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Fußball FCM-Stürmer auf der Suche nach dem Glück

Steven Lewerenz durchlebt beim 1. FC Magdeburg eine schwierige Zeit. Er hofft auf einen Neuanfang - im Spiel bei seiner alten Liebe.

Von Manuel Holscher 05.04.2019, 01:01

Magdeburg l Wenn Steven Lewerenz auf dem Trainingsplatz steht, dann zeigt er eine fast kindliche Freude. Wie ein junger Hund hastet er dem Ball hinterher. Lewerenz ist auch neben dem Rasen ein lockerer Typ. Er ist nie um einen Spruch, um ein verschmitztes Lächeln verlegen.

Doch seit ein paar Wochen hat sich etwas verändert, Lewerenz ist kaum wiederzuerkennen. Er ist ruhiger, manchmal sogar in sich gekehrt. Trainingsübungen absolviert er mit einem verbissenen Gesicht. „Zuletzt stand mir mein Körper leider im Weg. Das ist ärgerlich für mich und für das Team. Ich wurde schließlich verpflichtet, weil ich der Mannschaft weiterhelfen will“, erklärt der 27-Jährige seinen Frust.

Im Januar holte der 1. FC Magdeburg den flexiblen Lewerenz, weil er sämtliche Positionen in der Offensive spielen kann. Der Mann, der vom Zweitliga-Konkurrenten Holstein Kiel kam, war so etwas wie ein Versprechen. Schließlich hatte er in Kiel eine hervorragende Saison 2017/18 hinter sich. Für das Überraschungsteam der vergangenen Saison traf er in 30 Spielen achtmal, bereitete zudem acht Tore vor. Auch wenn es in der Hinrunde bei Holstein nicht mehr rund lief, war sich FCM-Trainer Michael Oenning sicher: „Wir werden viel Freude an ihm haben.“

Die Euphorie des Trainers schien nicht unbegründet: Auf der sportlichen Visitenkarte von Lewerenz stehen schließlich ein starker linker Fuß, präzise Flanken und Standards sowie eine Dynamik auf dem Weg zum gegnerischen Tor. Doch die Realität im April sieht ganz anders aus. Beim FCM kam er bisher erst viermal zum Einsatz, wartet noch auf seinen sportlichen Durchbruch. Anfang Februar warf ihn ein Muskelfaserriss zurück, zuletzt machten ihm Rückenbeschwerden zu schaffen.

„Ich habe in den Spielen, in denen ich auf dem Platz stand, noch nicht das abgerufen, was ich kann. Das liegt auch daran, dass ich nicht zu hundert Prozent fit war“, sagt er selbstkritisch. Beim 0:1 gegen Sandhausen war der 1,76-Meter-Stürmer als einzige Spitze gegen hochgewachsene Verteidiger ziemlich verloren. „Diese Rolle lag mir nicht, weil ich nicht der Spieler bin, der lange und hohe Pässe verarbeitet.“

Nach den bisherigen Enttäuschungen will Lewerenz nun einen Schlussstrich hinter der verkorksten Anfangszeit beim FCM ziehen, er will seine alte Leichtigkeit wiederfinden. „Jeder Fußballer hat in seiner Karriere mal eine schlechte Zeit. Ich hoffe, dass es für mich jetzt nur noch bergauf geht. Ich fühle mich mittlerweile gut“, versichert er. Und: „Wir sind in einer ganz ekligen Situation, wollen uns aus dieser Lage befreien und den Klassenerhalt erreichen. Ich möchte mithelfen, damit wir aus dem Tabellenkeller herauskommen.“

Am liebsten würde Lewerenz, der beim FCM bis zum Sommer unter Vertrag steht, bereits am kommenden Montag (20.30 Uhr) beim Hamburger SV zeigen, was in ihm steckt. Diese Partie ist für ihn eine besondere. Lewerenz wurde in Hamburg geboren, spielte in zahlreichen Nachwuchsmannschaften des HSV. Während dieser Zeit lief er übrigens unter anderem mit Heung-min Son auf. Doch beide haben sich mittlerweile aus den Augen verloren. Son setzte sich beim HSV durch, ging dann nach Leverkusen und wirbelt mittlerweile in der englischen Premier League für Tottenham Hotspur. Sein Marktwert wird auf 65 Millionen Euro geschätzt.

Steven Lewerenz würde sich unterdessen freuen, wenn er mal wieder auf dem Rasen stehen würde. Es wäre das erste Spiel gegen seinen Ex-Verein. „Ich bin ein Hamburger Jung. Der HSV war immer mein Verein. Es wäre etwas Spezielles für mich, wenn ich dort zum Einsatz kommen würde. Selbst wenn ich nicht im Kader wäre, würde ich mitfahren, um die Mannschaft zu unterstützen.“

Den Weg des Hamburger SV hat Lewerenz auch nach seinem Weggang verfolgt. Der Abstieg in die 2. Liga war für ihn keine Überraschung. „Es ist dort Jahr für Jahr schlechter geworden. Vielleicht tut dem HSV dieser Abstieg sogar gut. Die Verantwortlichen haben endlich einen Umbruch gewagt. Das kann sich auszahlen.“

Wenn Lewerenz häufiger zum Einsatz kommen möchte, muss er sich allerdings umstellen. FCM-Trainer Oenning, der auch eine Vergangenheit beim HSV hat, favorisiert ein 4-1-3-2-System. Darin gibt es Lewerenz‘ Lieblingsposition auf dem linken Flügel aber nicht. Für den Spieler ist das aber kein Problem. „Ich kann auch als zweite Spitze oder im zentralen offensiven Mittelfeld auflaufen“, sagt er.

Wenn er über seine Stärken und seine Flexibilität spricht, blitzen das alte Selbstvertrauen und die frühere Leichtigkeit kurz auf. Für die Schlussphase in der 2. Bundesliga hat sich Lewerenz viel vorgenommen. „Ich weiß, was ich kann, und weiß, dass ich der Mannschaft einiges geben kann.“

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