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Fahrbericht McLaren 570S Spider im Test: 15 Sekunden bis zur Seligkeit

Seit McLaren vor sieben Jahren wieder mit dem Bau von Straßensportwagen begonnen hat, weht buchstäblich ein frischer Wind auf der Überholspur. Jetzt frischt die Brise noch einmal merklich auf. Fahrbahn frei für den offenen McLaren 570S.

09.08.2017, 03:17
Der Spider ist einer der leichtesten seiner Art. Den Sprint von 0 auf 100 km/h schafft er in 3,2 Sekunden. Das Spitzentempo liegt bei geschlossenem Dach bei 328 km/h, mit offenem Dach bei 315 km/h. Foto: McLaren/dpa
Der Spider ist einer der leichtesten seiner Art. Den Sprint von 0 auf 100 km/h schafft er in 3,2 Sekunden. Das Spitzentempo liegt bei geschlossenem Dach bei 328 km/h, mit offenem Dach bei 315 km/h. Foto: McLaren/dpa dpa

Berlin (dpa-infocom) - Nach den Sommerferien geht die McLaren Sports Series als 570S Spider oben ohne ins Rennen. Zwar ist der Zweisitzer das bis dato günstigste Open-Air-Modell aus Woking und deshalb der designierte Bestseller der Briten. Ein billiges Vergnügen ist er trotzdem nicht.

Der McLaren 570S Spider hat einen Grundpreis von 208 975 Euro. So fängt der Sommerspaß bei McLaren dort an, wo er bei Porsche mit dem 911 Turbo S oder bei Mercedes-AMG mit dem GT Roadster schon wieder aufhört.

Windmaschine mit 570 PS

Allerdings bietet der 570S dafür eine der wildesten Windmaschinen, die man in dieser Klasse kaufen kann. Im Heck steckt ein 3,8 Liter großer V8-Motor, dem zwei Turbolader imposante 419 kW/570 PS abringen. Der Motor brüllt wütend auf, dreht rasend schnell nach oben und wuchtet ein maximales Moment von 600 Newtonmeter an die Hinterachse.

Weil der Spider mit seinen knapp 1,5 Tonnen zudem einer der leichtesten seiner Art ist, beschleunigt er in gerade einmal 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Nach 9,6 Sekunden flimmert eine 200 über den digitalen Tacho. Wer weiter tapfer auf dem Gas stehen bleibt, hat wenig später mehr als 300 Sachen auf der Uhr. Bei geschlossenem Verdeck erreicht der Spider wie das Coupé 328 km/h. Dass es mit offenem Dach nur 315 Sachen sind, wird niemanden ernsthaft stören.

Kommod wie ein Kleinwagen

So unbändig stark der Spider ist, so leicht lässt er sich bändigen. Solange die beiden Drehschalter für das Fahrwerk und den Motor auf "Komfort" stehen, ist der Tiefflieger so zahm wie ein Kleinwagen und kinderleicht zu fahren. Erst wenn man auf Sport oder Track dreht, zeigt der McLaren sein zweites Gesicht und wird zur Furie.

Giftig schießt er dann davon. Die bislang kaum merkliche Doppelkupplung buhlt mit dezenten Nackenschlägen um Aufmerksamkeit, und gierig frisst er jede noch so enge Kurve. Dabei fordert der Spider zwar die volle Aufmerksamkeit, ist aber ohne Tücke und lässt sich viel leichter führen als die Konkurrenten. Nicht zuletzt, weil er ein paar Zentner weniger auf die Waage bringt als Porsche 911 oder AMG GT.

Erst Geduld üben, dann Gas geben

Bevor man die Raserei so richtig genießen kann, muss man sich für 15 Sekunden am Riemen reißen. Denn so lange dauert es, bis sich die beiden Hartschalen des Verdecks unter die Klappe hinter den Sitzen gefaltet haben. Das funktioniert leider nur bis 40 km/h.

