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Ski nordisch "Kleine Feuertaufe": Der Oberstdorf-Plan der Langläufer

Mit Platz drei bei der Tour de Ski ließ Katharina Hennig aufhorchen. Der Erfolg soll auf dem Weg zur Heim-WM 2021 erst der Anfang sein. Teamchef Peter Schlickenrieder sieht klare Fortschritte - aber besonders in einem Bereich auch noch viel Arbeit.

Von Thomas Eßer, dpa 22.01.2020, 10:03

Oberstdorf (dpa) - Wenn Peter Schlickenrieder über den großen Plan für 2021 spricht, entsteht leicht das Gefühl, er würde am liebsten sofort selbst die Langlauf-Ski anschnallen.

"Wir haben eine tolle Sportart und haben bei der WM eine einmalige Chance, das Fenster in der Heimat zu nutzen", sagt der 49-Jährige schon jetzt voller Vorfreude. Der bayerische Motivator und akribische Arbeiter hat mit seinem Team ein Konzept entwickelt, um die deutschen Langläufer möglichst punktgenau auf den Saisonhöhepunkt im kommenden Jahr in Oberstdorf vorzubereiten. Der Heim-Weltcup im verschneiten Allgäu spielt dabei eine zentrale Rolle.

"Es ist eine kleine Feuertaufe", sagt Schlickenrieder der Deutschen Presse-Agentur und bezieht sich damit vor allem auf die mentalen Herausforderungen, die so ein Großereignis vor der eigenen Haustür mit sich bringt. "Eine Heim-Weltmeisterschaft stresst immer mehr als alles andere. Das muss man auch erst mal wegstecken können." Der Outdoor-Enthusiast will deshalb zusätzlichen Druck am Samstag und Sonntag im Allgäu bewusst zulassen. Sein Credo: "Alles, was wir jetzt erleben, schockt einen bei der WM nicht mehr."

Schlickenrieder hatte den Job im April 2018 übernommen und direkt als erstes großes Ziel das Großereignis 2021 ins Visier genommen. Dort soll seine Mannschaft um Medaillen kämpfen. Ein ehrgeiziges Vorhaben: Im Gesamtweltcup der vergangenen Saison wurde Sandra Ringwald, die ihre Karriere mittlerweile beendet hat, als beste Deutsche 20., bei den Männern belegte Florian Notz als Stärkster Rang 33. "Unsere Medaillenchancen liegen in den Teamwettbewerben", sagt Schlickenrieder. "Dafür ist aber klar, dass jeder eine deutliche Steigerung bringen muss."

Wie das aussehen kann, zeigte Katharina Hennig zu Jahresbeginn eindrucksvoll. Die 23-Jährige feierte bei der Tour de Ski in Val di Fiemme mit Platz drei ihren ersten Podestplatz. Sie wisse, "dass das nicht ständig passiert", hatte Hennig anschließend gesagt, doch das Erfolgserlebnis soll einen Schub geben. "Bei ihr sollten jetzt konstant Top-Ten-Platzierungen kommen", sagt Schlickenrieder, der mit Bezug auf seinen WM-Plan immer wieder von Schritten, Blöcken und Entwicklungsstufen spricht.

Der Teamchef, der 2002 als Sportler Olympia-Silber gewann, lobt viel, benennt aber auch Missstände offen. "Es ist mehr als offensichtlich, dass wir im Kraftbereich noch sehr große Defizite haben", sagt er. "Das ist ein Thema, an dem wir im Vergleich zur Weltspitze deutlich schrauben müssen." Bei der individuellen Trainingssteuerung habe sein Team deutliche Fortschritte gemacht - das war Stufe 1. Mit der Verbesserung im Kraftbereich soll nun Stufe 2 folgen.

"Wir sind im Plan", sagt Schlickenrieder und meint damit auch Details, nicht nur die Renn-Ergebnisse. Wie bereiten sich die Sportler auf die Strecken vor? Gestalten sie das Rennen aktiv mit? Achten die Athleten ausreichend auf Gesundheitsprophylaxe? Das alles sind Aspekte, die der Langlauf-Liebhaber genau beobachtet. "Derjenige, der diese Dinge konsequent angeht, wird letztendlich belohnt" - davon ist Schlickenrieder überzeugt. Am besten vom 23. Februar 2021 an in Oberstdorf.

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Carl Sandin
Carl Sandin
Bildbyran via ZUMA Press