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Fußball Der FCM schlägt sich selbst

Wie der 1. FC Magdeburg die teils eklatanten Patzer beim 2:4 gegen Eintracht Braunschweig aufarbeitet.

Von Manuel Holscher 22.07.2019, 01:01

Magdeburg l Die Stimmung hätte unterschiedlicher nicht sein können. Laute Schlagermusik drang aus der Gästekabine, wo die Spieler von Eintracht Braunschweig ihren 4:2-Sieg beim 1. FC Magdeburg feierten. Und währenddessen nippte FCM-Trainer Stefan Krämer im angrenzenden Presseraum gedankenversunken an einem Kaffee. Er holte kurz Luft – und sprach dann Klartext: „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren, weil wir einfach zwei Tore hergeschenkt haben.“

Damit brachte der Coach das FCM-Problem beim Drittliga-Auftakt auf den Punkt. Der Club erlaubte sich besonders in der ersten Hälfte zu viele Fehler.

Beispiel 1: Vor dem 0:1 durch den überragenden Martin Kobylanski, der dreimal traf, patzte Tobias Müller, als er unbedrängt den Ball in den Fuß von Marcel Bär passte (7.).

Beispiel 2: Vor dem 1:3 schlief die Magdeburger Defensive nach einem langen Abschlag des Ex-FCM-Keepers Jasmin Fejzic. Club-Torhüter Alexander Brunst kam zu unentschlossen heraus und wurde wiederum von Bär düpiert (32.). „Wir haben drei, vier Umschaltsituationen des Gegners durch unsauberes Passspiel provoziert. Deshalb waren wir konteranfällig“, ärgerte sich Krämer.

Auch beim zweiten Gegentreffer hätten Timo Perthel oder Neuzugang Sören Bertram den flankenden Bär vor Kobylanskis Kopfballtreffer energischer stören müssen (18.). Bei solchen Fehlern war selbst der zwischenzeitliche Ausgleich von Bertram nur ein schwacher Trost (11.).

FCM-Sportchef Maik Franz war schon in der Halbzeit entsprechend bedient: „Wir haben alle drei Gegentreffer mit vorbereitet. In der zweiten Hälfte kann es nur besser werden.“ Wurde es dann auch – zumindest ein bisschen: Nach dem Anschlusstreffer durch Christian Beck (50.) präsentierte sich der FCM gefestigter, erlaubte sich nicht mehr so viele Fehler. Allerdings: Wirklich gefährliche Aktionen nach vorne blieben Mangelware. „Wir müssen unsere Fehler jetzt möglichst schnell abstellen. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam defensiv ein anderes Gesicht zeigen“, resümierte Beck.

Der FCM-Kapitän sprach damit ein Problem an, das sich bereits in der Vorbereitung in den Tests bei Chemie Leipzig und dem BFC Dynamo angedeutet hatte. Wenn der Gegner nach einem Ballverlust des FCM schnell umschaltet, steht das Krämer-Team häufig zu offen. So auch gegen Braunschweig, deren Taktik deshalb einfach, aber effektiv war. „Sie standen tief und haben auf unsere Fehler gewartet“, sagte Beck.

Doch auch im eigenen Offensivspiel hakte es: Der FCM suchte zu oft den Weg durch die Mitte, die vom Gegner aber gut besetzt war. Die beiden Außenverteidiger Timo Perthel links und Tarek Chahed rechts waren im Vorwärtsgang harmlos. Spielmacher Mario Kvesic war bemüht und auch häufig am Ball – Akzente setzte er aber kaum. „Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, über die Außen zu spielen“, erklärte Beck. „Das ist uns aber nicht gelungen. Wir werden es in dieser Saison häufiger erleben, dass Gegner gegen uns defensiv spielen. Dann müssen wir Lösungen finden.“

Der Ansatz nach dem verpatzten Auftakt ist jetzt klar. „Wir wissen genau, was wir falsch gemacht haben. Ich glaube, dass uns diese Fehler nicht noch mal passieren werden“, versicherte Beck. Und Timo Perthel erklärte: „Dieses Spiel ist leicht aufzuarbeiten. Mal gewinnt man, mal lernt man hinzu. Heute haben wir einiges gelernt.“

Arbeiten muss der FCM auch an der richtigen Balance – zwischen dem mutigen Fußball, den Trainer Krämer fordert und einer geordneten Rückwärtsbewegung. „Ich will zwar, dass meine Jungs mutig andribbeln. Wenn wir eine tiefstehende Mannschaft aushebeln wollen, müssen wir einfach ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Nach dem dritten, vierten Fehler wird man aber nicht sicherer, dann hilft auch mal der einfache Pass“, erklärte Krämer.

Immerhin: Die kämpferische Einstellung und die Moral stimmten. Der FCM ließ sich nicht hängen, hing sich weiter rein. Auch nach dem Platzverweis gegen Björn Rother (84.), der Nick Proschwitz von hinten traf. „Mit dem Aufwand und dem Willen war ich in der zweiten Halbzeit zufrieden“, sagte auch Krämer.

Sein Fazit klang fast versöhnlich. „Fußball wird immer noch von Menschen und nicht von Computern gespielt. Und Menschen machen nun mal Fehler“, sagte der Coach. Doch auch ihm war bewusst, dass sich diese Probleme nicht einfach so in Luft auflösen werden. Deshalb: „Wir haben jetzt bis zum Zwickau-Spiel noch viel zu tun.“ Meinung