Fußball FCM-Verteidiger hatte Glück im Unglück
Dominik Ernst blickt nach vier schwierigen Wochen wieder nach vorn und kehrt am Montag nach Magdeburg zurück.
Magdeburg/Gelsenkirchen l Der Weg ist mittlerweile vertraut. Seit rund drei Wochen wartet jeden Morgen ein Taxi auf Dominik Ernst, das den Mittelfeldspieler des 1. FC Magdeburg von seinem Elternhaus in Gelsenkirchen zum Rehatraining fährt.
Dies absolviert er bei medicos.AufSchalke, einer Reha-Einrichtung, die sich auch um die Bundesligaprofis des FC Schalke 04 kümmert. Ernst kennt die Verantwortlichen noch aus seiner Zeit beim FC Schalke. „Die Behandlung ist super, die Leute nehmen sich hier sehr viel Zeit für mich“, sagt er. Rund zwei bis drei Stunden täglich schuftet der 29-Jährige dort für sein Comeback. „Zu Beginn bekomme ich eine Lymphdrainage, dann werden meine Gelenke und meine Wade behandelt. Danach bekommt mein linker Knöchel eine Stromtherapie und Massagen“, erzählt er.
All das ist notwendig, weil sich Dominik Ernst am 6. März beim 0:1 in Duisburg nach einem brutalen Foul schwer verletzte. Es war in der 60. Minute: Ernst hatte sich gegen Ahmet Engin eigentlich bereits durchgesetzt. Doch der Duisburger setzte nach und trat Ernst von hinten brutal auf die linke Wade. Der FCM-Defensivspieler knickte um, krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden, wurde auf einer Trage liegend vom Platz getragen. Die niederschmetternde Diagnose: Außenknöchelbruch sowie ein Innenband- und Syndesmosebandriss, eine Pause von vier Monaten wurde prognostiziert.
Bei allem Ärger über die Verletzung sagt Ernst mittlerweile: „Es hätte noch viel schlimmer kommen, es hätte noch viel mehr kaputt sein können. Ich hatte sogar noch Glück.“
Es war Glück im Unglück, schließlich kann er jetzt davon ausgehen, wieder vollständig fit zu werden. Ein zweiter Punkt, der ihm gerade entgegenkommt, ist die Pause wegen der Corona-Krise. „Natürlich hoffen wir alle, dass diese Krise bald vorbei ist. Für mich bedeutet die Spielpause aber natürlich, dass ich nicht so viel verpasse. Das wirkt sich auch auf meine Reha aus“, sagt Ernst.
Denn wäre die 3. Liga wie geplant weitergelaufen, hätte er versucht, so schnell wie möglich zurückzukehren „Da wird man vielleicht auch mal unvernünftig. So aber kann ich mir die notwendige Zeit nehmen und muss mir nicht so viel Stress machen“, erklärt er. Ohne sich festlegen zu wollen, hofft er darauf, Ende Juni, Anfang Juli erste Schritte auf dem Trainingsplatz machen zu können.
Davon ist er momentan allerdings noch recht weit entfernt. „Ich muss noch immer auf Krücken gehen, weil ich den linken Fuß nicht belasten darf“, ärgert sich Ernst. „Ich bin permanent auf Hilfe angewiesen, kann nicht mal mein Essen oder ein Getränk an den Küchentisch bringen.“
Besserung ist aber immerhin in Sicht: Am Montag kehrt Dominik Ernst nach Magdeburg zurück und setzt hier seine Reha fort. Er hat ein Gespräch mit FCM-Mannschaftsarzt Jan Philipp Schüttrumpf, der ihn Anfang März operiert hat und mit dem er sich auch in den vergangenen Wochen ausgetauscht hat.
„Dann werde ich erfahren, wann die Operation ansteht, bei der die Schraube aus dem linken Knöchel genommen wird. Der Termin ist wohl Ende April“, verrät der Defensivspieler. Wenn die Schraube draußen ist, bekommt er einen speziellen Schuh und ist noch zwei Wochen auf die Gehhilfen angewiesen. „In diesen Schuh wird Luft hineingepumpt. Zunächst darf ich den linken Knöchel aber nur 20 Prozent meines Körpergewichts belasten. Das wird dann Schritt für Schritt gesteigert“, sagt er.
Es sind komplizierte Vorgänge – und Ernst hat trotz seiner positiven Art nicht nur gute Tage. „Es gab zuletzt schon Momente, in denen ich am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben wäre. Es ist schon hart, ich kann kaum die Wohnung verlassen, weil es einfach zu anstrengend ist“, erzählt er.
Mut machen ihm seine Eltern, bei denen er momentan wohnt, und seine zwei Neffen, die regelmäßig zu Besuch kommen. „Das hilft mir, das lenkt mich von der Verletzung ab“, betont Ernst. Ansonsten bleiben ihm auch noch Streamingdienste wie Netflix oder Amazon. „Ich bin ein richtiger Cineast geworden, schaue mir viele Filme und Serien an“, scherzt Ernst.
In Magdeburg freut sich der Rechtsverteidiger auch auf das Wiedersehen mit seinen Mannschaftskollegen. „Ich habe die Jungs echt vermisst. Sören Bertram hat mich alle drei Tage angerufen. Auch Christian Beck hat sich wie viele andere bei mir gemeldet. Diese Unterstützung hat mich genauso gepusht wie die vielen positiven Nachrichten der Fans“, betont Ernst. Und: „Ich werde alles daransetzen, um möglichst bald wieder der Alte zu sein. Klar ist aber auch, dass ich erst wieder voll einsteigen werde, wenn ich wirklich zu hundert Prozent fit bin.“