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Fußball FCM-Coach Krämer macht den Stress-Test

Der Start in die Vorbereitungen auf die 3. Liga beim 1. FC Magdeburg war nicht von Pappe.

Von Anne Toss 18.06.2019, 01:01

Magdeburg l Stefan Krämer schrie diesen einen Satz auffällig oft: „Mach ihm Stress, mach ihm Stress“, rief der Trainer des 1. FC Magdeburg seinen Kickern am Montagvormittag immer wieder zu. Gemeint war, die Gegenspieler im Trainingsspielchen aktiv anzulaufen und unter Druck zu setzen.

Stress, geordnetes Chaos – diese Begriffe fallen oft, wenn Krämer über seine Vorstellung von Fußball spricht. „Und genau deshalb passe ich hierher nach Magdeburg“, meint er. Weil schnelles Umschalten, Pressen und im übertragenen Sinne auch Jagen die Art von Fußball untermauern, die die Vereinsführung und auch die Fans sehen wollen.

Und das wiederum heißt für die Profis: Stress statt gemütliches Ausklingenlassen der Sommerpause. „Ein paar haben sicherlich gedacht, dass wir locker anfangen“, sagte Krämer und lachte, „aber da soll direkt Feuer drin sein. Gleich die erste Einheit soll dafür stehen, wie ich Fußball spielen lasse: mutig und aggressiv. Die Mannschaft wird nach diesem Tag gut schlafen.“

Vormittags absolvierte das Team gleich verschiedene Übungen mit Ball, während am Nachmittag Läufe auf der Tartanbahn des Olympiastützpunktes anstanden. Einzig Charles Elie Laprevotte, Anthony Roczen und Jürgen Gjasula konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht bei allen Einheiten mitmachen.

Rund 30 Zuschauer beäugten den Trainingsauftakt – und besonders die neun Neuzugänge, die gemeinsam mit vier Spielern aus der eigenen Jugend und elf verbliebenen Profis den neuen Kader bilden. Auf einer Position will der FCM ja noch tätig werden, wie Sportchef Maik Franz berichtete.

Auch für den 31-jährigen Christian Beck, der vergangene Saison die Kapitänsbinde trug, eine ungewohnte Situation. „Ich habe in der Sommerpause ja mitbekommen, wie viele Teamkollegen noch gegangen sind. Das ist natürlich schade, vom ehemals harten Kern sind jetzt nur noch ich und Tarek Chahed übrig“, erzählte er. „Aber die neuen Jungs sind alle talentiert, machen einen guten Eindruck. Jetzt müssen wir sehen, dass wir schnellstmöglich als Mannschaft zusammenfinden.“

Darin sieht auch Franz eine große Herausforderung. „Es wird ein Kennlern-Camp geben, in dem wir auch mehrere teambildende Maßnahmen durchführen werden“, berichtet er. Zudem: „Mit Stefan Krämer haben wir einen Trainer gefunden, der Integration und Motivation beherrscht. Er kann aus den Spielern eine Mannschaft formen.“

Der erste Eindruck von Krämer passt dazu. Der 52-Jährige spricht viel, wirkt locker und sympathisch, zugänglich. Seine Tür stehe immer offen, „ich bin ab morgens um sieben Uhr im Büro und der Letzte, der hier abschließt“. Er will sich in Magdeburg niederlassen, durch etwaiges Pendeln keine Zeit verlieren und die Stimmung in der Stadt aufsaugen. „Ich bin nicht empfindlich, sondern halte es auch aus, wenn mich jemand mal beim Bäcker anraunzt“, sagt er und lacht.

Aber Krämer kann auch anders. Er gebe den Spielern einen Vertrauensvorschuss, „aber ich bin nicht naiv“, stellt er klar, „damit die Truppe funktioniert, muss Disziplin herrschen. Die Zeiten, die wir vorgeben, sind zum Beispiel keine Richtwerte, sondern Gesetze.“ Auf „Ego-Shooter“, Spieler, die sich nicht an die Regeln halten, „habe ich keinen Bock“.

Dass die jungen Wilden, die meist aus Nachwuchsleistungszentren kommen, „unverbraucht und talentiert“ sind und viel übers Tempo kommen, schätzt er. „Aber wenn du dann hier das erste Mal vor 25 000 lauten Zuschauern aufläufst, kann das beflügeln, aber auch bedrücken“, sagt Krämer. „Deshalb sollen die älteren Spieler vorangehen, das erwarte ich sogar. Dass sie quasi die Leuchttürme sind, an denen sich die Jungen aufrichten können.“

Und es gibt noch etwas, das Krämer seiner Mannschaft noch vor der ersten Einheit auf dem Rasen mitgegeben hat: „In der Liga wird es irgendwann ungemütlich werden – und dann entscheidet nicht Talent oder Taktik. Sondern Identifikation.“ Für ihn sei das kein leeres Wort, obwohl Vereinswechsel für Trainer und auch für Spieler zum Geschäft dazugehören. „Aber für dieses eine Jahr fordere ich, dass sie sich so geben, als ob sie nie wieder woanders spielen würden als hier. Das kann uns von der Masse der Mannschaften abheben“, betont Krämer.

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