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Zerbster Kulturtage Katharina und Peter im Netz der Intrigen

Elena Orlova-Afinogenovas Werk wurde am Sonntag in der Galerie „fabra ars“ ausgestellt. Dargestellt sind Katharina II. und Peter III.

Von Nadin Hänsch 13.03.2017, 07:00

Zerbst l Über ein Jahr hatte Elena Orlova-Afinogenova an ihrem neuen Kunstwerk gearbeitet. Über die Schulter schauen, ließ sich die russische Malerin, die 1953 in Leningrad – heute St. Petersburg – geboren wurde, dabei nicht. Umso gespannter waren die Zerbster am Sonntag, als die Malerin ihr Gemälde in der Kunstgalerie „fabra ars“ in Zerbst präsentierte. Da die Künstlerin kein Deutsch spricht, übersetzte Galerie- inhaberin und Vorsitzende des Katharina-Vereins in Zerbst Tatyana Nindel bei der Vorstellung des Bildes.

Abgebildet ist eine Szene von der ersten Begegnung der Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike (1729-1796) – Katharina II. – mit ihrem späteren Gemahl Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf (1728-1762) – Peter III. Als die beiden im Schloss Eutin in Schleswig-Holstein erstmals aufeinander trafen, waren sie Kinder.

Beim Betrachten des Bildes fällt auf, dass die beiden Kinder im Vordergrund von den anderen Figuren nicht beachtet werden. Die Erwachsenen stehen mit dem Rücken zu den Kindern und schenken ihnen kein Interesse. „Damals hatten Kinder keine Bedeutung für die Erwachsenen, sie waren nur ein Spielzeug für politische Interessen und Intrigen“, erörterte die Malerin ihre Intension. „In Anbetracht des Dramas, was mit der Geschichte der beiden seinen Lauf nahm, hätte man es sicherlich abwenden können, wenn man den Kindern mehr Beachtung geschenkt hätte“, so Orlova-Afinogenova.

Ihren Kunstwerk gab sie den Namen „Die erste Begegnung im Schloss Eutin“. Der Boden, auf dem die Figuren stehen, ähnelt einem Schachbrett. Es soll verdeutlichen, dass, wie in einem Spiel, die Kinder als Figuren strategisch hin und her geschoben werden.

Zur Bildpremiere waren auch die beiden „Hauptdarsteller“ eingeladen. Insgesamt dreimal zwei Monate hatte die Malerin für das Schaffen des Gemäldes gebraucht. Das sei nur möglich gewesen, weil die dargestellte Szene von echten Modellen nachgestellt wurde, erklärte die Nindel. Timo Schwertner (11) aus Güterglück wurde die Ehre zuteil Peter III. als Kind darzustellen, die Zerbsterin Ruby Kucera (9) war die Vorlage für Katharina II. Mit Stolz und etwas überwältigt vom riesigen Kunstwerk beäugten die Beiden das Resultat ihrer Mühen, stundenlang in einer Pose zu verwahren.

In der Schaffensphase lebte Orlova-Afinogenova in Zerbst. In der Galerie stellte sie das neue Werk fertig. „Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die mir geduldig geholfen haben und für das Interesse der Zerbster an meiner Arbeit.“ Ein Kunstwerk sei erst gelungen, wenn die Betrachter es anders interpretieren, als es der Künstler vielleicht gedacht habe, eröffnete sie die Ausstellung.

Das neue Werk sowie über 20 weitere Exponate der Malerin sind ab Freitag, 17. März, für einen Monat in der Kunstgalerie „fabra ars“ in der Grünen Zitadelle von Magdeburg zu bewundern. Anschließend wird das Gemälde in Kiel in der Landesbibliothek Schleswig-Holstein im Rahmen der Ausstellung über Katharina II. zu sehen sein, stellte Nindel in Aussicht.