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Fußball FCM-Trainer mag keine Muttersöhnchen

Stefan Krämer, Trainer des 1. FC Magdeburg, formuliert vor dem Drittliga-Start gegen Braunschweig klare Ansprüche an seine Mannschaft.

Von Manuel Holscher 19.07.2019, 01:01

Magdeburg l Stefan Krämer war genervt. Daraus machte er bei der Pressekonferenz vor dem Drittliga-Auftakt am Sonnabend (17.45 Uhr) gegen Eintracht Braunschweig auch gar keinen Hehl. Der Grund für seine Verstimmung hatte aber weniger mit schlechter Laune, sondern vielmehr mit seiner Ungeduld zu tun: „Ich kann es nicht erwarten, bis es endlich losgeht. Irgendwie muss ich die letzten Nächte noch rumbekommen.“

Der Coach des 1. FC Magdeburg will endlich sehen, wie sich seine Mannschaft im Ligabetrieb präsentiert. Denn die Erwartungen sind hoch, für viele Experten gilt der Club als Mitfavorit auf den Aufstieg. Doch von Druck, der auf ihm und der Mannschaft lastet, will der Trainer nichts wissen: „Ich habe überhaupt keinen Druck, ich habe die reine Vorfreude. Druck hat für mich ein Familienvater, der seinen Job verloren hat und zwei Kinder durchbringen muss. Ich hingegen habe den für mich schönsten Job der Welt.“

Für Krämer gibt es nach eigener Aussage gerade keine Alternative zum Trainerberuf. „Ich könnte nicht als Beamter arbeiten. Ich muss raus, mir gefällt es, immer wieder abliefern zu müssen“, sagt er. „Wenn ich mich nicht auf das Spiel gegen Braunschweig freuen würde, dann müsste ich mir eingestehen, den falschen Beruf zu haben.“

Wenn es aber um ein konkretes Saisonziel geht, will sich FCM noch nicht in die Karten schauen lassen. „Es ist nettes Beiwerk, wenn wir zu den Favoriten gezählt werden“, sagt Sportchef Maik Franz. „Wir lassen uns davon aber nicht blenden. Wir wollen zunächst so schnell wie möglich 45 Punkte holen, um den damit verbundenen Klassenerhalt zu sichern. Was danach kommt, werden wir sehen.“

Krämer ist davon überzeugt, dass sich am Ende die Mannschaft in der 3. Liga durchsetzt, die auch in kritischen Phasen die Nerven behält. „Ich bin froh, dass es hier bisher so positiv läuft. Bei meinem vorherigen Verein war das nicht immer so“, erzählt er. „Ein Erfolgsfaktor im Fußball ist für mich die Kultur des Zusammenarbeitens.“

Der 52-Jährige weiß, wovon er spricht, kennt er doch auch das genaue Gegenteil. Beim KFC Uerdingen, den Krämer von März 2018 bis Januar 2019 trainierte, war das Umfeld nämlich meistens unruhig – allen voran wegen des emotionalen und manchmal unberechenbaren russischen Investors Michail Ponomarew.

Beim FCM soll es besser laufen. Die Grundlage soll die gerade zurückliegende Vorbereitung sein. „Es war eine intensive Vorbereitung“, sagt Krämer. Aufgrund des personellen Umbruchs gab es zunächst einen Findungsprozess – das galt für die Spieler, aber auch für den Coach, der ja auch neu zum Verein kam. „Es ist spannend, aber auch ein Stück weit kompliziert, eine neu zusammengestellte Mannschaft zu trainieren“, sagt Krämer. „Auf dem Platz, aber auch in der Kabine müssen sich die Dinge erst einspielen. Die Jungs müssen sich an mich und die Mannschaftskollegen gewöhnen. Es bilden sich neue Hierarchien, jeder ist auf der Suche nach seinem Platz im Team.“ Dieser Prozess zwischen Mannschaft und Trainer sei aber trotz der kurzen gemeinsamen Zeit gut verlaufen. „Wir haben schnell einen Draht zueinander gefunden. Es kommt immer auf den Zusammenhalt an.“

Das Wort Zusammenhalt fällt beim FCM auffällig häufig. Für Krämer ist ein gutes Miteinander nämlich ein Schlüssel: „Nur mit Talent und individueller Klasse werden wir in dieser Liga keine Chance haben. Wir müssen eine echte Einheit sein. Bisher stimmt unser Weg. Fertig sind wir aber nie, weil der Fußball ein lebender Organismus ist, sich ständig verändert.“

Auf dem Rasen soll seine Mannschaft vor allem aktiv und mutig spielen. „Die Jungs dürfen keine Angst vor dem Risiko haben. Mir ist wichtig, dass wir läuferisch und bei der Anzahl der schnellen Läufe zur Spitzengruppe der Liga gehören“, erklärt der Coach. Und: „In kritischen Situationen helfen mir keine Muttersöhnchen, die nach Hause rennen und weinen. Punkte holen wir nur, wenn wir eine Mannschaft haben, die eine Haltung hat, die sich gerade auch in kritischen Situationen stellt.“

Gegen Braunschweig wird neben den verletzten Dustin Bomheuer und Anthony Roczen auch Brian Koglin fehlen, der eine Sperre aus der Vorsaison absitzt. Bereits nach der Generalprobe gegen den englischen Drittligisten Rotherham (2:1) sagte Krämer der Volksstimme, dass acht Stammplätze vergeben sind.

Wie er die drei offenen Personalstellen besetzen werde, bei denen es sich um jeweils eine Position in der Innenverteidigung, im defensiven Mittelfeld und auf der rechten Seite handelt, will er noch nicht verraten: „Das würde den Braunschweiger Kollegen sicherlich auch interessieren. Den Gefallen tue ich ihm aber nicht.“

Mehr Infos und Videos zum 1. FC Magdeburg gibt es hier.