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FussballTorwartfrage bringt Härtel ins Grübeln

Inmitten der sportlich angespannten Lage wird beim FC Magdeburg über Torhüter Jasmin Fejzic diskutiert, der um seinen Status zittern muss.

Von Manuel Holscher 12.09.2018, 01:01

Magdeburg l Jens Härtel ist keiner, der abhebt. Im Gegenteil: Der FC Magdeburg-Trainer fremdelt mit Allüren und Extravaganzen. Aber stand Härtel über den Dingen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er verfolgte das Training von einem zweieinhalb Meter hohen Gerüst aus. Wie ein General thronte er da oben. Er genoss die Übersicht, gab Kommandos, sah jede Nachlässigkeit und tadelte diese lautstark.

In für den FCM sportlich durchwachsenen Zeiten, in denen aus einem Lüftchen bei einer Niederlage gegen Bielefeld ein Sturm werden könnte, gilt es für den Coach mehr denn je, den Überblick zu behalten. Er muss Entscheidungen treffen, für den Erfolg der Mannschaft und ein ruhiges Umfeld. Und eine der momentan drängenden Entscheidungen betrifft Torhüter Jasmin Fejzic.

Vertraut Härtel weiter seinem Schlussmann nach teilweise schwachen Leistungen? Oder bekommt die bisherige Nummer zwei Alexander Brunst gegen Bielefeld eine Chance?

Der Trainer vermeidet ein klares Bekenntnis zu Fejzic. Vor dem Kiel-Spiel hatte er einen Torwartwechsel noch frühzeitig ausgeschlossen. Diesmal ist die Entscheidung vor dem Bielefeld-Spiel offen. Härtel: „Wir beobachten erst mal, wie sich die Jungs jetzt verhalten, und schauen dann, ob ein Torwartwechsel Sinn ergeben würde.“

Nach einem langen Gespräch mit Fejzic erfolgte in Kiel nur bedingt die erhoffte Reaktion. Der Ex-Braunschweiger strahlte in der ersten Hälfte die zuvor vermisste Ruhe aus. In den zweiten 45 Minuten gab er seinen Kritikern allerdings weitere Nahrung. Bei Abschlägen war er zwischenzeitlich wieder unsicher, es gab ein fast verhängnissvolles Missverständnis mit Abwehrchef Dennis Erdmann, das fast zu einem Gegentor geführt hätte.

Klar ist: Die Verantwortlichen des Clubs hatten sich vom 32-Jährigen mehr erhofft. Mit seiner Erfahrung sollte er die junge und unerfahrene Mannschaft führen, ihr Stabilität geben. Das ist bisher zu selten der Fall. Wie auch Härtel findet: „Jasmin hat zuletzt in Kiel eine solide Leistung gezeigt, ohne dass es gut war. Das Ergebnis war auch nicht positiv. Er konnte sich somit auch nicht am Mannschaftserfolg hochziehen.“ Grenzenloses Vertrauen klingt anders.

Während der Trainer grübelt, ist eines indes klar: Die Mannschaft steht zu Fejzic. „Wir wissen, was wir an ihm haben. Wenn man Jasmin im Training sieht, merkt man sofort, dass er ein richtig guter Torwart ist“, sagt Kapitän Nils Butzen. Der Mittelfeldspieler erinnert an Leopold Zingerle, der mittlerweile beim SC Paderborn spielt. Als dieser im Januar 2017 die Nummer eins wurde, sah er in den ersten Spielen bei Fortuna Köln und zu Hause gegen Zwickau auch unglücklich aus. „Er ist damals zu Recht die Nummer eins geworden, hatte aber auch einen schweren Start. Es lief ganz ähnlich wie bei Jasmin“, so Butzen. In den Folgewochen rechtfertigte Zingerle aber das Vertrauen des Trainers und entwickelte sich zum Rückhalt.

Für Fejzic kommt momentan viel zusammen – ein neuer Verein, die bittere Erfahrung des Abstiegs mit Braunschweig. Butzen hat aber nicht den Eindruck, dass der Schlussmann verunsichert ist. „Nach außen hin vermittelt er einen abgeklärten Eindruck“, sagt er, „ich weiß aber natürlich nicht, wie es in ihm aussieht.“ Außerdem habe sich der Trainer nicht ohne Grund für ihn als Stammtorhüter entschieden. „Er ist groß, hat eine gute Schlagtechnik mit beiden Füßen. Für einen Abwehrspieler ist es sehr angenehm, wenn man weiß, dass der Keeper mit beiden Füßen ähnlich weit schießt.“

Butzen scheut sich auch nicht, Fejzic mit Ex-Keeper Jan Glinker zu vergleichen – mit einem interessanten Ergebnis. „Beide haben Zweitligaerfahrung und ihre Qualitäten. Jasmin ist aber auf einer anderen Ebene im Spiel mit dem Fuß. Er ist für seine Größe auch wirklich schnell unten in den Ecken“, versichert Butzen und ist überzeugt: „Er braucht wahrscheinlich einfach mal eine Partie, in der er sich richtig auszeichnen kann. Wir haben bisher kaum Chancen zugelassen. Ich bin mir sicher, dass er uns noch einige Punkte retten wird.“

⦁ Angeschlagen: Nico Hammann muss momentan wegen Kniebeschwerden pausieren. Ein Einsatz am Montag ist unwahrscheinlich.

Weitere Informationen zum 1. FC Magdeburg finden Sie in unserem Live-Blog.