und Jungen mussten sich oft an neue Umgebungen gewöhnen. Doch in der gesamten Zeit war eine immer da: Lea!", sagt Hans-Jörg Beyerling. "Der Unterricht konnte konstant fortgesetzt werden, die Schüler hatten eine gewisse Sicherheit und fühlten sich trotz der Veränderungen immer beschützt und behütet."

Die Klasse sei immer mehr zusammengewachsen. "Das Projekt ,Klassenhund‘ war ein voller Erfolg und die Mädchen und Jungen sind sowohl schulisch als auch sozial bestens vorbereitet für ihren weiteren Weg", so der Vater. Wie er würden sich auch die anderen Olvenstedter Eltern und Schüler freuen, wenn die Folgeklasse ebenfalls eine Partnerin auf vier Pfoten bekommen würde.