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Fußball Zwickau dient als Vorbild für den FCM

Drittligist FSV Zwickau hat gezeigt, wie Abstiegskampf geht - nicht nur wegen der Erfolgsbilanz im Januar.

Von Daniel Hübner 05.02.2021, 00:01

Magdeburg l Man darf wohl von Glück reden, dass der morgige Gast des 1. FC Magdeburg nicht FSV Zwickau, sondern Dynamo Dresden (14 Uhr, MDCC-Arena) heißt. Zu Jahresbeginn standen die Zwickauer wie der FCM noch ganz weit hinten in der Liga. Und nicht nur sportlich lief vieles schief. Um überhaupt in der Winterpause den einen oder anderen neuen Spieler verpflichten zu können, musste eine Liquiditätslücke von etwa zwei Millionen Euro geschlossen und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nachgewiesen werden. Das waren echte Probleme, mit denen sich der Drittligist auseinandersetzen musste. Und im Zentrum dieser Probleme stand natürlich ein Mann – immer wieder. Der Mann heißt Joe Enochs, er ist der Trainer.

Und ein Mann, der Emotionen und Sachlichkeit in einen guten Einklang bringen kann. Der nie trotzig, sondern ehrlich antwortet. Der nie einen Hehl aus der Lage seiner Mannschaft gemacht hat. Dessen Schicksal in Zwickau an einem seidenen Faden hing. Das Spiel gegen den VfB Lübeck am 9. Januar musste über die Zukunft des 49-Jährigen entscheiden. „Das Ergebnis des Spiels wird sicher ein besonderer Indikator für die weiteren Entscheidungen des Vorstands sein“, erklärte damals Vorstandssprecher Tobias Leege, der seinen Job als Sprecher sehr ernst nimmt, gegenüber dem Online-Portal „tag24.de“.

Leege bringt die Dinge auf den Punkt und vermeidet damit Spekulationen. Und er dürfte sich letztlich gefreut haben, dass Enochs mit seiner Mannschaft und dem 2:1-Sieg gegen Lübeck den Durchbruch geschafft hatten. Die Bilanz der Zwickauer nach dem strapaziösen Januar: Vier Siege, ein Remis und eine Niederlage aus sechs Spielen. Macht 13 Punkte, macht Platz elf mit 28 Zählern. Aus dem Keller ins gesicherte Mittelfeld. Sieben Punkte sind es mittlerweile bis zum Abstiegsplatz.

Zwickau kann dem FCM also durchaus als großes Vorbild dienen. Zwickau hatte vor dem Aufstieg eine heftige Flaute erlebt, zwischenzeitlich holte der FSV nur zwei Punkte aus sieben Spielen. Leege berichtete, wie der Verein mit dieser Situation umgegangen ist: Man hatte sich also mit Trainerteam und Spielern hingesetzt, um diesen Leistungsabfall zu analysieren. Ein Weiter-so ließ man nicht gelten. Leege erklärte aber auch logisch, was das Problem in der Mannschaft war. Viele aus der jungen Mannschaft (Altersschnitt 25,6 Jahre) kommen von weit her, „sie haben ihre Familien nicht hier“, erklärte er im MDR. „Was das normale Leben auszeichnet“, gebe es momentan nicht. Nur Trainings- und Spielbetrieb. Dann kam noch Misserfolg dazu, der mentale Tiefpunkt war erreicht.

Ob das beim FCM auch so war oder so ist, ist derzeit nicht zu klären, weil sich niemand äußert. Der FCM hat im Januar ebenfalls sechs Spiele absolviert, er hat sieben Punkte gesammelt und wie Zwickau gegen Unterhaching und Duisburg gewonnen. Das reichte dann aber nicht, um noch den sogenannten Big Point zu sammeln, wie es der FSV zuletzt geschafft hat mit einem Auswärtssieg beim TSV 1860 München (1:0). „Wie die Mannschaft nach der Führung verteidigt hat und was für eine Stimmung auf dem Platz herrschte, das können wir“, meinte Innenverteidiger Davi Frick. Stimmung kann der FCM noch lernen – als Mannschaft aufzutreten außerdem.

Allerdings hatte das Enochs-Teams schon nach dem zweiten Januar-Erfolg, dem 2:1 in Unterhaching, das Selbstvertrauen zurückgewonnen, das ihm zum Kampf um den Klassenerhalt gefehlt hat: „Das war ein unglaublich wichtiger Sieg“, sagte er nach dem Spiel im Vereins-TV. „Wir gehen mit einem positiven Gefühl raus.“ Und Coach Enochs wusste: „Das war Kampf um den Klassenerhalt, so haben wir das Spiel auch angenommen.“ Während der Vorstand ganz still und leise seinen Job gemacht und die vom DFB ermittelte Liquidationslücke geschlossen hatte.

Das nötige Selbstvertrauen, die richtige Einstellung, eine Mannschaft im Aufwind. Zum Glück ist es eben nicht der FSV Zwickau, den der FCM morgen empfängt. Es ist Dresden, der Spitzenreiter, der ambitionierte Aufstiegskandidat. Kein Duell also, das zum Schicksalsspiel für einen Trainer taugt.

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