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Interpol-Bericht Illegale Entsorgung von Plastikmüll hat zugenommen

Seit 2018 importiert China keinen Plastikmüll mehr. Der Stopp hat zu einem Importboom in anderen asiatischen Ländern geführt - und zu Kriminalität, wie ein neuer Bericht belegt.

27.08.2020, 10:28

Lyon (dpa) - Der Handel mit Plastikmüll boomt - und er findet neue Wege, seit China 2018 einen Importstopp beschlossen hat. Plastikmüll-Exporte würden seitdem vor allem nach Süd- und Südostasien umgeleitet und dort oftmals nicht fachgerecht entsorgt, heißt es in einem Interpol-Bericht.

"Sowohl in den Exportländern als auch in den aufstrebenden Importländern hat die illegale Verarbeitung von Plastikmüll zugenommen." Für den Bericht hat die internationale Polizeiorganisation Interpol unter anderem Daten von Strafverfolgungsbehörden aus 40 Ländern ausgewertet.

Zwischen 1992 und Januar 2018 hatte China demnach 45 Prozent des weltweiten Plastikmülls importiert. Viele der neuen Zielländer sind laut Interpol mit den großen Müllmengen überfordert. Die Folge sei, dass ein großer Teil der Exporte mit großer Wahrscheinlichkeit in illegalen Recyclinganlagen oder Deponien lande oder verbrannt werde.

In Vietnam werden demnach 88 Prozent des Mülls nicht fachgerecht abgefertigt. In Indien (87 Prozent) und Indonesien (83 Prozent) ist der Anteil ähnlich hoch. "Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Exportnationen möglicherweise eine künstlich hohe Recyclingrate für ihren Plastikmüll melden, während in Wahrheit weiterhin große Unsicherheiten bestehen, wie der nach Übersee verschiffte Abfall behandelt wird", heißt es in dem Bericht.

Der Importanstieg in vielen Ländern hat laut Interpol zu strengeren Regulationen und Grenzkontrollen geführt. Viele asiatische Länder hätten seit 2018 verstärkt die Rückführung von illegalen Containern mit Plastikmüll verlangt. Interpol geht daher von einem "Domino-Effekt" und der Umleitung des Abfalls in neue südostasiatische Länder aus. Auch afrikanische und lateinamerikanische Länder könnten sich demnach zu Importeuren entwickeln.

Die Umweltschutzorganisation WWF reagierte entsetzt auf den Bericht über die "Müll-Mafia" und verlangte einen Exportstopp von Plastikmüll. "Außerdem brauchen Länder, die gerade von unserem Plastikmüll geflutet werden, Unterstützung beim Müllmanagement, etwa durch ein internationales Abkommen gegen Plastikmülleintrag in die Meere", sagte Bernhard Bauske, Projektkoordinator Plastikmüll bei WWF Deutschland.

Das Bundesumweltministerium betonte, man müsse zwischen gut sortierten Kunststoffen, die wertvolle Rohstoffe seien, und verschmutzten und unsortierten Plastikgemischen unterscheiden. Bei letzteren sei das Risiko größer, dass sie in Importländern illegal in die Umwelt gelangten, weil das Recycling mühsamer sei. Deutschland habe sich daher auf europäischer und internationaler Ebene für strengere Regeln beim Export von Kunststoffen eingesetzt.

"Ab dem 01.01.2021 gilt die verschärfte Regelung aus dem internationalen Baseler Abkommen. Dann dürfen Kunststoffabfälle, die vermischt sind, nicht mehr frei gehandelt werden", sagte ein Sprecher der dpa. Das Basler Übereinkommen werde derzeit von der Europäischen Kommission in eine bestehende EU-Verordnung eingearbeitet und gelte dann in allen Mitgliedstaaten unmittelbar.

© dpa-infocom, dpa:200827-99-327109/2