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Ran an die Leitung Warum sich ein Glasfaseranschluss lohnt

Der örtliche Versorger bietet den Internet-Anschluss per Glasfaser an und startet eine Ausbauaktion? Hauseigentümer fragen sich dann häufig, ob sich das lohnt. Klar, sagen Experten.

Von Till Simon Nagel, dpa 19.08.2019, 04:40

Berlin (dpa/tmn) - Die Glasfaser ist der Internetzugang der Zukunft. Da sind sich Politik und Kommunikationsanbieter einig. Doch in weiten Teilen Deutschlands sind Haushalte ohne Kabelanschluss und Glasfaser noch auf die Telefonleitung angewiesen.

Mit etwas Glück reicht das aus, gerade in abgelegeneren Gebieten oder kleinen Ortschaften gibt es aber häufig nur Schneckentempo.Werben dann Glasfaser-Netzanbieter mit Ausbauaktionen, sorgt das häufig für Hoffnung auf flotten Netzzugang. Genauso häufig haben Hauseigentümer aber auch viele offene Fragen. Hier sind Antworten auf einige der wichtigsten davon:

Was macht die Glasfaser besser als TV-Kabel und Kupfer?

Der DSL-Anschluss per Kupferkabel schafft einfach nicht so viel Datendurchsatz. Aktuell ist bei rund 250 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Schluss. Und diese Maximalwerte erreichen die Anschlüsse selten. Das TV-Kabel schafft da schon mehr, einzelne Anbieter versprechen bis zu ein Gigabit pro Sekunde (Gbit/s). Das Problem: Das TV-Kabel ist ein geteiltes Medium. Sind also viele Nutzer angeschlossen und aktiv, bekommt keiner das Maximum.

Ähnlich sieht es beim Datenfunk über LTE aus. Sind viele Nutzer in einer Funkzelle aktiv, sinkt die Kapazität für jeden einzelnen. Der Funkverkehr ist außerdem anfälliger für Störungen.

Bei der Glasfaser versprechen die Anbieter zuverlässigere Anbindung, mehr Geschwindigkeit und geringere Reaktionszeiten. Rund 1,1 Millionen Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder zum Netzabschlusspunkt (FTTB/FTTH), weist der Jahresbericht 2018 der Bundesnetzagentur aus.

Wie kommt die Glasfaser ins Haus?

Das kommt auf den Ort und vorhandene Leitungen an. Der einfachste Fall: Es gibt bereits Leerrohre vom Anschlussschacht an der Straße ins Haus. Dann kann die Glasfaser dadurch verlegt werden. Wer neu baut oder renoviert, kann so schon vorarbeiten und später sparen.

Gibt es kein Leerrohr, kommen laut Glasfaserverband Breko die Kabel zum Beispiel mit der sogenannten Erdrakete oder mit einem Spülbohrer durch den Gartenboden bis zur Hauswand. Die Glasfaser wird oberirdisch ins Erdgeschoss oder durch die Kellerwand in den Keller verlegt und mit dem Netzabschlusskasten verbunden. Diese geschlossene Verlegeweise funktioniert in den meisten Fällen. Nur wenn größere Hindernisse wie Felsen im Weg liegen, muss gegraben werden.

Was kostet mich das?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Einige Anbieter verlegen die Leitung kostenlos, erklärt Breko-Referent Frederik Palmer, andere verlangen einen Beitrag. Bei manchen Anschlussaktionen locken Anbieter mit günstigen Konditionen für Hauseigentümer, die sich früh festlegen. Wieder andere Anbieter machen die Verlegung von der Buchung eines Internetzugangs über Glasfaser für einen bestimmten Zeitraum abhängig oder verlegen nur bis zur Grundstücksgrenze.

Manko: Häufig muss zunächst ein bestimmter Anteil anschlusswilliger Haushalte in einer Ortschaft erreicht werden, etwa 40 Prozent, bevor Bauarbeiten beginnen.

Die monatlichen Preise für den Internetzugang per Glasfaser unterscheiden sich nicht groß von anderen kabelgebundenen Zugängen. Je schneller der Anschluss, desto höher der Preis. Ein Anschluss mit maximal 100 Mbit/s kostet im Mittel um 45 Euro monatlich, für das Gigabit nehmen Telekom und Deutsche Glasfaser etwa 120 Euro im Monat.

Was für Fallstricke drohen?

"Wer Glasfaser kriegen kann, sollte sie sich holen", sagt Jurist Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Wachsamkeit schadet aber nicht. Beispiel Anschlusskosten: Hier sollte man sich alle Posten gut vorrechnen lassen. Manche Versorger verlegen die Leitungen nur bis zur Grundstücksgrenze kostenlos. Liegt das Haus weit davon entfernt, kann die restliche Verlegung teuer werden.

Manchmal passen auch Anschluss- und Kündigungstermine von Glasfaser und bisherigem Anbieter nicht zusammen. Schlimmstenfalls zahlen Kunden dann bis zum Ablauf des Altvertrags doppelt. Wita rät hier: "Lassen Sie sich vom neuen Anbieter schriftlich bestätigen, dass er für Folgekosten durch Vertragsüberschneidung aufkommt." Einige Anbieter springen hier nämlich ein und geben für den Zeitraum der Doppelzahlung beispielsweise Gutschriften.

Ich brauche so schnelles Internet doch gar nicht, oder doch?

"Man sollte das auch als Zukunftsinvestition betrachten", sagt Breko-Mann Palmer. Bei immer mehr vernetzten Geräten und Streaming in hoher Auflösung werden die Kupferleitungen bald an ihre Grenzen kommen. Gerade Familie sollten einen höheren Bedarf einplanen.

Was habe ich sonst noch davon?

"Manches Haus ist mitunter dadurch erst verkaufbar", sagt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Gerade ältere Häuser oder solche in ländlichen Gebieten können durch einen modernen Datenanschluss an Wert zulegen. Zwischen 5 und 8 Prozent höhere Verkaufspreise sind laut Haus & Grund drin.

Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und Inftastruktur

Jahresbericht 2018 der Bundesnetzagentur (pdf)

Erklärfilm zu Glasfaser-Verlegetechniken (Vimeo)

Viele örtliche Versorger starten Ausbauaktionen für Internet-Anschlüsse per Glasfaser. Dafür werden neue Leitungen verlegt. Foto: Patrick Pleul
Viele örtliche Versorger starten Ausbauaktionen für Internet-Anschlüsse per Glasfaser. Dafür werden neue Leitungen verlegt. Foto: Patrick Pleul
dpa-Zentralbild
Für einen Glasfaseranschluss im Haus versprechen die Anbieter zuverlässigere Anbindung, mehr Geschwindigkeit und geringere Reaktionszeiten. Foto: Franziska Gabbert
Für einen Glasfaseranschluss im Haus versprechen die Anbieter zuverlässigere Anbindung, mehr Geschwindigkeit und geringere Reaktionszeiten. Foto: Franziska Gabbert
dpa-tmn
Durch solche Rohre werden die Glasfaserleitungen zum Beispiel unter Gehwegen oder Straßen verlegt. Foto: Florian Schuh
Durch solche Rohre werden die Glasfaserleitungen zum Beispiel unter Gehwegen oder Straßen verlegt. Foto: Florian Schuh
dpa-tmn