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Anwohner genervt Güterwagenlärm: Bahn testet kleinere Lärmschutzwände

Vorbeirauschender Güterverkehr nervt Anwohner in vielen Regionen Deutschlands. Riesige Schutzwände sollen Geräusche abhalten. Irgendwann können sie vielleicht auch eine Nummer kleiner sein.

23.04.2019, 14:46

Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn (DB) testet neue Techniken für den Schutz vor Güterwagenlärm. "Beispielsweise sind das niedrige Lärmschutzwände und sogenannte Mini-Schallschutzwände, die direkt an den Gleisen gebaut werden", sagte der DB-Lärmschutzbeauftragte, Andreas Gehlhaar, der Deutschen Presse-Agentur.

Damit wären die meterhohen grauen Aluschallschutzwände bei Wohnbereichen künftig vielleicht nicht mehr überall nötig. Auch Schienenstegdämpfer sollen getestet werden.

Derzeit werden in einem vom Bund finanzierten und bereits laufenden Projekt rund 30 Techniken zur Lärmminderung erprobt, wie es von der Bahn hieß. Viele der Modelle sollen in diesem Jahr an Streckenabschnitten zwischen München und Regensburg sowie zwischen Berlin und Cottbus errichtet werden. Danach soll es Messungen geben. Das Projekt laufe bis Ende 2020.

Vor Jahren hatte die Bahn schon einmal ähnliche kleine Lärmschutzwände im Mittelrheintal getestet. Die Region gilt in Deutschland als besonders lärmbelastet durch den Bahnverkehr. Lärm durch Verkehr - ob bei Eisenbahn, auf der Straße oder bei Flugzeugen - ist vielerorts für Anwohner ein Reizthema.

Neben den Schutzwänden sollen auch leiser rollende Güterwagen helfen, den Lärm beim Schienenverkehr in Deutschland zu mindern. Seit Jahren rüstet die Deutsche Bahn ihre Flotte um. Insgesamt sind in Deutschland rund 180.000 Güterwagen unterwegs, etwa ein Drittel entfällt auf die Bahntochter DB Cargo. Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Betreiber von Güterverkehr.

Die Deutsche Bahn hat einen Großteil der Flotte bereits umgerüstet. "Wir sind aktuell bei rund 53.000 leisen Güterwagen", sagte Gehlhaar. "85 Prozent der Cargo-Flotte der DB ist jetzt schon leise. Wir werden im nächsten Jahr die gesamte Flotte leise haben."

Hintergrund ist ein Gesetz des Bundes, das es besonders lauten Güterwagen ab Ende 2020 verbietet, auf dem deutschen Schiennetz zu rollen (Schienenlärmschutzgesetz). Vom Hamburger Waggonvermittler VTG teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit, dass die Umrüstung der in Europa betroffenen Wagen bis Ende 2020 erfolgen werde. Die Flotte werde laufend modernisiert und gewartet.

Die Deutsche Bahn konzentriert sich beim rollenden Verkehr auf die Güterwagen. Die Loks haben nach Angaben Gehlhaars dagegen andere Bremssysteme und spielten beim Thema Lärm derzeit nicht die zentrale Rolle. Bei den Güterwagen erziele man einen weitaus größeren Effekt.

Der Bund will mit neuen Messstationen den Lärm an der Schiene überprüfen und damit langfristige Trends abbilden. An stark befahrenen Strecken nehmen bundesweit 19 solcher Stationen den Betrieb auf, wie das Bundesverkehrsministerium mitteilte. Sie erfassen demnach den Lärm nach einer einheitlichen Methode. Standorte sind unter anderem Radebeul in Sachsen, Rosenheim in Bayern, Lahnstein in Rheinland-Pfalz, Emmendingen in Baden-Württemberg und Bad Hersfeld in Hessen. Daten der ersten sechs Stationen stellte das Ministerium bereits online. Die anderen Stationen werden demnach noch aufgebaut.