Zwar sind das im Vergleich mit der Konkurrenz solide Werte. Doch wenn acht Zylinder nach jedem Tropfen Sprit gieren wie ein Wanderer in der Wüste nach Wasser und wenn voraus eine freie Straße lockt, dann können einem 15 Sekunden verdammt lang werden.

Roadster mit Reizüberflutung

Als Lohn für die Geduld, erlebt man den 570S mit offenem Dach noch viel intensiver. Mit dem Wind in den Haaren fühlt er sich gleich doppelt so schnell an und mit dem ungefilterten Brüllen im Nacken hat der Motor zumindest im Kopf die doppelte Kraft.

Das funktioniert sogar bei schlechtem Wetter: Nicht umsonst kann man statt des Dachs auch nur die Heckscheibe öffnen und muss dafür nicht einmal vom Gas gehen. Wenn es einem bei Sonnenschein zu stürmisch wird, lässt man die Scheibe einfach stehen und nutzt sie als Windschott.

Ein bisschen Vernunft

Zwar geht es in einem Sportwagen wie dem McLaren vor allem ums Vergnügen. Doch so ganz lassen die Briten die Vernunft nicht außen vor - selbst wenn sie nur halb so viele Assistenz- und Komfortsysteme anbieten wie die deutschen Konkurrenten und das Cockpit nicht mit dutzenden Schaltern oder Monitoren pflastern.

Aber immerhin haben sie den Sturm so gut im Griff, dass man sich bei offenem Dach und geschlossenen Fenstern noch halbwegs unterhalten kann. Nicht nur im Bug bieten sie 150 Liter Kofferraum, sie nutzen bei geschlossenem Dach auch den Verdeckkasten fürs Gepäck und können zum ersten Mal bei einem Spider sogar mit einem Handschuhfach aufwarten.

Fazit: Summertime ganz ohne Blues

Von wegen Summertime-Blues. Stark, schnell, scharf und ungeheuer intensiv, macht dieser Spider jeden Sommertag zum Spektakel. Zugeben, können das ein offener Porsche 911 oder ein AMG GT Roadster auch und sind dabei sogar ein wenig billiger. Doch so pur und unverfälscht wie der 570S ist kein anderer Spider dieser Saison. Selbst wenn er bald das meistverkaufte Modell der Briten ist, wird er gemessen an Porsche und Co. eine Seltenheit bleiben und damit um so reizvoller.

Datenblatt: McLaren 570S Spider

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

Bei allem Fahrspaß hat McLaren auch an die Vernunft gedacht. Zumindest ein wenig. Denn im Spider sind nur halb so viele Assistenz- und Komfortsysteme zu finden wie bei der deutschen Konkurrenz. Foto: McLaren/dpa
Bei allem Fahrspaß hat McLaren auch an die Vernunft gedacht. Zumindest ein wenig. Denn im Spider sind nur halb so viele Assistenz- und Komfortsysteme zu finden wie bei der deutschen Konkurrenz. Foto: McLaren/dpa
dpa
Außerdem verfügt der Spider über eine separat zu öffnende Heckscheibe. Foto: McLaren/dpa
Außerdem verfügt der Spider über eine separat zu öffnende Heckscheibe. Foto: McLaren/dpa
dpa
Der offene Zweisitzer kostet mindestens 208 975 Euro. Das sind rund 30 000 Euro mehr als das Coupé. Foto: McLaren/dpa
Der offene Zweisitzer kostet mindestens 208 975 Euro. Das sind rund 30 000 Euro mehr als das Coupé. Foto: McLaren/dpa
dpa
Dafür gibt es ein versenkbares Hardtop, das sich binnen 15 Sekunden elektrisch hinter die beiden Sitze faltet. Bis Tempo 40 lässt sich das Verdeck während der Fahrt bedienen. Foto: McLaren/dpa
Dafür gibt es ein versenkbares Hardtop, das sich binnen 15 Sekunden elektrisch hinter die beiden Sitze faltet. Bis Tempo 40 lässt sich das Verdeck während der Fahrt bedienen. Foto: McLaren/dpa
dpa