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Scheidender IOC-Chef Rogge: Lob für Bach und München

18.08.2013, 11:06

Berlin - Mit einem großen Lob an seine sechs Nachfolgekandidaten um Thomas Bach, einer positiven Bilanz seiner zwölfjährigen Amtszeit und deutlichen Worten bei der Debatte um das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland geht Jacques Rogge in die letzten drei Wochen als IOC-Chef.

Beim Rennen um seine Nachfolge bezeichnete der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees den DOSB-Chef Thomas Bach als "starken Kandidaten". Gleichwohl wollte der Belgier keinen der Bewerber präferieren. "Ich kenne die sechs Kandidaten schon sehr lange. Wir haben freundschaftliche Kontakte aufgebaut. Jeder von ihnen hat alle Qualitäten, um ein sehr guter Präsident zu sein", sagte Rogge in einem Interview des "Tagesspiegel am Sonntag".

Bach habe die Qualitäten, die auch die fünf Mitbewerber auszeichneten. "Wissen über den Sport, Liebe zum Sport und das, was er erreicht hat im IOC und im Leben", ergänzte Rogge. Die 125. IOC-Vollversammlung entscheidet am 10. September in Buenos Aires, wer neunter IOC-Präsident wird. Der Banker Richard Carrion (Puerto Rico) und Ng Ser Miang (Singapur) gelten als Bachs härteste Rivalen im Sechskampf um das wichtigste Amt im Weltsport. Denis Oswald (Schweiz), Sergej Bubka (Ukraine) und Wu Ching-Kuo (Taiwan) werden nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Sein Nachfolger müsse die Fähigkeiten haben, "Leuten genau zuzuhören, und nicht zu viel zu reden", sagte Rogge und fügte mit Blick auf die anstehenden Ziele hinzu: "Die Qualität der Spiele, der Kampf gegen Doping und illegale Sportwetten." Ein weiteres Thema sei für die Zukunft, junge Menschen zum Sport zu bringen.

Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2022 hält Rogge eine mögliche Bewerbung Münchens für aussichtsreich. "Ich glaube, München hätte eine sehr gute Chance. Aber es kommt auch auf die anderen Bewerber an, deshalb ist es ein bisschen früh, um darüber zu sprechen." Die Sportfachverbände entscheiden am 30. September, ob sie eine Bewerbung Münchens für 2022 unterstützen. Am 10. November kommt es dann zum Bürgerentscheid, vier Tage später muss die Bewerbung eingereicht werden. Am 31. Juli 2015 wird in Kuala Lumpur über den Ausrichter entschieden.

An dieser Entscheidung ist Rogge als führender IOC-Funktionär nicht mehr beteiligt. Wenn der frühere Olympia-Teilnehmer in Buenos Aires abtritt, blickt er zufrieden auf seine zwölfjährige Amtszeit zurück. Er habe die Reformen von seinem Vorgänger Juan Antonio Samaranch fortgeführt und verstärkt, sagte Rogge mit Blick auf den IOC-Korruptionsskandal vor der Jahrtausendwende. Als Errungenschaft seiner IOC-Präsidentschaft hob Rogge die Qualität der Olympischen Spiele, die Einführung der Olympischen Jugendspiele, die Verteidigung der Werte gegen Doping, illegale Sportwetten und Spielmanipulationen, die finanzielle Solidität und den Einzug bei den Vereinten Nationen mit einem Beobachterstatus hervor.

Auf Abschiedstour befinde er sich aber nicht, vielmehr beschäftigen ihn weiter die aktuellen Probleme. In der Kontroverse um das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland bekräftigte er das Protestverbot für Athleten bei den Spielen in Sotschi. "Das sollte nicht als Sanktion gesehen werden, sondern eher als Mittel, um Athleten zu schützen, damit sie nicht unter Druck gesetzt werden, die Spiele als Plattform zu nutzen", sagte Rogge und berief sich auf die entsprechende Regel 50 der olympischen Charta.

Gegen internationale Proteste hatte Kremlchef Wladimir Putin unlängst ein Anti-Homosexuellen-Gesetz in Kraft gesetzt. Man müsse erst abwarten, ob und wie das Gesetz künftig umgesetzt werde, vor allem während der Spiele in Sotschi, mahnte IOC-Chef Rogge. "Als Sportorganisation können wir weiterhin daran arbeiten, dass die Spiele ohne Diskriminierung gegen Athleten, Offizielle, Zuschauer und Medien stattfinden", sagte Rogge. Das IOC habe "Zusagen von höchsten Regierungsstellen in Russland, dass diese Gesetzgebung niemand beeinträchtigen wird, der die Spiele besucht oder daran teilnimmt", versicherte der Verbandsboss. Unterdessen prophezeit Rogge eine große Nachhaltigkeit der Spiele in Russland. Sotschi werde ein großartiges Vermächtnis haben.