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Fußball FCM beantragt Spielverlegungen

Der 1. FC Magdeburg hat eine Verlegung der ersten Spiele nach dem Neustart beantragt. Grund ist, dass der DFB-Zeitplan nicht haltbar ist.

Von Manuel Holscher 22.05.2020, 20:08

Magdeburg l Beim 1. FC Magdeburg gab es am Freitag Gesprächsbedarf. Die Verärgerung über den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der am Donnerstag den Drittliga-Neustart ab dem 30. Mai verordnet hatte, war groß. Grund für den Unmut war die Rolle rückwärts, die der Verband in den vergangenen Tagen machte. Eigentlich hatte der Club für den vergangenen Mittwoch nämlich den im Hygienekonzept vorgeschriebenen Corona-Test für die Mannschaft, das Trainer- und Betreuerteam geplant.

Diesen Termin sagte der Verein aber nach einer E-Mail des DFB am vergangenen Dienstag ab, da der Verband einen zeitnahen Drittliga-Neustart nicht absehen konnte. Nur 24 Stunden später folgte die überraschende Kehrtwende, am Donnerstag verkündete der Verband plötzlich den Re-Start ab dem 30. Mai.

Durch das Hin und Her des DFB hat der FCM jetzt ein großes Zeitproblem. Zwar versuchte der Club am Freitag, den ersten Corona-Test umgehend nachzuholen. Das vom DFB gestellte Labor schloss dies aber aus zeitlichen Gründen aus und verwies auf den kommenden Montag. Der im Hygienekonzept geforderte zweite Test kann dann frühestens 48 Stunden danach angesetzt werden. Mit den Ergebnissen wird frühestens am Donnerstag, 28. Mai, gerechnet. Erst dann kann der Verein das einwöchige Quarantäne-Trainingslager beziehen.

„Damit war von Anfang an klar, dass der Neustart für uns nicht haltbar ist“, betont FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik. Der FCM könnte erst ab dem 4. Juni in den Spielbetrieb einsteigen. Doch selbst diesen Termin sieht Kallnik kritisch: „Im Sinne einer annähernden Wettbewerbsgleichheit müssten uns dann noch zwei bis drei Wochen reguläres Mannschaftstraining zustehen. Wir haben deshalb beim DFB eine Verlegung der ersten Spiele beantragt.“ Betroffen wären unter anderem die ersten beiden angesetzten Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern (30. Mai) und bei den Würzburger Kickers (2. Juni).

Da in Sachsen-Anhalt das Mannschaftstraining und der Wettkampfbetrieb bis zum 27. Mai untersagt ist, schließt Kallnik zudem einen früheren Einstieg ins Mannschaftstraining aus. „Wir haben einen klaren Standpunkt, der besagt, dass wir uns an die behördlichen Vorgaben halten. Dabei bleibt es“, sagt er.

Hintergrund der klaren Aussage: Der DFB hatte die Vereine, deren Bundesländer noch kein Teamtraining erlauben, am Donnerstag aufgefordert, in aktive Klärung mit den zuständigen Behörden zu treten. „Wir lehnen das ab und sehen uns nicht in der Verantwortung, die Politik zu bearbeiten, um früher ins Mannschaftstraining zu kommen. Wir nennen uns zwar die Größten der Welt, nehmen uns aber nicht wichtiger als alle anderen Menschen und Vereine dieses Bundeslandes“, stellt Kallnik klar.

Allein durch die mögliche Verlegung von zwei FCM-Partien wird bei einem Blick auf den Spielplan deutlich, wie knapp der DFB insgesamt kalkuliert hat. Schließlich sollen vom 30. Mai bis zum 4. Juli elf Drittligapartien absolviert werden. Zeitpuffer für verlegte Partien? Fehlanzeige.

Die einzige Möglichkeit würde sich nach dem letzten Spieltag am 4. Juli ergeben. Da dies aber aufgrund der Wettbewerbsgleichheit kaum genehmigt werden dürfte, bleibt eigentlich nur die Variante, die letzten beiden Spieltage nach hinten in den Juli zu verschieben – oder aber Partien in eine englische Woche zu quetschen. Dann aber hätte der FCM möglicherweise vier Spiele in einer Woche. Dies ist wegen der geltenden Regel, dass 72 Stunden zwischen zwei Spielen liegen müssen, nicht möglich.

Ein weiterer Nachteil des engen Spielplans: Sollte ein Team, das sich bereits im Mannschaftstraining befindet, einen oder mehrere Spieler haben, die sich mit dem Coronavirus infizieren, droht die Blase ebenfalls zu platzen. Schließlich müsste wie bei Dynamo Dresden wohl die gesamte Mannschaft in eine 14-tägige Quarantäne, was gleichbedeutend wäre mit vier bis sechs Verlegungen. Ob der Spielplan, ob die ganze Saison dann noch zu halten wäre, ist sehr fraglich.

Aufgrund der zahlreichen Ungewissheiten rund um den Drittliga-Neustart haben der FC Carl Zeiss Jena, der Hallesche FC, die SG Sonnenhof Groß- aspach und der SC Preußen Münster angekündigt, über rechtliche Schritte nachzudenken.

HFC-Sportdirektor Ralf Heskamp griff den DFB scharf an. Jeder mache auf irgendeine Weise Politik. „Nur, wer den meisten Druck ausübt und mit dem Finger auf uns zeigt, das ist der DFB“, sagte er. „Die machen die meiste Politik im Hintergrund. Sie setzen Politiker unter Druck, und das finde ich unverschämt.“

Wie der FCM ist auch Großaspach seit Kurzem im Training in Kleingruppen. Wegen der unterschiedlichen behördlichen Vorgaben in den Bundesländern gibt es in der 3. Liga keine einheitliche Linie. So stand der MSV Duisburg bereits mehr als sechs Wochen auf dem Rasen, während Jena erst am vergangenen Montag ins Kleingruppen-Training einsteigen durfte. „Das hat mit sportlichem Wettbewerb nichts mehr zu tun. Das ist eine Farce“, ärgert sich FCM-Trainer Claus-Dieter Wollitz.

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