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Impuls-Festivals Ein Fest der „jungen Meister“

Die Nachwuchsförderung ist ein Schwerpunkt des Impuls-Festivals für Neue Musik. Im Biber-Interview spricht der Intendant Hans Rotman über junge Talente und ihre Projekte.

02.11.2018, 10:56

Zwölf Uraufführungen gibt es in diesem Jahr im Impuls-Festivalprogramm und erstmals drei internationale Masterclasses. „Junge Meister“ stehen im Mittelpunkt des Festivals, das noch bis 17. November landesweit zu erleben ist.
In diesem Jahr steht das Impuls-Festival unter dem Motto „Junge Meister“. Ein Begriff, den Sie den Meistern des Bauhauses entlehnt haben. Was hat es damit auf sich?
Hans Rotman: Das Festival für die Arbeit mit dem Nachwuchs zu öffnen, ist eines der Grundanliegen von Impuls. Unsere Masterclasses, die an das Bauhaus angegliedert sind, funktionieren nach dem Bauhaus-Prinzip, aber eben auf dem Gebiet der Musik.
Also Lernen von den Meistern?
Hans Rotman: Genau! In den Masterclasses werden die Teilnehmer von Meistern angeleitet, wie auch der Bauhausgedanke auf dem Meister-Schüler-Prinzip beruhte. Nur dass unsere Teilnehmer allesamt bereits „Junge Meister“ sind, davon kann sich das Publikum in den Abschlusskonzerten überzeugen. In diesem Jahr hatten wir neben den Masterclasses für Komponisten und Dirigenten erstmals eine Masterclass für junge Solisten und haben Impuls mit dem Abschlusskonzert erstmals in der Künstlerstadt Kalbe vorgestellt.
Fünf junge Komponisten aus fünf Ländern haben sich für ein gemeinsames Projekt zusammengetan. „Breaking News“, eine politisch hoch aktuelle Komposition, wurde in Halle aufgeführt. Worum ging es?
Hans Rotman: Diese Komponisten sind junge Menschen, für die es selbstverständlich ist, sich mit Aktuellem zu befassen. In diesem Fall mit den berührenden Kommentaren junger arabischen Autorinnen über die Lage in ihrer Heimat, dem Mittleren Osten. Dafür ist die Form einer rasanten „Breaking News-Sendung“ gewählt worden. Die schnelle Information – Breaking News eben – wird kontrastiert mit der Reflexion über die Folgen von Kriegshandlungen. Ein höchst ungewöhnliches, aber zeitgemäßes Format für Neue Musik.
Das Sinfoniekonzert mit der Magdeburgischen Philharmonie am 15. und 16. November ist ein Fest der „jungen Meister“. Drei junge Solisten, vier junge Dirigenten, allesamt erfolgreiche Masterclass-Teilnehmer. Was erwartet das Publikum?
Hans Rotman: Oh ja, das wird wirklich ein Fest! Unsere vier Dirigenten – darunter drei Damen – sind auf einem hervorragenden Weg einer internationalen Karriere. Ich freue mich, dass sie zu Impuls zu einem fulminanten Konzert zurückkehren. Auch auf die drei jungen Solisten kann sich das Publikum freuen: Die Schlagzeuger Christian Sobbe aus Halle und Lucas Gilles aus Brüssel spielen Tan Duns rauschhaftes Konzert für Schlagzeug und Orchester „The Tears of Nature“. Und es wird ein Wiedersehen mit der äußerst begabten jungen Dresdener Geigerin Charlotte Thiele geben, die im vergangenen Jahr Cya Bazzaz virtuoses Stück „Azadi“ uraufgeführt hat. Ich kann nur empfehlen: Nicht verpassen!
Auch in diesem Jahr haben sich alle Orchester des Landes den programmatischen Ideen von Impuls geöffnet. Was können die Orchester aus der Zusammenarbeit mit Impuls mitnehmen?
Hans Rotman: Es ist ein gegenseitiges Profitieren. Um Neue Musik aufzufu¨hren, Auftragskompositionen zu vergeben, Projekte fu¨r Jugendliche zu unterstu¨tzen, Masterclasses fu¨r Dirigenten und Komponisten einen Sinn zu geben, geht es nicht ohne ausfu¨hrende, professionelle Musiker. Nur mit ihnen ist die professionelle Praxis gegeben, die nachhaltige Nachwuchsförderung braucht. Für die Orchester erfordert das Aufführen Neuer Musik immer den Mut zum Risiko, nicht nur in Bezug auf die Finanzierung. Es braucht intensivere Proben, zuweilen spezielle Instrumente, aber vor allem gute Interpreten und ein kluges Konzept, den Kosmos Neuer Musik überzeugend zu öffnen. Deshalb ist es gut, dass es speziellere Festivals gibt, die diese Spezialgebiete abdecken. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Neue Musik, sondern auch für Händel, Schütz, Bach und Telemann und auch für die Popmusik.