Fußball Nur selten stimmte beim FCM der Teamgeist
Der 1. FC Magdeburg hat eine turbulente Drittligasaison hinter sich. Der neue Trainer Thomas Hoßmang brachte Stabilität zurück.
Magdeburg l Nach dem 2:0 des 1. FC Magdeburg beim FC Ingolstadt und dem damit verbundenen Klassenerhalt klingelte bei Thomas Hoßmang das Telefon. Der Trainer des 1. FC Magdeburg schaute auf das Display und musste freudig schmunzeln. Es war Jens Härtel, früherer FCM-Trainer und zweifacher Aufstiegscoach, der Hoßmang zum Klassenerhalt gratulierte.
Beide kennen sich seit Jahren, Härtel hatte großen Anteil daran, dass Hoßmang 2014 als Nachwuchstrainer zum FCM kam. Mit dem Anruf von Härtel schloss sich gewissermaßen ein Kreis. Denn mit Hoßmang fand der Club nach einer turbulenten Saison zur lange erhofften Stabilität zurück, die letztmals konstant in der Saison 2017/18 unter Härtel zu sehen war.
Der 53-Jährige, eigentlich Leiter des FCM-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), übernahm am 11. Juni den Job vom freigestellten Claus-Dieter Wollitz in einer schwierigen Situation. Schließlich taumelte der Verein nach dem 1:3 beim FC Hansa Rostock, dort ist übrigens Härtel jetzt Trainer, den Abstiegsplätzen entgegen.
In nur wenigen Wochen schaffte es Hoßmang aber, der Mannschaft Selbstvertrauen und Sicherheit zu geben, was zuvor abhanden gekommen war. In sechs Spielen holte der FCM unter Hoßmang neun Punkte, kassierte nur eine Niederlage und sicherte mit dem Sieg in Ingolstadt einen Spieltag vor Saisonschluss vorzeitig den Klassenerhalt. „Es geht darum, glaubwürdig und ehrlich zu kommunizieren, eine klare Linie zu vertreten. Wir haben den Jungs Dinge vermittelt, an denen sie sich orientieren konnten. Ich nenne das Anker. Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass sie den Weg mitgegangen ist“, verrät Hoßmang seine Herangehensweise.
Im Umgang mit seinen Spieler setzt er auf eine Mischung aus Nähe und kritischer Ehrlichkeit. „Natürlich war in den gemeinsamen Wochen nicht immer alles harmonisch. Nach dem Aspach-Spiel haben wir Tacheles gesprochen und gesagt, dass es so nicht funktioniert. Ich suche zwar die Nähe zu den Spielern, wenn aber der geplante Weg verlassen wird, muss das ganz klar angesprochen werden“, sagt Hoßmang.
Der Trainer will sich aber nicht im alleinigen Fokus des Interesses sehen. „Das gesamte Trainerteam, die Physiotherapeuten, alle Mitarbeiter im Verein haben in den vergangenen Wochen sehr viel gearbeitet. Wir hatten einen klaren Auftrag und haben ihn erfüllt. Der Klassenerhalt war für den gesamten Verein wichtig“, betont er.
FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik hat für die Arbeit des Coaches viel Lob übrig: „Thomas hat das sehr gut gemacht. Er hat in einer sehr schwierigen Situation eine Linie und Ordnung zurückgebracht. Das war enorm wichtig.“
Auch mit der Mannschaft hat die Chemie offenbar schnell gestimmt. „Thomas Hoßmang und sein Assistent Matthias Mincu haben frischen Wind reingebracht. Sie hatten einen ganz klaren Plan und haben immer daran geglaubt, dass wir es schaffen. Selbst nach dem schwachen Aspach-Spiel sind sie positiv geblieben“, lobt Kapitän Christian Beck. Und: „Es war eine sehr, sehr tolle Arbeit, sie haben das grandios gemacht und einen großen Anteil daran, dass wir in der 3. Liga geblieben sind.“
Ob und wie es mit Thomas Hoßmang als FCM-Coach weitergeht, wird sich nach der Saison entscheiden, die heute mit dem Heimspiel gegen Preußen Münster abgeschlossen wird. Davon will er selbst aber momentan gar nichts wissen: „Das ist gerade nicht wichtig. Die Dinge müssen jetzt klar angesprochen werden.“
Denn: Wichtig ist, dass der FCM die Lehren aus einer völlig verkorksten Saison zieht, um es in der kommenden Spielzeit besser zu machen. Und hierfür braucht der Club in erster Linie Kontinuität. Fünf Trainer in zwei Jahren sind einfach zu viel, um nachhaltig erfolgreich zu sein.
Klar ist auch: Die Mannschaft verfügt zwar über Spieler wie Mario Kvesic, Jürgen Gjasula, Christian Beck, Sören Bertram, Tobias Müller und Morten Behrens, die eine individuelle Klasse vorweisen können. Die Mannschaft war aber überhaupt nicht homogen, es knirschte und hakte in der Abstimmung. Es fehlte an Teamgeist, die Spieler waren keine verschworene Einheit. Vor Jahren noch war das die große Stärke des FCM, so ist der Verein bis in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Und genau zu dieser Stärke will der Club so schnell wie möglich wieder zurück. „Der Teamgeist steht über allem. Wir müssen eine Einheit sein, das Miteinander steht im Vordergrund“, gibt Kallnik die Richtung für die kommende Saison vor.
Auch Hoßmang sieht im Teamgeist einen wichtigen Schlüssel zum Erfolg – und eine aktuelle Baustelle: „Wenn man als Team zusammenhält, kann man viele Dinge bewältigen. Wir müssen als Team funktionieren.“
Entsprechend sollen die vergangenen Monate und die in dieser Saison gemachten Fehler aufgearbeitet werden. Mario Kallnik hatte sich nach der Freistellung von Claus-Dieter Wollitz und der Ablösung von Sportchef Maik Franz selbst noch mehr in die Verantwortung genommen, war in Personalunion als Geschäftsführer und Sportchef nah dran an der Mannschaft. Im Moment der Krise zeigte er, dass er vorangeht und in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft helfen will, damit der Klassenerhalt gelingt. Mit Erfolg.
Nach dem Münster-Spiel werden unterdessen einige Spieler verabschiedet, die den Club verlassen werden. Es ist der Auftakt eines Kaderumbaus, den der FCM nach dieser schwachen Saison auch dringend benötigt.
Schließlich war die häufig zitierte Magdeburger DNA, Einsatz, Kampf und Leidenschaft, in den vergangenen beiden Jahren zu selten auf dem Rasen zu sehen. Dabei sollte das eigentlich immer die Grundlage sein, auf der eine spielerische Entwicklung dann stattfindet.
In dieser Saison fehlte es aber an Spielertypen, die solche Werte immer wieder auf den Platz bringen, die mit ihrer Einstellung die Geschlossenheit vorantreiben.
Die Verantwortlichen wollen alles tun, um nicht noch mal im Abstiegskampf zu versinken. „Es darf nicht passieren, dass der 1. FC Magdeburg in eine solche Lage kommt“, betont Hoßmang. Und vielleicht sitzt er ja auch in der kommenden Saison auf der Trainerbank – dann als Konkurrent seines alten Weggefährten Jens Härtel.