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Entdeckung eines Kontinents "Der lachende Kontinent": Bernd Dörries reist durch Afrika

Afrikas Politiker reklamieren das 21. Jahrhundert gerne als die Ära, in der der Kontinent groß rauskommen wird. Unbestreitbar ist: Das Interesse an Afrika wächst. Doch was wissen wir über seine Menschen? Ein neues Buch will die Neugier anregen.

Von Ralf E. Krüger, dpa 22.01.2020, 07:26

Johannesburg (dpa) - Faszination Afrika: Ist es lediglich ein Krisen-Kontinent voller potenzieller Flüchtlinge, wie ihn viele sehen - oder ist da doch mehr?

"Afrika ist für viele in Europa einfach ein trostloses Stück Erde, in dem es außer wilden Tieren und Hunger nicht viel zu sehen gibt", schreibt der Journalist und Buchautor Bernd Dörries. Auf 282 Seiten versucht er in seinem Buch "Der lachende Kontinent", recht kurzweilig seine Leser vom Gegenteil zu überzeugen.

Im Kongo reiste er per Boot auf dem gleichnamigen Fluss, in Äthiopien besuchte er Bob Geldofs Weingut. "Es wird in Afrika mehr gelacht als geschossen", begründet Dörries den etwas unglücklichen Buchtitel.

Seit 2017 berichtet er für die "Süddeutsche Zeitung" aus Kapstadt über Subsahara-Afrika und hat bisher insgesamt 34 Länder bereist. Entstanden ist aus diesen Erfahrungen eine Art afrikanisches Lesebuch, mit episodenhaften Momentaufnahmen. Geschickt streut er Reise-Anekdoten ein: Er will Appetit machen aufs Entdecken. Es ist kein Buch mit Tiefgang, sondern ein mit leichter Feder geschriebenes Buch für Afrika-Einsteiger; für solche, die unterhaltsam mehr wissen wollen über einen Kontinent, der oft auf seine Krisen reduziert wird.

Bewusst greift der Autor auf Vergleiche aus der Lebenswirklichkeit seiner deutschen Leserschaft zurück - etwa wenn er meint: "Ruanda ist ein wenig so, als sei die Schwäbische Alb in Afrika gelandet." Nirgends entspreche der Kontinent so wenig dem Bild, das man in Europa von ihm habe.

Oder wenn er die Hauptstadt des westafrikanischen Binnenstaates Burkina Faso beschreibt: "Ouagadougou ist für viele europäische Ohren so etwas wie das Buxtehude Afrikas - irgendwo da unten; ein Name, der nach Buschtrommel klingt in einem Land, dessen Namen sich doch kein Mensch merken kann." Dabei gilt es wegen seines Filmfestivals als eine Art "Cannes Afrikas"...

Das Buch beschreibt letztlich die individuelle Annäherung eines Berichterstatters an einen Kontinent, mit dem er zuvor kaum Berührungspunkte hatte. Und dessen Menschen ihn ein ums andere Mal verblüffen. In Botsuana etwa begegnet er einem hilfsbereiten Afrikaner, der mit seinem Kirchenchor die Welt bereist. Dörries: "Er ist ein schönes Beispiel dafür, dass Afrika nicht nur aus Menschen besteht, die von morgens bis abends an Europa denken, an die Flucht."

Die Backpacker der Welt, sie könnten genauso selbstverständlich durch Westafrika und Sierra Leone reisen, meint er nach seinen Besuchen dort: "Es ist schön, es ist sicher und billig: Es gibt fast alles - nur eben nicht für alle." Dörries' Buch wird vor allem dort faszinierend, wo er sich auf weitgehend unbereistes Terrain begibt. Etwa in die eritreische Hauptstadt Asmara - in einem Land, das lange Zeit als Nordkorea Afrikas gilt. Er kann seine Verblüffung kaum verhehlen wenn er schreibt: "Was man aber sieht entspricht nicht dem "Nordkorea Afrikas", man ist eher in der Toskana gelandet; Asmara gilt vielen als die schönste Hauptstadt Afrikas."

Er räumt selbst ein, dass seine Kapitel keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben können und betont: "Dafür beschreibt das Buch hoffentlich einiges, was sonst fehlt, wenn wir über Afrika reden: Freude und Normalität, Gastfreundschaft und die Kunst der Improvisation."

Der lachende Kontinent