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Ausstellung Wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht ...

Den Toiletteneimer Kaiser Wilhelms II. können Besucher des Jagdschlosses Letzlingen in den neu gestalteten Ausstellungsräumen bewundern.

Von Petra Hartmann 15.09.2017, 03:00

Letzlingen l Der kaiserliche Toiletteneimer, ein weißes Porzellanbehältnis mit Henkel und den Initialen „J.S.L“ für „Jagdschloss Letzlingen“ war die Attraktion bei der Präsentation der beiden neuen Räume im Jagdschloss. Konrad Breitenborn von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, der die neuen Ausstellungsstücke vorstellte, nahm dann auch auf dem gleichfalls dort stehenden Nachtstuhl Platz und demonstrierte humorvoll, wie das Gefäß benutzt wurde.

Der Eimer, der jetzt im Jagdschloss zu sehen ist, stammt aus dem Besitz von Ursula Holschmacher, einer Urenkelin des letzten Kastellans und ehemaligen Leibjägers Wilhelms II. Der Kontakt zu der in Berlin lebenden Frau war vor einigen Jahren durch Karl-Ulrich Kleemann, Vorsitzender des Letzlinger Heimatvereines, zustande gekommen. Breitenborn, hatte den Eimer bereits im Jahr 2001 abgeholt – einen Tag bevor die Besitzerin auf die Kanarischen Inseln übersiedelte – seither befand sich das gute Stück im Jagdschloss. Doch erst jetzt hat es seinen Ehrenplatz in einer der Vitrinen erhalten.

Aber es geht nicht nur um Stoffwechselendprodukte in den neuen Räumlichkeiten. Zu sehen ist auch die große Tafel, an der der Kaiser seine Gäste bewirtete, wenn er im Jagdschloss feierte. Der hölzerne Ausziehtisch ist für die Ausstellung bis zur kleinsten Größe zusammengefahren auf 1,80 mal 1,125 Meter. In voller Länge misst er 8,20 Meter und bietet Platz für 32 Personen.

Ebenfalls ein neues Schmuckstück im Jagdschloss ist das Porträt des Kaisers, das nun als Dauerleihgabe des Schlossmuseums Bernburg in Letzlingen zu sehen ist. In Bernburg lagerte das Gemälde lediglich im Archiv, wie Museumsdirektor Roland Wiermann verriet. Das Bild wurde den Letzlingern zur Verfügung gestellt, die im Gegenzug die Kosten der Restaurierung übernahmen. „Es ist also eine Win-win-Situation“, sagte Wiermann.

Das Bild zeigt den Kaiser mit der bekannten „Pickelhaube“, damals offiziell als „Helm mit Spitze“ bezeichnet, sowie mit dem Roten Adlerorden und einem Medaillon mit dem Monogramm WR für „Wilhelminus Rex“, König Wilhelm.

Ein Ergebnis der Restaurierungsarbeiten ist auch, dass nun auch Klarheit über den Maler besteht: Eduard Behrendt hinterließ am Rand des Bildes seinen Namenszug in Bleistift, wie der Restaurator entdeckte. Behrendt wurde 1859 in Ilberstedt geboren und starb 1928 in Dessau. Er war Zeichenlehrer und arbeitete auch als Illustrator und Maler. Von ihm stammt unter anderem ein Porträt Herzog Friedrichs II. anlässlich dessen Thronbesteigung im Jahr 1904. Eduard Behrendt zeichnete aber auch die damals gebräuchlichen Landkarten des Herzogtums Anhalt.