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Aus Liebe zur Natur Wie werde ich Revierjäger/in?

Sie kennen mehr als 250 Pflanzen, waten bei Minusgraden durch Flüsse und gehen Wildunfällen nach: Revierjäger machen weit mehr als mit der Büchse durch den Wald zu laufen. Und der Beruf wandelt sich: Auch Wild- und Waldpädagogik spielen eine immer größere Rolle.

Von Inga Dreyer, dpa 10.12.2018, 09:00

Aschendorf (dpa/tmn) - Frühmorgens bei Sonnenaufgang auf dem Ansitz Tiere beobachten: Solche Momente gehören zu den schönsten in seinem Beruf, erzählt Yannick Wachholz, der eine Ausbildung zum Revierjäger absolviert.

Wer von Beruf Jäger ist, sorgt in Jagdrevieren für die Gesundheit und Artenvielfalt des Wildbestandes, versorgt Tiere im Winter mit Futter, erkennt Krankheiten und reguliert den Wildbestand.

90 bis 95 Prozent der Aufgaben von Jägern hätten jedoch nichts mit dem Erlegen von Tieren zu tun, erklärt Revieroberjäger Christian Symens, Ausbilder an der Jagdschule Emsland. "Ein bisschen mit der Büchse in der Hand durch den Wald gehen - das ist es nicht", sagt auch Oberstudienrat Jens Hepper, an den Berufsbildenden Schulen II in Northeim (Niedersachsen) zuständig für die Ausbildung zum Revierjäger.

Aufgaben der Jäger

Es sei vielmehr ein Beruf mit viel Verantwortung. Überraschend sei für einige Auszubildende, dass es auch um Pflanzenökologie geht. "Ich sage immer: Am Ende der Ausbildung kennen Sie 250 Pflanzen, von denen Sie jetzt noch nichts wissen", so Hepper.

Zu den Aufgaben von Jägern gehört es auch, die geschossenen Tiere zu zerlegen und das Wildbret für den Verkauf vorzubereiten. Yannick Wachholz hat da keine Berührungsängste. Auch sein Vater und Onkel sind Jäger. Einem Tier das Leben zu nehmen, sei aber ein großer Schritt, betont er: "Dessen sollte man sich immer bewusst sein."

Besonders viel Freude bereiten dem Azubi Aufgaben wie das Anlegen von Blühstreifen: "Wenn das Wild sie hinterher annimmt, sehe ich, dass sich die Arbeit lohnt." Ein Schreibtischjob sei für ihn nie infrage gekommen. "Der Drang, draußen in der Natur zu arbeiten, ist bei mir eigentlich schon immer da."

Ausbildungsverfahren

Berufsschulen für angehende Revierjäger gibt es in Northeim und in Bayern. Dort absolvieren die Auszubildenden das erste Lehrjahr, bevor es in die Betriebe geht. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung haben in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 30 und 40 junge Menschen eine Ausbildung zum Revierjäger begonnen. Wer den Beruf ausüben will, müsse bereit sein, sich auch unangenehmen Dingen zu stellen, betont Berufsschullehrer Hepper. Bei Wildunfällen etwa seien Jäger zur Nachsuche verpflichtet, um das verletzte Wild zu finden - auch, wenn sie dafür bei Minusgraden durch einen Fluss waten müssen.

2018 wurden an der Berufsfachschule in Northeim zum ersten Mal zwei Berufsschulklassen aufgemacht. Das liege an der Vielzahl der motivierten Bewerber - aber auch daran, dass Jäger auf dem Arbeitsmarkt gesucht werden, wie Hepper erklärt. "Wildtiere bereiten in Deutschland immer mehr Probleme - sowohl in der Land- und Forstwirtschaft als auch im urbanen Bereich", so Hermann Wolff.

Perspektiven nach der Ausbildung

Während Jäger früher vor allem für private Revierpächter arbeiteten, fänden diese nun häufiger Jobs in der Aus- und Weiterbildung und im öffentlichen Bereich - etwa bei Landesforsten oder in Nationalparks.

Auch der Umgang mit Großraubwild gehört zum Jagd-Beruf. "Das Thema Wolf und Luchs wird uns in den nächsten Jahren nicht mehr loslassen", betont Wolff. Dabei gehe es nicht nur um das Management der Bestände, sondern auch um Aufklärungsarbeit: Wild- und Waldpädagogik ist hier das Stichwort.

Bei Notfällen müssen Jäger stets zur Stelle sein. Mit einer 40-Stunden-Woche sollten sie deshalb nicht rechnen, sagt Wolff. Die Bezahlung liege bei Berufsanfängern zwischen 2600 und 2800 Euro brutto monatlich.

Informationen der Bundesagentur für Arbeit

Jagdschule Emsland

Bundesverband Deutscher Berufsjäger

Ausbildung zum Berufsjäger an der BBS II Northeim

Auf dem Ansitz Tiere beobachten: Solche Momente gehören zu den schönsten in seinem Beruf, findet Yannick Wachholz. Foto: Markus Hibbeler
Auf dem Ansitz Tiere beobachten: Solche Momente gehören zu den schönsten in seinem Beruf, findet Yannick Wachholz. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn
Revierjäger sind Experten für Wildtiere: Ausbilder Christian Symens (l) bespricht mit Yannick Wachholz einen präparierten Habicht. Foto: Markus Hibbeler
Revierjäger sind Experten für Wildtiere: Ausbilder Christian Symens (l) bespricht mit Yannick Wachholz einen präparierten Habicht. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn
Jagdhornblasen gehört zum Brauchtum: Yannick Wachholz lernt in seiner Ausbildung an der Jagdschule Emsland alle Aspekte des Berufs kennen. Foto: Markus Hibbeler
Jagdhornblasen gehört zum Brauchtum: Yannick Wachholz lernt in seiner Ausbildung an der Jagdschule Emsland alle Aspekte des Berufs kennen. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn
Revierjäger sind bei Wind und Wetter draußen anzutreffen: Der Auszubildende wird bei einem Kontrollgang durch das Revier von einem Jagdhund begleitet. Foto: Markus Hibbeler
Revierjäger sind bei Wind und Wetter draußen anzutreffen: Der Auszubildende wird bei einem Kontrollgang durch das Revier von einem Jagdhund begleitet. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn
Ein Schreibtischjob kam für ihn nie infrage: Yannick Wachholz genießt es, draußen in der Natur zu arbeiten. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Ein Schreibtischjob kam für ihn nie infrage: Yannick Wachholz genießt es, draußen in der Natur zu arbeiten. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
dpa-tmn
Fachleute, die auf dem Arbeitsmarkt gesucht sind: Angehende Revierjäger wie Yannick Wachholz sorgen in Jagdrevieren für die Gesundheit und Artenvielfalt des Wildbestandes. Foto: Markus Hibbeler
Fachleute, die auf dem Arbeitsmarkt gesucht sind: Angehende Revierjäger wie Yannick Wachholz sorgen in Jagdrevieren für die Gesundheit und Artenvielfalt des Wildbestandes. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn
Revierjäger laufen nicht nur mit dem Gewehr durch den Wald: Yannick Wachholz sorgt zum Beispiel auch dafür, dass die Tiere im Revier im Winter genügend Futter haben. Foto: Markus Hibbeler
Revierjäger laufen nicht nur mit dem Gewehr durch den Wald: Yannick Wachholz sorgt zum Beispiel auch dafür, dass die Tiere im Revier im Winter genügend Futter haben. Foto: Markus Hibbeler
dpa-tmn