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Auch Ligapräsident Rauball für Anti-Doping-Gesetz

14.08.2013, 09:55
Auch Reinhard Rauball ist für ein Anti-Doping-Gesetz. Foto: Rainer Jensen
Auch Reinhard Rauball ist für ein Anti-Doping-Gesetz. Foto: Rainer Jensen dpa

Berlin - Nach den hitzigen Diskussionen über die brisante Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" wächst der Druck auf die Politik: Nach DOSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen hat jetzt auch Fußball-Spitzenfunktionär Reinhard Rauball ein Anti-Doping-Gesetz gefordert.

"Ich bin der Auffassung, dass man jetzt ein Anti-Doping-Gesetz in Angriff nehmen sollte", sagte der Ligapräsident der "Sport Bild".

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach steht einer verschärften Gesetzgebung eher kritisch gegenüber. "Wenn es ein solches Anti-Doping-Gesetz gäbe, würde sich die Frage stellen: Wie schnell kommt man zu einem Urteil? Wir brauchen die Sportgerichtsbarkeit und ihre schnellen Entscheidungen, um den Wettbewerb in Gang zu halten", sagte der Boss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der "Sport Bild".

Vor von Richthofen und Rauball hatten sich bereits zahlreiche prominente Athleten und die beiden Verbandsbosse Clemens Prokop (Leichtathletik) und Rudolf Scharping (Radsport) für ein Anti-Doping-Gesetz stark gemacht. "Der maßgebliche Grund ist der, dass die Strafverfolgungsbehörden deutlich bessere Beweiserhebungsmöglichkeiten hätten, etwa in Form von Durchsuchungen oder Beschlagnahmungen. Dies kann die Verbandsgerichtsbarkeit nicht leisten", erklärte Rauball.

Von Richthofen hatte in dieser Thematik sogar eine Kehrtwende vollzogen. Das Arzneimittelgesetz sowie die Nationale und Welt-Anti-Dopingagentur reichten inzwischen nicht mehr zur Dopingbekämpfung aus, sagte der 79-Jährige in einem Interview des ZDF-Magazins "Frontal21". Er habe in dieser Frage seine Meinung geändert. Der Staat verfüge durch rechtsstaatliche Mittel über ganz andere Durchgriffsmöglichkeiten, sagte von Richthofen, der als Nachfolger von Hans Hansen bis 2006 Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) war. Die Unabhängigkeit der Sportverbände werde seines Erachtens dadurch nicht angetastet, weil in einem kriminellen Bereich der Staat um Hilfe gebeten werde.

Zuletzt hatte das baden-württembergische Justizministerium einen Gesetzentwurf zur Strafbarkeit des Dopings in den Bundesrat eingebracht. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und DOSB-Präsident Thomas Bach haben sich bisher stets gegen ein Anti-Doping-Gesetz ausgesprochen. Das Arzneimittelgesetz sei ausreichend.

Die Sondersitzung des Sportausschusses im Deutschen Bundestag zu der Studie über die dunkle Doping-Vergangenheit der Bundesrepublik soll jetzt am 2. September stattfinden. Dies teilte die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. Damit dürfte Bach der Einladung zur Sondersitzung nicht folgen können. Bereits am 4. September wird sich die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Buenos Aires zur Vorbereitung der 125. Vollversammlung treffen. Bach gilt im Sechskampf um das IOC-Präsidentenamt als Favorit.

"Ich bedauere sehr, dass sich der ursprüngliche Antrag der FDP-Fraktion nach einem zeitnahen Termin der Sondersitzung noch im August plötzlich in Luft aufgelöst hat", sagte die SPD-Politikerin Freitag. "Nach meinen bisherigen Informationen kann DOSB-Präsident Thomas Bach am 2. September nicht an der Sitzung teilnehmen. Das aber wäre nicht nur aus meiner Sicht eigentlich erforderlich gewesen."