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Vor 90 Jahren 25 Warnauer gründen die Feuerwehr

Den 90. Geburtstag am 20. Mai wollte die Warnauer Feuerwehr groß feiern - alles war vorbereitet. Doch Corona ließ die Pläne platzen.

Von Thomas Henningsen 19.05.2020, 13:00

Warnau l Wenn man sich am vorhandenen Buchwerk orientiert, das aus dem Jahre 1930 stammt, so kann festgestellt werden, dass am 20. Mai 1930 25 männliche Bürger aus Handwerk und Landwirtschaft aktive Gründungsmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Warnau wurden. In den Jahren 1932 bis 1937 kamen weitere Mitglieder hinzu, darunter Selma Ehrenbrecht als einzige Frau.

Das Hauptaugenmerk lag neben der Brandbekämpfung auch auf der Gefahrenabwehr in jederlei Hinsicht. Aus diesem Grund wurde der freiwilligen Feuerwehr bereits in den 30-er Jahren eine große Bedeutung beigemessen, obwohl schon zur damaligen Zeit in der Regel die Vereine das Dorfleben bestimmten.

Der damaligen Wehrleitung gehörten diese Kameraden an: Hermann Kahle (Landwirt), Otto Hünemörder (Landwirt), Alfred Arndt (Stellmacher), Richard Schulze (Fischer) und Ewald Zorn (Bäcker). Hermann Kahle agierte als erster Wehrleiter. Gruppenführer war Ewald Zorn und als Maschinist wurde Hermann Schwarz gewählt.

Das erste Gerätehaus, auch Spritzenhaus genannt, befand sich in der Ortsmitte nahe der Kirche an der Dorfstraße. Seitlich war noch ein kleines Gefängnis, in dem der Dorfpolizist kurzzeitig Leute einsperren konnte, die gegen das Gesetz verstoßen hatten.

Der Einsatz der Tragkraftspritze war mit dem Pferdegespann möglich. Verantwortlich waren dafür die Landwirte, da sie die Pferdegespanne besaßen.

Im Jahre 2015 wurde das unter Denkmalschutz stehende alte Spritzenhaus umfangreich saniert. Es dient heute als Frau-Harke-Wegemarke und lädt die Ortseinwohner sowie Radtouristen auf Bänken zum Verweilen ein.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden fast alle gesunden Männer einberufen. Die Feuerwehrarbeit wurde von den restlichen verbleibenden aktiven sowie passiven Mitgliedern aufrecht gehalten.

Noch vor Kriegsende brannte 1944 der Vierseithof samt Scheune des Landwirts Jes Henningsen bis auf die Grundmauern nieder. Die Feuerwehr aus Warnau und den umliegenden Dörfern kämpften verbissen, um ein Übergreifen auf das Wohnhaus und die Nachbarhäuser zu verhindern, was ihnen zum Glück gelang.

Da noch viele Aktive im Krieg und in Gefangenschaft waren, wurden die Söhne, sofern sie das Alter erreicht hatten, in die Reihen der Feuerwehr aufgenommen. Dies war ein umfangreiches Betätigungsfeld für die damalige Dorfjugend.

Die Kameraden waren in den 50-er Jahre nicht nur für die Brandbekämpfung zuständig, sondern auch für Havarie und Katastrophenschutz verantwortlich. Die Haveldörfer hatten in dieser Zeit oft mit Hochwasser zu kämpfen, so dass die Kameraden auch Tiere vor dem Ertrinken retten mussten. Oft stand das Wasser bis an den Chausseerand Richtung Rehberg.

Auch sind in dieser Zeit Scheunenbrände durch Blitzeinschlag der Landwirte Willi Plaue und Otto Köpke zu verzeichnen, die völlig nieder brannten. Einige Jahre später fielen – man spricht von Brandstiftung – die Scheunen von Otto Ritter und Gustav Haake den Flammen zum Opfer.

Von den 60-er bis in die 80-er Jahre übernahmen Reinhold Ritter als zweiter und dann Richard Busch als dritter Wehrleiter die Führung der Truppe. Letztgenannter hatte zusammen mit Gerhard Otto die Wehr gut im Griff.

Zu der Zeit machte die Feuerwehr mit Schnelligkeitsübungen von sich reden und gewann viermal hintereinander den Wanderpokal. Die Kameraden Heinz Schmidt, Horst Schmidt und Reinhold Robin sind hier besonders hervorzuheben.

Zu dieser Zeit war auch die Schalmeienkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Warnau bis über die Grenzen des Elb-Havel-Winkel hinaus gut bekannt. Oft belegte man bei Wettbewerben die vorderen Plätze.

Unter der Leitung des Ratsmitgliedes Reinhard Plaue wurde zusammen mit den Mitgliedern der Bau des zweiten Gerätehauses an der Ecke der heutigen Alten Lindenstraße/Zum Mühlberg im Jahre 1972 in Feierabendarbeit durchgeführt. Nun hatte die Wehr eine bessere Möglichkeit zur Lagerung sämtlicher Materialien, der Tragkraftspritze sowie der Einsatzkleidung.

