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Wandelkonzert Von Arkadien bis nach Pankow

Elfenhafte Harfenklänge, Alphornrufe - das Wandelkonzert der Altmark Festspiele verwandelte den Gutspark Zichtau in eine Musik-Landschaft.

Von Petra Hartmann 18.06.2018, 21:00

Zichtau l „Arkadien“, das war das Motto, unter dem das Konzert im Zichtauer Gutspark stand. Und ein Hauch von Arkadien lag auch in der Luft, als Babett Niclas über die Saiten ihrer Harfe strich. Mal sanft und melancholisch, getragen, schwebten die Töne über den rauschenden Wasserfall, mal schwungvoll und voller Humor, und die Leidenschaft für ihr Instrument ist der jungen Frau anzumerken.

Vor allem hob die Künstlerin immer wieder hervor, dass die Komponisten der von ihr ausgewählten Stücke selbst Harfe spielten und wussten, was sie schrieben. Oft seien „für Harfe“ ausgeschriebene Noten nur verkappte Klavierstücke. Anders die Sonate von Francois-Joseph Naderman oder die emotionale Tarantella von Lucas Ruiz de Ribayaz.

Von klassischen Stücken über Volkslieder und Filmmusik aus „Der Pate“ von Nino Rota spannte sich der Bogen bis hin zu einer Begegnung des deutschen Volksliedes „In einem kühlen Grunde“ mit der schottischen Weise „Am Meer“ - ein eigentümlicher und sehr stimmiger Zusammenklang. Zuletzt bot sie „Au matin“ von Marcel Tournir dar, ein Stück das sie selbst „einfach fantastisch“ fand, „einfach zum Dahinschmelzen“. Besser kann man es nicht sagen.

Sehr klassisch wurde es kurz darauf am Lindendom. Dort spielten die Querflötistin Atsuko Koga und der Violoncellist Georgiy Lomakow Stücke von Johann Sebastian Bach, aber auch von Claude Debussy und ein Werk des Festspiel-Intendanten Reinhard Seehafer unter dem Titel „The crucified Planet – Gekreuzigter Planet“. Mit rumänischen Volkstänzen von Bela Bartok klang die Darbietung im Lindendom aus.

Ein vollkommenes Kontrastprogramm dazu bot kurz darauf das Berliner Alphorn-Trio, das seine ungewöhnlichen, 3,60 Meter langen Instrumente auf der benachbarten Wiese erklingen ließ. Die Schweizerin Ma-Lou Bangert und die beiden Bayern Horst Jaitner und Helmut Amberger gehören dem 30-köpfigen Berliner Alphornorchester an und wollten ein wenig aufräumen mit den Klischees, die mit ihren Instrumenten verbunden sind. Nein, das Horn stünde nicht nur für Alpenglühen und Heidi-Atmosphäre, betonte Ma-Lou Bangert, die in ihrer launigen Moderation viel über ihre Instrumente erzählte. Etwa, dass Alphörner in der Schweiz in ges klingen, die Instrumente des Trios jedoch in F. Auch gebe es unter den Tönen des Instruments „verbotene“ Töne wie das Alphorn-B und das Alphorn-H – „Naturtöne, die für das diatonisch geschulte Ohr etwas merkwürdig klingen.“ Was die drei Musiker nicht hinderte, sie bei ihrem Stück „Schweizer Mordruf“ mit Genuss zu blasen. „Wir sind hier in der Altmark, da darf man sowas spielen“, merkte die Moderatorin an.

Was die typische Schweizer Alphornromantik angeht: Auch diese Erwartungen der Zuhörer wurden erfüllt. Außer den moderneren, eher jazzig oder rockig daherkommenden Kompositionen „Schweizer Mordruf“ und „Am Kriminalgericht“ oder dem etwas parodistischen „Pankower Kuhreihen“ gab es auch traditionelle Stücke, bei denen sich unwillkürlich das Bild von Bergen und Almabtrieb vor dem inneren Auge einstellte. „Da kann man sich doch gleich die Reise in die Schweiz sparen“, meinte Bangert augenzwingernd. Ein kleines Stück Heimat aus der Altmark gab es als Dankeschön für alle beteiligten Künstler: Sie erhielten von Carmen Seehafer von den Altmark Festspielen einen Baumkuchen überreicht. Fast so gut wie Schweizer Schokolade.