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Fussball Marius Bülters langer Weg Richtung Startelf

Seine Chancen auf Einsatzzeiten schienen gering. Wie sich Marius Bülter in der Hierarchie des FC Magedeburg-Teams nach oben gekämpft hat.

Von Christian Elsaeßer 13.09.2018, 01:01

Magdeburg l Gut möglich, dass Marius Bülter Ende Oktober 2018 einen Ausflug nach Osnabrück machen wird. Dort trifft sein ehemaliger Verein SV Rödinghausen im DFB-Pokal auf Bayern München. „Beim Erstrunden-Spiel gegen Dynamo Dresden bin ich hingefahren“, berichtet er. Und, klar, das Duell gegen den Rekordmeister zu sehen, hätte seinen Reiz. Doch er weiß auch: „Die Pokalspiele sind unter der Woche, ich muss erst einmal schauen, ob das zeitlich passen würde.“

Denn eines kommt für Marius Bülter nach seinem Sprung aus der Regionalliga in die 2. Liga mit Sicherheit nicht infrage: ein Training auszulassen. Nur in den Übungseinheiten, das weiß er, kann er Trainer Jens Härtel überzeugen, künftig noch mehr Spielanteile zu bekommen. „Das ist vielleicht der größte Unterschied zwischen vierter und zweiter Liga“, sagt Bülter: „dass du in jedem Training Vollgas geben musst.“

Marius Bülter ist weit davon entfernt, irgendwelche Forderungen aufzustellen. Er sagt aber auch: „Ich habe natürlich den Ehrgeiz, mehr Spielanteile zu bekommen.“ Und gut möglich, dass das schon bald eintreten könnte.

In der Offensive lahmt der 1. FC Magdeburg bekanntlich noch etwas. Und nicht wenige philosophieren darüber, dass Trainer Härtel offensiv umbauen könnte. Ein denkbares Modell: Der formschwache Philip Türpitz raus, Marcel Costly wechselt von links auf Türpitz‘ rechte Seite – und Marius Bülter rückt links in die Startelf. Auf die Position, die ihm am meisten liegt. Auf die Position, auf der er in der Vorsaison die Regionalliga aufmischte.

Marius Bülter ist bereits nah dran an der Startelf. Näher, als er sich das selbst zu Saisonbeginn hatte träumen lassen. Und näher, als man es von dem Viertliga-Neuzugang und vermeintlich schwächsten Angreifer im FCM-Kader erwarten konnte. „Marius ist natürlich ein Kandidat, er war ja auch immer der erste Wechsler. Also ist das schon eine Option, dass er auch mal anfangen kann“, bestätigt Trainer Jens Härtel, ohne aber konkret Hoffnungen auf einen Startelf-Einsatz gegen Bielefeld am kommenden Montag zu machen.

Im Pokal gegen Darmstadt durfte Bülter bereits einmal von der ersten Minute an ran. Gegen St. Pauli, Aue und Kiel war er der erste Einwechsler. Einzig gegen Ingolstadt war er gar nicht auf dem Feld.

Bülter merkt, dass sich sein Status im Team verändert hat. Und er hat dafür auch eine einfach Erklärung: „Wenn du im Training Leistung bringst, ist es egal, wo du herkommst.“

Mit solch einer Einstellung ist der 25-Jährige ein Spieler, wie ihn Trainer Härtel mag. Typ ehrlicher Arbeiter, kein Sprücheklopfer. Einer, der hart gegen sich selbst sein kann. Und wer das verstehen will, der muss nur die Saison 2017/18 Revue passieren lassen. Die schloss Marius Bülter als Torschützenkönig der Regionalliga West ab. Doch was kaum jemand weiß: In der ersten Halbserie hatte er parallel gearbeitet. „In meinem Studium gehörte es dazu, dass du eine zeitlang praktisch arbeitest.“ Ein halbes Jahr fuhr er die Doppelschicht zwischen Maschinenbau und Fußball. „Von sechs Uhr bis 14 Uhr in der Fabrik“, sagt er. Danach auf dem Platz.

Eine enorme Belastung, die Bülter viel abverlangte. Doch das Erstaunliche: Genau in diesem Zeitraum explodierten seine Leistungen als Torjäger. Die Herausforderungen sind für Bülter nach seinem Aufstieg um zwei Ligen nicht geringer geworden. Das weiß er, und das hat ihm Jens Härtel auch verdeutlicht. „Vor zwei, drei Wochen hatte ich ein langes Gespräch mit dem Trainer, in dem er mir Dinge aufgezeigt hat, an denen ich arbeiten muss. Mein Kopfballspiel muss besser werden, meine Wege in die Tiefe und mein Gegenpressing.“

Härtel formuliert es so: „Marius hat gute Bewegungen, gute Haken, um sich zu befreien. Er hat im physischen Bereich zugelegt, hat keine Probleme, auf dem Niveau mitzuhalten.“ Aber: „Aus den Ansätzen kommt noch nicht so viel rum, wie wir uns das wünschen würden: Abschlüsse, Tore.“

Für Marius Bülter ist die Konsequenz aus dieser Einschätzung offensichtlich. „Ich darf mir im Training kein Nachlassen erlauben“, sagt er. Womit klar ist: Eine Einheit zu verpassen, um seinen Ex-Verein im Pokal beobachten, fiele mit Sicherheit aus. Wobei: Einmal wird Marius Bülter seinen Trainer Jens Härtel wohl doch um Freistellung vom Training bitten in dieser Saison. „Im Januar steht meine letzte Studiumsprüfung auf dem Programm.“ Thema: Arbeitssicherheit. In vielerlei Hinsicht ein Termin, den man nicht verpassen sollte.

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