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Steffen Deibler schwimmt in Berlin Weltjahresbestzeit

28.04.2013, 14:42

Berlin - Steffen Deibler bejubelte als Vorschwimmer eine Weltjahresbestzeit, die deutschen Schwimmer meisterten auch ohne Britta Steffen und Paul Biedermann die erste Etappe nach der Olympia-Tristesse.

Angeführt von Deibler mit seinem herausragendem Auftritt über 100 Meter Schmetterling (51,19 Sekunden) und vier Titeln gab es reihenweise WM-Tickets. Dagegen ist Britta Steffen auf dem Weg zum Saisonhöhepunkt vom 19. Juli bis 4. August in Barcelona auf Wohlwollen des Verbandes angewiesen. Der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz zog in Berlin ein "insgesamt sehr gutes Fazit mit dem kleinen Wermutstropfen der Absage von Britta Steffen im Auge".

Lambertz freute sich bei den Titelkämpfen über einige Top-Zeiten wie der weltweit zweitbesten von Brustschwimmer Christian vom Lehn, guten Auftritten einiger Etablierter oder Überraschungen wie von einem "Sonnenscheinchen" wie Selina Hocke mit zwei Titeln. Der Olympia-Vierte Steffen Deibler präsentierte sich trotz längerer Pause mit Siegen über 50 Meter sowie 100 Meter Schmetterling und Freistil in überragender Frühform. "Das war sauschnell, schneller als Phelps bei seinem Olympiasieg", sagte der ausgepowerte Hamburger nach seiner Weltjahresbestzeit. Kurz danach drehte auch der WM-Dritte vom Lehn nach 2:08,81 Minuten über 200 Meter Brust mit persönlicher Bestzeit auf: "Ich habe alles rausgelassen im Endlauf."

Deibler sorgte als erfolgreichster Starter dieser DM über die 100 Meter Schmetterling für den zweiten deutschen Rekord der Titelkämpfe. Den ersten hatte Yannick Lebherz über 400 Meter Lagen aufgestellt. Über diese Strecke schwamm Lebherz ebenso wie über 200 Meter Rücken in die Top 3 der Welt. Dorthin schaffte es auch Dorothea Brandt durch ihren Sieg über 50 Meter Freistil, ihrem dritten Titel dieser DM.

Jeweils rund zwei Dutzend Athleten entsandte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) zu den Weltmeisterschaften in Rom (2009) und Shanghai (2011) sowie zu den Spielen nach London (2012). 21 Sportler erfüllten die im Vergleich zu den Vorjahren leichteren Einzelnormen, mit zusätzlichen Staffel-Startern wird der Kader nun ähnlich groß wie in den vergangenen Jahren sein. Man wolle ein schlagkräftiges Team nach Spanien schicken, in dem "wahrscheinlich, hoffentlich, vielleicht auch Britta Steffen dabei sein wird", betonte Lambertz.

"Wir haben gesehen, dass unsere Schwimmer angreifen", sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Nach dem medaillenlosen Auftritt der Beckensportler im Aquatics Centre von London darf der DSV allen Hoffnungssch(w)immern zum Trotz aber noch längst keine rauschende WM in Spanien erwarten. Edelmetall muss aber spätestens bei den Heim-Europameisterschaften 2014 in Berlin her. Darauf ist Biedermann schon jetzt "verdammt heiß".

Der Weltrekordler hatte nach gesundheitlichen Problemen frühzeitig die WM-Saison abgehakt. Auf der Tribüne musste er nun mitleiden, als Freundin Britta Steffen beim Kampf um die Qualifikationszeit scheiterte. Nach schwachen 55,68 Sekunden im Vorlauf über 100 Meter Freistil packte die Doppel-Olympiasiegerin von Peking ihre Sachen zusammen. Ohne Norm muss der Verband nun über die WM-Chancen der an einem viralen Infekt leidenden Steffen befinden. Ähnliches gilt für Brustschwimmer Marco Koch. Der deutsche Rekordhalter wurde über 200 Meter wegen eines nicht erlaubten Delfinkicks disqualifiziert. Seine Zeit und Vorleistung empfehlen ihn aber für einen Start in Barcelona.

Lambertz kündigte schon an, die Frage der Nominierung bei Steffen "wohlwollend" zu prüfen. Der Handlungsspielraum ist da, zumal sich über 100 Meter Freistil nur Daniela Schreiber für einen Einzelstart qualifizierte. Über 50 Meter Freistil ist für die Olympia-Vierte und Neu-Hallenserin dagegen kein Platz mehr frei. Sie selbst mochte sich nicht äußern. Biedermann betonte, dass man auf seine Freundin "auf keinen Fall verzichten kann".

Mit Titeln über 50 und 100 Metern meldete sich nach schwerer Verletzung im Vorjahr Brustschwimmer Hendrik Feldwehr zurück. Europameisterin Jenny Mensing musste nach langjähriger Überlegenheit gleich zwei Niederlagen einstecken, gewann aber über 100 Meter. Die erst 16-Jährige Hocke besiegte sie zuvor über 50 und 200 Meter Rücken - und vergoss zahlreiche Freudentränchen. "Für mich ist das alles so unfassbar", erklärte die Berlinerin; und fast alle freuten sich mit. "So ein Sonnenscheinchen, da muss man einfach mitlachen", sagte Lambertz.