In der Folgezeit verlief das Dasein der Warnauer Wehr mit gewissen Höhen und Tiefen. Da nicht alle Kameraden in der Landwirtschaft tätig waren, sondern viele auch auswärts in Betrieben beschäftigt waren, wurden erforderliche Tageseinsätze durch die Kameraden vor Ort abgesichert.

An dieser Stelle ist besonders Dieter Dähne zu erwähnen. In der Werkstatt der Tischlerei war zu jeder Tag- und Nachtzeit der Schlüssel für den Fall einer Alarmierung hinterlegt. Eine Sirene gab es damals noch nicht. Das Signal wurde durch ein Horn übermittelt.

Als der Wehrleiter die Aufgaben in jüngere Hände legte, wechselte bis in den 90-er Jahren die Wehrleitung oftmals. Hans-Jürgen Picht, Herlef Henningsen und Rainer Schulz sind hier zu nennen. Mit der Wende 1989 bangten viele Kameraden um ihren Arbeitsplatz, so dass wenig Zeit für ehrenamtliche Arbeit blieb. Bis 1994 ging die Arbeit der Wehr daher schleppend voran. Die Einsatzbereitschaft war jedoch zu jeder Zeit gegeben.

Unter der Federführung der Ratsmitglieder Hans-Jürgen Albrecht, Achim Bullwan und Rolf Masur gab es wieder Aufwind. Heiko Deich übernahm als siebter Wehrleiter die Führung. Die Wehr hatte in den folgenden Jahren einen Zuwachs von etlichen jungen Mitgliedern zu verzeichnen. Rege Aktivitäten zeigten sich, was die Teilnahme an Lehrgängen beziehungsweise Weiterbildungen bewies.

Durch Fördermittel des Landkreises konnte die Wehr zum 1. Mai 1995 ein neues Mercedes-Einsatzfahrzeug in Empfang nehmen. Gleichzeitig motivierte das Fahrzeug weitere junge Einwohner zum Eintritt in die Wehr. Da das Gerätehaus nun zu klein war, befürwortete der Gemeinderat den Bau beziehungsweise Ausbau des vorhandenen Kohlebunkers an der Kindertagesstätte zum Gerätehaus. Mit Hilfe des Verwaltungsamtes Sandau wurde dieses Projekt verwirklicht. Zum Einheitstag 1996 wurde das neue beheizbare Feuerwehrhaus mit Sanitärtrakt feierlich übergeben.

Nur ein Jahr später wurde unter der Führung von Olaf Sperling, Ingo Harmuth sowie Veit Graff mit großer Begeisterung eine Jugendwehr gegründet. Dieses Ehrenamt wird seit 2014 von Rainer Ratzeburg ausgeübt.

1997 wurde den Warnauer Kameraden eine neue Tragkraftspritze übergeben.

2001 übernahm Hans-Jürgen Albrecht als achter Wehrleiter gemeinsam mit Ingo Harmuth, der in stellvertretender Position agierte, die Feuerwehr Warnau. Die Wehr fand immer mehr Zuspruch. So konnte in den nachfolgenden Jahren sogar eine Frauentruppe gegründet werden. Bei Wettkämpfen konnten sich die Warnauer mit drei Mannschaften (Männer-, Frauen- und Jugendtruppe) präsentieren.

Die Kameraden trafen sich immer häufiger zu den Ausbildungsabenden und zur Bewältigung anderer Aufgaben wie dem Abpumpen der Brunnen oder Winterfestmachung. Auch war man eine feste Größe des aktiven Dorfgeschehens und unterstützte den Ortschaftsrat bei den Durchführungen aller Aktivitäten im Ort.

Das mittlerweile in die Jahre gekommene Gerätehaus wurde 2017 unter Federführung von Thomas Henningsen, Jes Henningsen und mit Hilfe einiger Kameraden sowie Sponsoren in Eigenregie umfangreich saniert und renoviert. Neben dem Sanitärtrakt gibt es eine neue Küche und ein frischer Farbanstrich erfolgte. Des Weiteren wurde das Gerätehaus mit neuen Einrichtungsgegenständen ausgestattet. Ausbildungs- und Kameradschaftsabende gewinnen dadurch einen höheren Stellenwert und bereiten mehr Freude.

Den Posten des Wehrleiters gab Hans-Jürgen Albrecht nach 18 Jahren im Vorjahr an Tobias Gratzke ab, der nun die Verantwortung als neunter Wehrleiter trägt. Zuvor füllte er schon die Funktion des Gerätewartes aus und brachte alle Voraussetzungen mit sich. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Ingo Harmuth und dem Gerätewart Thomas Henningsen leitet er bis heute die Geschicke der Freiwilligen Feuerwehr Warnau.

Die nun auf 90 Jahre zurück blickende Feuerwehr Warnau ist bis heute eine feste Größe im kleinen Haveldorf und wird hoffentlich noch viele Jahre bestehen bleiben.